Raubkunst aus der Kolonialzeit geht zurück nach Afrika
Die Büste von König Oba Uhumwelao aus dem 18. Jahrhundert war bisher im Pariser Museum Quai Branly für außereuropäische Kunst ausgestellt. Jetzt kehrt sie nach Benin zurück.
Benin, das 1960 unabhängig wurde, kämpft seit Jahren für die Rückgabe dieses und anderer Werke. 2017 verpflichtete sich Präsident Emmanuel Macron in einer Grundsatzrede in Burkina Faso zu ersten Rückgaben afrikanischer Kulturgüter.
Die in Berlin lehrende Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy, die seit Jahren für die Rückgabe kolonialer Beutekunst aus Frankreich und Deutschland kämpft, sprach von einem „außergewöhnlichen Ereignis“. Frankreich, das „so lange taub für die Wünsche Afrikas war“, sei nun das erste Land der Welt, das Kunstwerke an ein afrikanisches Land zurückgibt.
„Hemmungslos“
Bénédicte Savoy und der senegalesische Wirtschaftswissenschafter Felwine Sarr haben einen 230 Seiten umfassenden Bericht zur Restitution des afrikanischen Kulturguts erstellt. Die Forscher stellten fest, dass sich Hunderttausende Objekte im Besitz europäischer Institutionen und Privatsammlungen befinden, darunter 88.000 in den staatlichen Museen Frankreichs. In ihrem Bericht beschreiben Savoy und Sarr die französische Kolonialzeit zwischen 1883 und 1960 als eine Phase „extrem hemmungsloser ,Beschaffung’ von Kulturgütern“. Offiziere, Zivilisten, Kolonialbeamte und Wissenschafter brachten alles, was sie bekommen konnten „ins Mutterland“. Darunter auch Schädel von toten Kriegern und andere Dinge.
Die beiden Wissenschafter betonen, dass es ihnen nicht darum gehe „die Museen der einen zu leeren, um die der anderen zu befüllen“. Sie fordern eine differenzierte Rückgabe der Objekte.
Sammler protestieren
Protest ließ nicht lange auf sich warten. In Belgien warnte der Konservator Julien Volper vor dem Schaden für die nationalen Sammlungen. Das königliche Museum für Zentralafrika beherbergt eine der größten Sammlungen afrikanischer Kunst. Und Bernard Dulon, Präsident des französischen Kunsthändlerverbandes, behauptet, dass Präsident Macron die Rückgabe an afrikanische Staatschefs nur deshalb anbietet, „weil er die Märkte nicht an China verlieren will“. Ein anderer Kunsthändler namens Réginald Groux sagt, dass „ohne die Sammler 99 Prozent der Objekte in Vergessenheit geraten, den Termiten zum Opfer gefallen oder auf dem Scheiterhaufen religiöser Fanatiker gelandet wären“.
Emmanuel Macron will die Rückgabe von vorerst 26 Objekten wie die Büste von König Oba in zwei Wochen bei einem Empfang des Präsidenten von Benin, Patrice Talon, feiern.
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