Historische Wiesn-Absagen: Bei Krieg und Krankheit keine Maß

Gedränge, bis auf den letzten Platz besetzte Plätze, auf Biertischen tanzende Menschen, dazu Partyschlager, Blasmusik und viel Bier – wer schon mal am Oktoberfest war, kennt das oder die Bilder, die davon jedes Jahr kursieren.
Zirka sechs Millionen Besucher aus aller Welt wurden dazu vom 19. September bis zum 4. Oktober erwartet. In Zeiten der Corona-Pandemie wäre das aber ein unkalkulierbares Risiko. Und so findet das größte Volksfest der Welt wie viele Großveranstaltungen heuer nicht statt.
Ansteckungsgefahr
„Es tut uns weh, es ist unglaublich schade“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kürzlich zur Entscheidung. Ein Fest in der Größe, mit der Internationalität und unter den Bedingungen birgt eine hohe Ansteckungsgefahr. „Solange es keinen Impfstoff gibt, solange es kein Medikament gibt, muss besonders aufgepasst werden.“
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), der in dieser Funktion immer um Punkt 12 Uhr das erste Bierfass anzapfte, sprach von einem „emotional schwierigen Moment“. Das Oktoberfest sei das zentrale Fest, das Highlight des Jahres – „und es einfach nicht stattfinden zu lassen, ist schon eine bittere Pille“.
Gaudi und Geschäft
Auch für die Wirtschaft, Schausteller, Wirte, Budenbesitzer, Hotels, Gaststätten und Taxifahrer: Denn das Oktoberfest ist mehr als nur Gaudi – es ist ein Milliardengeschäft. Mehr als 1,2 Milliarden Euro wurden im vergangenen Jahr eingenommen. Alleine in den Festzelten und Fahrgeschäften auf der Wiesn ließen die Gäste 442 Millionen Euro, für Hotels gaben auswärtige Gäste nochmals ca. 505 Mio. Euro aus.
Wenn die Wiesn nun in diesem Jahr ausfällt, ist es das erste Mal in ihrer sehr kommerzialisierten Version. Aber keine Premiere in ihrer 210-jährigen Geschichte.

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