"Totale Verkapitalisierung": 50 Millionen Opfer moderner Sklaverei

Moderne Sklaverei
UNESCO gedenkt des transatlantischen Sklavenhandels.

Die UNESCO begeht den 23. August 2024 als Internationalen Tag zur Erinnerung an den Sklavenhandel und dessen Abschaffung. Der Gedenktag am Freitag bezieht sich hauptsächlich auf den transatlantischen Sklavenhandel, aufgrund dessen Millionen afrikanischer Menschen aus ihrer Heimat entführt und ihrer Freiheit beraubt wurden. 

Die UN hat den Tag in der Vergangenheit aber auch genutzt, um Aufmerksamkeit auf die Gefahren moderner Sklaverei zu lenken.

Moderne Sklaverei

Weltweit sind fast 50 Millionen Menschen nach Angaben der Menschenrechtsorganisation "Walk Free" Opfer moderner Sklaverei. Als solche würden Situationen der Ausbeutung betrachtet, denen eine Person aufgrund von Drohungen, Gewalt, Täuschung oder Machtmissbrauch nicht entkommen kann.

Diese Ausbeutung kann verschiedene Ausprägungen annehmen: Sowohl sexuelle Ausbeutung, hauptsächlich von Kindern und Frauen, als auch viele Fälle von Zwangsheirat gelten als moderne Sklaverei. Außerdem werden Arbeit ohne Bezahlung und ohne Möglichkeit, das Arbeitsverhältnis zu beenden, als solche betrachtet sowie Zwangsarbeit in Gefängnissen, wie sie zum Beispiel in Russland und Nordkorea vorkommt.

Sklaverei als "totale 'Verkapitalisierung' eines Menschen" wurde nämlich nicht mit dem transatlantischen Sklavenhandel abgeschafft, sagt Dietmar Roller, der Vorstandsvorsitzende der International Justice Mission (IJM) in Deutschland, gegenüber der APA. Die christliche IJM geht als "Anwalt der Freiheit" gegen rechtlich gegen Fälle moderner Sklaverei vor. Roller sieht deren Ursprung nämlich darin, dass Rechtssysteme häufig Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, ausschließen würden. Sie hätten keinen Zugang zu dem, "was eine Gesellschaft als Schutz anbietet". Beispielsweise seien Menschen während der Migration sehr verletzlich, so Roller.

Social Media als Zugang zu Opfern

Die zunehmende Digitalisierung, besonders die Nutzung von sozialen Medien, verschaffe Tätern leichteren Zugang zu potenziellen Opfern, heißt es in einem Bericht des UN-Sonderberichterstatters für moderne Formen der Sklaverei sowie deren Ursprünge und Folgen, Tomoya Obokata. Besonders Frauen und Mädchen aus ärmeren Verhältnissen seien online besonders gefährdet.

Geschichten von ehemaligen Opfern bestätigen das: Die IJM berichtet von mehreren Fällen, in denen junge Frauen aus wirtschaftlich benachteiligten Ländern über das Internet Männer kennenlernten und von diesen überzeugt wurden, zu ihnen zu ziehen. Sofort nach der Ankunft nahmen die Täter den Frauen Handy, Geld und Dokumente ab, und zwangen sie, häufig unter Androhung von Gewalt, durch Sexarbeit Geld zu verdienen. Die Verdienste durften sich die Opfer nicht behalten; sie wurden von den Tätern für ihr eigenes Vergnügen ausgegeben.

KI soll helfen

Laut Obokatas Bericht können technologische Mittel aber auch bei der Bekämpfung moderner Sklaverei helfen. So könne das Internet genutzt werden, um Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken. Konkreter könne KI für automatische Opfererkennung herangezogen werden, oder den Herstellungsprozess eines Produktes überwachen, um mögliche Beteiligung von versklavten Personen zu erkennen.

Der 23. August wird von der UNESCO seit 26 Jahren als Gedenktag für den Sklavenhandel und seine Abschaffung begangen. Das Datum wurde ausgewählt, da in der Nacht von 22. auf 23. August 1791 ein Sklavenaufstand auf Haiti (damals Saint-Domingue) stattfand. Er gilt als eines der Ereignisse, die zur Abschaffung des transatlantischen Sklavenhandels führten.

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