Streik in Frankreich: Proteste legen Paris lahm

Streik in Frankreich: Proteste legen Paris lahm
Erste Ausschreitungen beim Generalstreik in Frankreich. In Paris brennen die Mistkübel. Flüge und Züge fallen aus.

Ein Land steht still und bereitet sich auf heftige Unruhen vor. Für Paris-Touristen keine angenehme Situation. Am Donnerstag blieben der Eiffelturm und das Impressionisten-Museum d'Orsay mangels Personals geschlossen, auch die Bahnhöfe waren menschenleer, da 86 Prozent der Lokführer und 73 von 100 Schaffnern in den Streik getreten waren. Auch die Metro fuhr fast überhaupt nicht mehr. Die AUA musste ihren Frühflug nach Paris stornieren, und auch die Abendmaschine zurück nach Wien blieb am Boden. Auch die Bahnverbindungen von Wien über Deutschland nach Frankreich fielen aus.

Zahlreiche Gewerkschaften hatten im Konflikt um die geplante Rentenreform zu den branchenübergreifenden Streiks aufgerufen. Viele Lehrer und Krankenschwestern blieben zu Hause. Nur die Polizei machte Überstunden. Allein in Paris waren 6000 Sicherheitskräfte im Einsatz, weil man fürchtete, dass sich Randalierer unter die Demonstranten mischen könnten.

Schutz für Marianne

Vor dem Triumphbogen wurde ein Räumpanzer in Stellung gebracht.

Bei den Gelbwesten-Krawallen im vorigen Dezember war die Fassade des Torbogens schwer beschädigt worden. Und das Schlimmste: Einer Skulptur der Marianne, Symbol der Französischen Revolution, wurde das halbe Gesicht weggeschlagen.

Das möchte man diesmal unter allen Umständen verhindern.

Doch bereits am Nachmittag kam es am Place de la République zu ersten Zusammenstößen mit der Polizei. Mehr als 9000 Menschen wurden kontrolliert, 31 festgenommen. Die Stimmung war mehr als angespannt. Auch in Nantes in Westfrankreich gab es hohes Gewaltpotenzial als schwarz gekleidete Vermummte Steine auf Polizisten warfen, diese reagierten mit Tränengas. Auch Mitglieder der "Gelbwesten" protestierten in allen Teilen des Landes.

Angestellte und Arbeiter im öffentlichen Sektor befürchten, die Reformpläne könnten zu mehr Arbeitsjahren und Pensionskürzungen führen. Derzeit gehen sie mit 62 Jahren oder früher in Pension. Ein Mitarbeiter der Opel-Mutter PSA, der in Rennes in Nordfrankreich demonstrierte, sagte für viele: "Niemand kann sich vorstellen, bis 70 zu arbeiten. "

Die Pariser Verkehrsbetriebe kündigten übrigens an, ihren Streik bis mindestens Montag fortzusetzen.

Die Angestellten der Privatwirtschaft beteiligen sich nicht an dem Streik. Viele sind aufs Fahrrad umgestiegen. Auf den Straßen in der Nähe des Élysée Palastes herrschte normaler Betrieb. Geschäfte und Restaurants waren geöffnet, doch manche Ladenbesitzer schlossen ihre Läden schon bei einbrechender Dunkelheit. Aus Angst vor weiteren Gewaltausbrüchen. Der Schock über die bürgerkriegsähnlichen Unruhen im Vorjahr, als viele Auslagen demoliert wurden, sitzt tief.

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