Kolumbien: Kinderkichern in Cartagena

Kolumbien: Kinderkichern in Cartagena
Für Josefine Male ist das gelegentliche Einkaufen in der Stadt wie Sightseeing.

In unserer neuen Serie "E-Mail aus..." berichten Österreicherinnen und Österreicher aus aller Welt davon, wie sie die Corona-Krise wahrnehmen.

Meine Geschichte läuft gewissermaßen verkehrt. Sie beginnt nämlich in Wien. Vor drei Wochen beobachtete ich noch von zu Hause aus gespannt die globale Entwicklung der Corona-Krise. Mittlerweile sitze ich in einer Hängematte in Cartagena, bei 30 Grad und frage mich doch: Wie bin ich hier gelandet?

Seit Jänner plante ich meinen sechsmonatigen Aufenthalt in Kolumbien. Ich hatte mich für ein Praktikum in Cartagena beworben und wollte mich ab Mitte März von karibischen Klängen, exotischen Früchten und heißen Sommernächten umhüllen lassen. Dann kam doch alles ein wenig anders. Als klar wurde, dass Kolumbien, als eines der ersten südamerikanischen Länder, seine Grenzen dichtmachen würde, schaffte ich es gerade noch, mit Aussicht auf zweiwöchige Selbstisolation, einzureisen. Ich hatte nun schon zwei Monate auf diesen Aufbruch hingearbeitet, mich vorbereitet und einen Job, der dort auf mich wartete. Keine leichte Entscheidung.

Ich flog! Und ich möchte ein bisschen erzählen, wie es hier zugeht.

Seit letzter Woche gibt es eine nationale Ausgangssperre. Für mich ändert sich eigentlich nicht viel, da ich ja, sowieso seit meiner Ankunft in Eigenquarantäne verharre. Ich bin aber zum Glück nicht allein. Ich wohne in einem süßen kleinen Haus außerhalb des menschenleeren Zentrums, wo drei fremde Frauen auf einmal zu meinen wichtigsten sozialen Kontakten wurden. Sie kommen aus Kolumbien, Brasilien und Montenegro und sind meine Mitbewohnerinnen. Auch sie hätten Jobs hier antreten wollen und müssen nun warten. Wir gehen abwechselnd einkaufen, respektieren die jeweiligen Homeoffice-Zeiten, am Abend kochen wir gemeinsam und „lauschen“ dem dumpfen Reggaeton Beat, der von diversen Nachbarn aus discoreifen Soundsystemen, die man hier allumfassend zu besitzen scheint, zu uns hinüber dröhnt.

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