Von Tobias Käufer, Rio de Janeiro
Die "Queen of Pop” residiert standesgemäß: Im besten Haus am Platz, im Hotel Copacabana Palace, hat Madonna ihr Quartier bezogen. Und wurde bereits dabei beobachtet, wie ihre Majestät den Blick über den legendären Strand in Rio de Janeiro streifen lässt. Dort haben vor zwei Wochen die Aufbauarbeiten begonnen, für ein Konzert, dass in die Musikgeschichte eingehen soll. Über eine Millionen Menschen, so schätzen es die brasilianischen Medien, werden am Samstag bei tropischen Temperaturen dem Weltstar zujubeln.
Doch es gibt auch massive Kritik an dem Spektakel, für das die kommunale und regionale Politik tief in die öffentlichen Kassen gegriffen hat. Umgerechnet rund 12 Millionen Euro Steuergelder soll das gesamte Konzert, das die Besucher gratis besuchen können, gekostet haben. Aufgeteilt auf die Kasse von Stadt und Bundesstaat Rio de Janeiro.
Wütende Bürger
Influencer Bruno Breves veröffentlichte ein Video, in dem ein wütender Bürger die Ausgaben in Frage stellte und auf fehlende Gelder für Bildungs- und Gesundheitswesen verwies. „Der Arbeiter verdient 200 Euro im Monat und Madonna, zwölf Millionen an einem Tag“, lässt der Mann seiner Wut freien Lauf und legt nach: „Das Volk hat keine Gesundheit, keine Bildung, keine Sicherheit.“
Madonnas Gage beträgt rund 17 Millionen Real, das entspricht umgerechnet 28.400 Euro pro Minute für ihren geplanten zweistündigen Auftritt.
Die Zeitung „Folha“ bestätigt die Angaben und verweist auf Unterlagen der Anita-Mantuano-Stiftung für die Künste des Bundesstaates Rio de Janeiro, die mit der Regierung des Bundesstaates eng verbunden ist. Allein die Hotelkosten werden auf rund 800.000 Euro geschätzt, Madonna und ihre Mitarbeiter wohnen seit Montag im Copacabana Palace: Mehr als 90 der mehr als 230 Zimmer des Hotels sind vom Team Madonna gebucht.
Erschwerend kommt hinzu: In Vorstädten wie Belfort Roxo gab es in den letzten Monaten verheerende Überschwemmungen, bis heute warten viele Menschen dort auf Hilfe bei Wiederherstellung ihrer Unterkünfte. Die Behörden haben keinerlei Antworten auf die veränderten Infrastrukturbedürfnisse durch die Starkregenereignisse. Da werfen Millionenausgaben für ein solches Spektakel Fragen auf.
"Größte Tanzfläche der Welt"
Zuma es auch leichte Enttäuschung beim Hotel- und Gaststättenverband „HoteisRio“ gibt. Trotz erwarteter Hunderttausender Konzertbesucher sind Rios Hotels nur zu 83 Prozent ausgebucht: "In anderen Zeiten wären alle Hotels der Stadt, nicht nur die an der Copacabana, weit im Voraus ausgebucht“, sagte Verbandschef Alfredo Lopes und macht die legalen wie illegalen Vermieter von temporärem Wohnraum für die durchwachsenen Zahlen verantwortlich: „Derzeit findet eine Flucht dieser Buchungen in informelle Unterkünfte statt, die von Vermietungsplattformen angeboten werden."
Insbesondere durch illegale Vermieter ist dann kein Return-of-Investment durch Steuereinnahmen zu erwarten. Immerhin dürfen die informellen Straßenverkäufer auf ein gutes Geschäft hoffen. T-Shirts und Taschen mit Madonna-Bildern sind begehrte Souvenirs. Die Madonna-Fans hoffen ohnehin auf eine legendäre Nacht. Die Künstlerin selbst verspricht, „die Copacabana wird zur größten Tanzfläche der Welt.“
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