Hilferuf chinesischer Zwangsarbeiter in Weihnachtskarte

Hilferuf chinesischer Zwangsarbeiter in Weihnachtskarte
Die britische Supermarktkette Tesco hat nach dem Vorfall ihre Weihnachtskartenproduktion in einer chinesischen Fabrik gestoppt.

Weihnachtskarten, deren Erlöse für gemeinnützige Zwecke gespendet werden, sind in Großbritannien sehr beliebt und werden in Supermärkten zu niedrigen Preisen verkauft.

So hat die britische Familie Widdicombe in einer Filiale der Supermarktkette Tesco gleich mehrere Weihnachtskarten erworben. 

Als sich die sechsjährige Tochter der Familie, Florence, daran machte, ihren Freunden weihnachtliche Grüße zu übermitteln, entdeckte sie eine ungewöhnliche Botschaft. "Ich öffnete meine Weihnachtskarten und schrieb sie an Freunde. Bei der siebten oder achten Weihnachtskarte stellte ich fest, dass jemand darauf geschrieben hatte. Ich war ein bisschen schockiert", so die Schülerin gegenüber britischen Medien.

Schockierend war vor allem die Botschaft für das Mädchen: "Wir sind ausländische Gefangene im chinesischen Gefängnis Qingpu in Shanghai", soll in der Weihnachtskarte gestanden sein, berichtet die Sunday Times. "Wir werden gegen unseren Willen zur Arbeit gezwungen. Bitte helfen Sie uns und verständigen Sie Hilfsorganisationen."

Weiters baten die Verfasser des Hilferufs darum, "Mr. Peter Humphrey" zu kontaktieren. Nach einer Internet-Recherche hat sich dieser als ein ehemaliger Journalist herausgestellt, der neun Monate im chinesischen Qingpu verbracht hatte. Der Vater des Londoner Mädchens, das den Hilferuf entdeckt hatte, nahm demnach Kontakt mit Humphrey auf, der die Geschichte schließlich für die Zeitung aufschrieb.

Humphrey, der dem Bericht zufolge früher einmal für die Nachrichtenagentur Reuters gearbeitet hatte, habe ehemalige Häftlinge kontaktiert, die bestätigt hätten, dass ausländische Häftlinge an der Produktion von Tesco-Weihnachtskarten beteiligt waren.

Im Zusammenhang mit einer Korruptionsaffäre um das britische Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline (GSK) waren Humphrey und seine Frau 2013 von chinesischen Behörden festgenommen worden. Beide arbeiteten damals für eine Firma, die multinationale Konzerne bei der Untersuchung von Korruptionsvorwürfen in China unterstützte. Im darauffolgenden Jahr wurden sie verurteilt und des Landes verwiesen.

Tesco stoppt Produktion

Nach der Entdeckung der Botschaft hat die britische Supermarktkette Tesco ihre Weihnachtskartenproduktion in einer chinesischen Fabrik gestoppt.

Eine Unternehmenssprecherin zeigte sich am Sonntag "schockiert" über den Medienbericht - die Produktion in der betroffenen Fabrik in Shanghai werde "sofort gestoppt" und die Karten vorerst aus dem Verkauf genommen.

Die Tesco-Sprecherin sagte, das Unternehmen würde "niemals Gefangenenarbeit" in ihren Lieferketten akzeptieren. Die Karte sei von einer chinesischen Firma hergestellt worden, wo im November eine unabhängige Untersuchung der Produktionsbedingungen stattgefunden habe. "Es wurden keine Beweise gefunden, die darauf hindeuten, dass sie gegen unsere Regel, die den Einsatz von Gefängnisarbeit verbietet, verstoßen haben", sagte die Sprecherin.

Eine Untersuchung des Falls sei aber eingeleitet worden. Falls sich der Verdacht über die Zwangsarbeit bestätigen sollte, werde Tesco die Zusammenarbeit mit dem Zulieferer aufkündigen, sagte die Sprecherin.

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