Mit Hammer betäubt und gehäutet: Afrikanische Eseldiebe im Dienste Chinas
Leim aus Eselhaut ist in China ein begehrtes Beauty-Produkt. Die Esel werden knapp, weswegen Syndikate Nachschub aus Afrika schmuggeln. Zum Schaden der Bauern.
Immer wieder schlagen die Diebe zu, betäuben die Esel mit einem Hammer, schneiden ihnen die Kehlen durch, häuten sie – und machen sich mit den Fellen davon. Am Schwarzmarkt erhalten sie dafür ein Vielfaches eines durchschnittlichen Monatsgehalts, während die Eselbesitzer ihrer Tiere und somit ihres Transportmittels und nicht selten ihrer Existenzgrundlage beraubt werden. All das geschieht, damit die chinesische Mittelklasse ihren Durst nach Schönheit und sexueller Lust löschen können.
Denn aus den Eselfellen wird „Ejiao“ hergestellt – ein angebliches Wundermittel chinesischer Heilmedizin, das sich seit einer chinesischen TV-Serie großer Beliebtheit erfreut. Immer wieder trinken die Protagonistinnen der Serie „Ejiao“, auch Eselleim genannt, um schöner zu werden.
Ursprünglich in einem langwierigen Verfahren hergestellt, produzieren Fabriken das traditionelle Medikament seit Jahren in großem Stil, kochen die Häute ein und verarbeiten sie zu Gelatine. Mit dem wachsenden Wohlstand der chinesischen Bevölkerung wurden die Esel knapp, doch der Bedarf stieg weiter – auf mittlerweile fünf Millionen Felle pro Jahr.
Eigens ins Leben gerufene Eselfarmen florieren zwar, allerdings gelten Esel nicht als die gebärfreudigsten Wesen – durchschnittlich zwölf Monate dauert eine Tragzeit. Kurzum, es reicht nicht aus, alle Kunden mit „Ejiao“ zu versorgen.
In Afrika fand der chinesische Markt Esel in Hülle und Fülle – jährlich werden mindestens drei Millionen Esel ihrer Felle wegen geschlachtet, während die bäuerliche Bevölkerung Ostafrikas massiv darunter leidet. Die Vermietung eines Eselgespanns – etwa um Wasser aus dem nächsten Brunnen zu transportieren – sichert ganzen Familien ihren Unterhalt. Kinder, die eigentlich in die Schule gehen würden, müssen wieder auf den Feldern aushelfen, weil die Esel als Ackertiere fehlen.
In den vergangenen Jahren und Monaten versuchten die Regierungen, den Export der Eselfelle einzudämmen, da die Tiere vom Aussterben bedroht seien. Tansania verbot gar das Schlachten für den Fellhandel, in Südafrika dürfen „nur“ noch 12.000 Esel jährlich in lizenzierten Schlachthöfen für Eselleim geschlachtet werden.
Die Folge: Zwischen 25 und 35 Prozent der Eselfelle, die nach China gelangen, stammen laut der NGO Donkey Sanctuary von gestohlenen Eseln. Ganze Syndikate haben sich mittlerweile gebildet – etwa in Südafrika, wo gestohlene Esel in das Königreich Lesotho geschmuggelt und von dort aus weiterverkauft werden. Wie andere afrikanische Länder ist Lesotho auf den wirtschaftlichen Einfluss Chinas angewiesen und geht nicht gerne gegen den Handel vor. Dennoch werden auch dort öfters Eselfelle in Lagerhäusern und auf Flughäfen beschlagnahmt.
Den Bauern wie den Eseln nützt das freilich nichts - eine Entspannung der Lage ist nicht absehbar.
Kommentare