Trauriger Rekord: Großbritannien führt nun Europas Todes-Statistik an
Großbritannien ist der neue europäische Spitzenreiter in der Todes-Statistik während der Coronakrise. In Großbritannien sind nach offiziellen Statistiken inzwischen mehr mit dem Coronavirus infizierte Menschen gestorben als in irgendeinem anderem Land Europas.
Allein in England und Wales starben bis 24. April fast 30 000 Menschen nach einer Ansteckung mit dem Erreger, wie die Statistikbehörde ONS (Office for National Statistics) mitteilte. Das Gesundheitsministerium ging am Dienstag dagegen von landesweit 29 427 Todesfällen aus. Die Statistiken gehen unterschiedlich mit Verdachtsfällen und den Zeiträumen um. Bislang hatte Italien die meisten Toten während der Pandemie registriert. Die John Hopkins University spricht von 29.502 Todesfällen.
Damit haben die Briten Italien in dieser "traurigen" Rangliste abgelöst, weltweit verzeichnen damit nur die USA offiziell mehr durch oder mit Covid-19 verstorbene Personen.
In den USA sind Wissenschaftlern zufolge mehr als 70.000 Menschen durch eine Infektion mit dem Virus ums Leben gekommen. Das ging am Dienstag (Ortszeit) aus den Daten der Universität Johns Hopkins in Baltimore hervor. Die Zahl der bestätigten Infektionen in den USA lag demnach bei knapp 1,2 Millionen - etwa ein Drittel der weltweit mehr als 3,6 Millionen Fälle.
Aus einer am Dienstag veröffentlichten Statistik der britischen Behörde ONS geht hervor, dass die Lage in Pflegeheimen in Großbritannien besonders verheerend ist. Allein in England starben zwischen dem 10. April und dem 1. Mai fast 6.400 Pflegeheim-Bewohner an den Folgen einer Coronavirus-Infektion. Gleich 2.044 dieser Todesfälle wurden laut der Statistik in der letzten Aprilwoche vermeldet.
Kritiker werfen Großbritannien schlechtes Krisenmanagement vor. Nach dem Vorbild Südkoreas will die Regierung nun mit umfangreichen Tests und der Nachverfolgung von Infektionsketten die Pandemie unter Kontrolle bringen. Das Motto zur Bekämpfung des Erregers lautet "test, track and trace" - etwa: testen, verfolgen und aufspüren. Eine seit Dienstag auf der Isle of Wight im Ärmelkanal getestete Warn-App soll helfen.
In Italien wurden am Tag nach der Lockerung der strengen Corona-Beschränkungen 236 Tote innerhalb eines 24-Stunden-Fensters vermeldet. Die Gesamtzahl über rund zweieinhalb Monate beläuft sich damit auf 29.315 Verstorbene. In der Lombardei, dem Zentrum von Italiens Coronavirus-Ausbruch, fiel der Reproduktionsfaktor mit 0,75 indes unter den Italien-Schnitt von 0,8. Damit infizieren in dieser Region aktuell 20 Infizierte "nur" 15 weitere Personen. Allgemeines Ziel ist es, im Reproduktionsfaktor unter bzw. möglichst weit unter 1 zu sein.
In den USA hingegen warnte die Gesundheitsbehörde CDC Medienberichten zufolge, dass die Zahl der täglichen Neuinfektionen im Land bis Anfang Juni um das etwa Achtfache auf 200.000 steigen könnte. Die tägliche Todeszahl könnte demnach inmitten der in vielen Bundesstaaten durchgeführten Lockerungen auf etwa 3.000 anwachsen.
Ihre düstere Prognose begründete CDC auch damit, dass einige Bundesstaaten und Bezirke nicht aggressiv genug gegen die Ausbreitung des neuartigen Virus vorgegangen seien oder bei der Lockerung von Restriktionen zu rasch voranschreiten würden. Das Weiße Haus in Washington relativierte, dass es sich bei der CDC-Prognose um ein "internes", nicht mit anderen Behörden abgestimmtes Dokument handle.
Nach Bekanntwerden der Prognosen hat New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo die zu schnelle Öffnung von Bundesstaaten kritisiert. "Je mehr Leute in Kontakt mit anderen Leuten sind, desto höher ist die Infektionsrate durch das Virus. Je mehr Leute sich infizieren, desto mehr Leute sterben", sagte Cuomo bei seiner täglichen Pressekonferenz am Dienstag. "Wenn wir schnell öffnen, hat das einen Preis."
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