11-jährige Mila darf nach Vergewaltigung nun doch abtreiben

11-jährige Mila darf nach Vergewaltigung nun doch abtreiben
Der Stiefvater soll das Mädchen mehrere Jahre lang missbraucht haben. Erst nach internationalem Druck stimmt Peru einem Schwangerschaftsabbruch zu - die Kirche ist entrüstet.

Peru hat einem 11-jährigen Mädchen nach einer heftigen Debatte nun doch eine Abtreibung erlaubt. Das Mädchen, das öffentlich als "Mila" bekannt ist, wurde einem Polizeibericht zufolge mehrere Jahre von ihrem Stiefvater vergewaltigt. Anfang August wurde Mila kurz vor der 18. Schwangerschaftswoche in einem Krankenhaus in der Amazonasregion Loreto, das sich weigerte, die Abtreibung vorzunehmen, abgewiesen.

Der Fall sorgte international für Aufsehen. Erst nachdem die Vereinten Nationen den peruanischen Staat zum Eingreifen aufgefordert hatten, wurde Mila in die Hauptstadt Lima gebracht, wo staatliche Ärzte am Wochenende die Abtreibung genehmigten.

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Hohe Dunkelziffer vermutet

Das Mädchen erhole sich jetzt gut, sagte Susana Chávez von der Frauenrechtsorganisation Promsex, und wird nach seiner Entlassung in staatlicher Obhut bleiben. Die Erfahrung von Mila zeige jedoch, dass der Staat beim Schutz junger Opfer von sexuellem Missbrauch versage, so Chávez gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters und fügte hinzu, dass es wahrscheinlich viel mehr Vergewaltigungen von Minderjährigen gebe als gemeldet.

Auf jedes schwangere Mädchen, das ins Krankenhaus kommt, kämen mindestens zehn Opfer von sexuellem Missbrauch. 

Offizielle Daten zeigen, dass die Zahl der Lebendgeburten bei Mädchen im Alter von zehn bis 14 Jahren in Peru im vergangenen Jahr um 14 Prozent auf 1.625 gestiegen ist. In der ersten Hälfte dieses Jahres wurden 14.500 sexuelle Übergriffe registriert, von denen 70 Prozent Minderjährige unter 17 Jahren betrafen.

Abtreibung ist in Peru nur dann legal, wenn das Leben der Mutter gefährdet ist, und selbst dann wird der Zugang durch eine "ultrakonservative" Gegenreaktion blockiert, so Chávez. Auch die peruanischen Bischöfe äußersten sich laut Vatican News zu dem Fall: Man könne "ein Übel, in diesem Fall eine direkte Abtreibung“, nicht damit rechtfertigen, dass man angeblich das Wohl einer anderen Person erreichen wolle, formulieren die Bischöfe.

Es sei die "Pflicht der Gesellschaft und des Gesundheitsministeriums, das Leben von Kindern und Ungeborenen zu schützen".

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Behörden suchen den Stiefvater

Die Behörden suchen nun nach Milas Stiefvater, der im Juli verhaftet, später aber aus Mangel an Beweisen freigelassen wurde. Die Entscheidung des Richters, ihn freizulassen, wurde weithin kritisiert, und Präsidentin Dina Boluarte hat seine "sofortige Festnahme" gefordert. Sein Aufenthaltsort ist derzeit unbekannt.

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