Gegen vegane Weckerl: "Bratwurst-Revolte" im Züricher Stadtrat

Gegen vegane Weckerl: "Bratwurst-Revolte" im Züricher Stadtrat
Rechtspopulistin brachte Petition gegen „politisch korrekte Snacks“ ein - und erntete parteiübergreifende Zustimmung.

Bei unserem nördlichen Nachbarn teilt der Weißwurst-Äquator die pfundigen Bayern vom Rest Deutschlands. Bei unserem westlichen Nachbarn, der Schweiz, geht der Bratwurst-Limes quer durch den Züricher Gemeinderat. Und das kam so.

Dass der übermäßige Konsum von Fleisch für die Erderwärmung mit all ihren dramatischen Folgen mitverantwortlich ist, hatte die Stadtverwaltung zum Handeln bewogen: Zusammen mit 100 Lokalen wurde die Aktion „Klima à la carte“ gestartet – einen Monat lang werden „klimafreundliche Menüs“ aufgetischt, scheibt die NZZ. Zudem werden auf der Internet-Seite zuerich-co2.ch „nachhaltige Rezepte“ aufgelistet sowie Ideen zur Vermeidung von Nahrungsmittel-Vergeudung (food waste) unter die Leute gebracht.

Auch im Rathaus wollte man mit gutem Beispiel vorangehen: Bei Abendsitzungen wurde bloß nachhaltige Nahrung kredenzt – und die stammte oft vom Vortag (um nicht dem Müll anheim zu fallen). Das mundete dann vielen gar nicht mehr und führte zum „Bratwurst-Aufstand“, angeführt von der rechtspopulistischen SVP-Mandatarin Susanne Brunner, 47.

Selbst Vegetarier dafür

„Die ewiggleichen Brötchen, diese immer gleichen politisch korrekten Snacks hängen uns zum Hals heraus“, wetterte die Gemeinderätin und legte ihre „Bratwurst-Petition“ vor: Darin wird der Ratspräsident aufgefordert, dafür zu sorgen, dass bei längeren Sitzungen auch Verpflegung mit Brat- und anderen fleischlichen Würsten angeboten werde.

Und siehe da, der Vorstoß war nach dem Gusto sehr vieler Abgeordneter von fast allen Fraktionen – gleich 60 der 125 Räte unterschrieben die Petition. Zwar war kein Grüner darunter, aber dafür ein Vegetarier. Er könne das mit gutem Gewissen unterzeichnen, argumentierte Alan David Sangines von der SP, da explizit festgehalten sei, dass auch „Vegie-Würste“ angeboten werden sollten.

Brunner betonte, dass sie keine Abneigung gegen Fleischverweigerer hege und in ihren Zwanzigern selbst eine Vegetarierin gewesen sei. Was ihr aufstoße, sei die Tatsache, dass sich in der Klimapolitik Vorstöße häuften, die tief ins Private eingriffen. Als Beispiel nannte die Politikerin, die sich auch mit ihrem Kampf gegen das Gendern in der Sprache einen Namen gemacht hat, die Idee von Rot-Grün, in Züricher Altersheimen nur noch pflanzliche Kost und kein Fleisch mehr auf die Teller zu bringen.

Die parteiübergreifende „Bratwurst-Petition“ liegt nun beim Ratspräsidium. Das Büro hat ein halbes Jahr lang Zeit für seine Entscheidung.

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