Touristen-Ansturm auf den Südpol
Wettlauf zum Südpol, Amundsen gegen Scott, eines der größten Entdecker-Duelle der Menschheitsgeschichte. Am 8. Dezember 1911 steht der Norweger Roald Amundsen als Sieger fest, erreicht als erster Mensch den südlichsten Punkt der Erde.
Während der Brite Robert Scott auf Motorschlitten und sibirische Ponys gesetzt hat, die bei der enormen Kälte versagen, erweist sich Amundsens Taktik als goldrichtig. Er vertraut 52 Schlittenhunden, die er im Todesfall aneinander verfüttert. Tragisches Ende: Scott, dem Hunde zu „unbritisch“ schienen, erfriert samt Truppe. Die Antarktis ist nach wie vor eine der lebensfeindlichsten Gegenden der Welt.
Dennoch: Gewisse Teile sind touristisch erschlossen, können ohne Helden- bis Todesmut besucht werden. Die Hauptreisezeit ist der „australische Sommer“, von November bis März. Besuchten zwischen 1992 und 1993 noch 6.700 Touristen den Südpol, dürften es Ende dieser Saison 78.500 gewesen sein. Was bedeutet das für das sensible Ökosystem?
Die Antwort der Reiseunternehmer: Die Vorteile überwiegen. Reisende werden durch die Erfahrung für Umweltprobleme sensibilisiert, heißt es vom Unternehmen International Association of Antarctica Tour Operators (IAATO) gegenüber der New York Times.
Die Auswirkungen
Umweltschützer und Experten betonen zwar, dass der Tourismus im jetzigen Ausmaß kein massives Problem darstellt. Nachhaltige Spuren hinterlasse er aber schon. Einerseits können Touristen die empfindlichen Habitate von Pinguinen stören. Die Zahl der Zügelpinguine ist schon jetzt empfindlich gesunken, einige Kolonien sind laut Greenpeace um 77 Prozent geschrumpft. Dafür soll in erster Linie der anthropogene Klimawandel verantwortlich sein, durch den die Tiere Lebensraum und Nahrung einbüßen.
Mehr Einfluss als auf die Pinguin-Population haben Touristen auf folgende Dinge: Auf einigen historischen Eisformationen sind in den vergangenen Jahren Graffiti aufgetaucht. Reisende können zudem unabsichtlich Krabben, Muscheln oder Pflanzensamen einschleppen, die Fauna und Flora der Antarktis verändern.
Und: Auch der umweltbewussteste Tourist kommt nicht umhin, seine Grundbedürfnisse zu stillen, auf dem Reiseschiff einem Toilettengang, einer warmen Dusche oder dem obligatorischen Bad im Whirlpool zu frönen, das selbstverständlich an Deck eines jeden Kreuzers stehen muss, der das Eismeer durchquert. Die Ergebnisse landen im Wasser, lagern sich zwangsweise im Eis ab.
Damit zumindest die Schiffe „grüner“ werden, ist man von Benzin auf Diesel, zum Teil gar auf Batterien umgestiegen, wie die MS Roald Amundsen des norwegischen Unternehmens Hurtigruten. Problem: Reisen zur Antarktis werden immer billiger, kosten teilweise nur noch 4.000 Dollar pro Person. Und: Nicht alle Anbieter halten sich an internationale Verhaltensregeln.
Kommentare