Jugendliche Pädophilen-Jäger werden YouTube-Stars

Jugendliche Pädophilen-Jäger werden YouTube-Stars
Drei 18-jährige US-Teenager, müde von Videospielen, beschlossen, "Fang den Feind" zu spielen. Die Polizei sagt, es hat funktioniert.

Anfang dieses Monats entschieden die Gymnasiasten Busby, der einmal FBI-Agent werden will, Waller und Lewullis aus Anniston im US-Bundesstaat Alabama während einer Xbox-Sitzung, dass sie Pädophilen-Jäger werden wollen. Sie hatten YouTube-Clips einer anderen Teenager-Gruppe gesehen. Das brachte die Freunde seit Volksschulzeiten auf die Idee. Mit Fake-Accounts lockten sie Männer an, die ihnen prompt explizite Sex-Bilder schickten. Sie verabredeten sich.

Kurz nach Mitternacht am 8. November versteckte sich das Trio in einem Walmart-Supermarkt in Anniston, die Kameras im Anschlag. Sie hatten dort ein Treffen mit einem Mann namens Bradley W. vereinbart, einem Chorleiter an einer High School. Der dachte, dass er sich mit einem 17-Jährigen verabredet hatte.  

Die Jugendlichen folgten ihm und riefen: „Er arbeitet für das Calhoun Board of Education, und er kam hierher, um ein minderjähriges Kind zu treffen!“ Später stellten sie das Material auf YouTube, zusammengefügt wie eine Schmalspurversion der Reality-TV-Serie „To Catch a Predator“ (Fang den Feind) von NBC.

Er rannte davon

„Hi, willkommen bei Hive versus Predator, der Show, in der wir die Kranken, die sich gerne im Schatten vor dem Gesetz verstecken, bloßstellen“, beginnt das Video mit dem Titel „HE RAN FROM US!“ (Er rannte davon). „Heute werden wir einen Blick auf einen Mann namens Bradley werfen.“

Das Video wurde zigtausende Male geklickt. Die drei Freunde genießen eine Art Heldenstatus. Und doch sind einige Staatsanwälte alarmiert. Denn immer mehr Jugendliche in den USA fangen jetzt „den Feind oder das Raubtier“, berichtet die Washington Post. Es ist ein Trend, allerdings ein sehr gefährlicher Trend.

Chorleiter in Haft

Für den Chorleiter ging die Sache nicht gut aus: In einer vom Schulamt einberufenen Sitzung wurde Bradley W. seines Amtes enthoben und in der vorigen Woche verhaftet. Dem 27-Jährigen wird vorgeworfen, obszöne Fotos an einen Schüler weitergegeben zu haben und Sex mit einem Minderjährigen gehabt zu haben.

Die Jugendlichen aus Alabama machten weiter und erwischten im selben Walmart den 23-Jährigen David F. In seinem Fall hatten sie sich als 14-Jähriger ausgegeben. In Alabama liegt das Schutzalter für Jugendliche bei 16.

Der Sheriff von Calhoun County, Matthew Wade, sagte dem lokalen Sender WVTM, dass er sehr stolz auf diese jungen Männer sei, riet aber anderen Jugendlichen sehr ernst davon ab, ähnliche Versuche zu unternehmen.

Etwas sehr Gefährliches

Die Jugendlichen selbst sagten, dass sie erst im Nachhinein bemerkt hätten, dass sie „etwas sehr Gefährliches“ gemacht haben. „Aber ich bereue nicht, was wir getan haben“, sagt der künftige FBI-Anwärter Busby der Washington Post. „Wir dachten, dass es eine lustige Sache sein würde und ein guter Dienst an der Gemeinschaft“, sagte Waller. Sie sagen, dass sie sich Sorgen machten, dass der Chorleiter eine Bedrohung für seine Schüler sein könnte.

In Selbstmord getrieben

Die andere Seite der Medaille berichtete NBC News. Im Vorjahr brachte sich ein 20-jähriger Mann aus Connecticut um, nachdem er von einem Kamerateam als Pädophiler auf Facebook „geoutet“ worden war. Und ein 17-jähriges Mädchen, das mit seinen Freundinnen einen Sexstrolch überführen wollte, wurde im Oktober von einem Mann entführt und kurz darauf befreit. 

Selbstjustiz

„Wenn Jugendliche glauben, dass eine bestimmte Person gegen das Gesetz verstößt, sollten sie es der Polizei sagen, anstatt Selbstjustiz zu üben“, sagte Adam Scott Wandt, ein Professor am John Jay College für Strafverfolgung.

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