Finanzskandal im Vatikan: Durchsuchungen in Rom und auf Sardinien

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Die Geldwäscheuntersuchung um Kardinal Angelo Becciu zieht weitere Kreise.

Die italienische Polizei hat am Dienstag eine Reihe von Durchsuchungen durchgeführt, um Beweismaterial im Zusammenhang mit einer Geldwäscheuntersuchung der Staatsanwaltschaft in der sardischen Stadt Sassari zu beschlagnahmen. Dabei ging es um Einrichtungen, die mit Freunden und Verwandten von Kardinal Angelo Becciu verbunden sind und Gelder von der Vatikanbank und der italienischen Bischofskonferenz CEI erhalten haben sollen.

Die Durchsuchungen fanden in Rom und in Gemeinden auf Sardinien statt. Becciu ist einer von zehn Personen, die im Vatikan im Zusammenhang mit dem verlustreichen Erwerb einer Londoner Immobilie in der Sloane Avenue angeklagt sind und seit Juni vor Gericht stehen. Kardinal Becciu trat im September 2020 als Leiter der Kongregation für die Heiligsprechungen zurück, als der Skandal um das Immobiliengeschäft bekannt wurde. Er ist der ranghöchste katholische Kleriker, der jemals wegen Finanzdelikten angeklagt wurde.

Dubiose Geschäfte

Die zehn Angeklagten sollen an dubiosen sowie äußerst verlustreichen Investitionen in eine Luxusimmobilie im Londoner Stadtteil Chelsea beteiligt gewesen sein. Der Vatikan kaufte das Gebäude für einen unangemessen hohen Preis, weil der Wert der Immobilie überschätzt war, lautet der Verdacht. Rund um die Geschäfte sollen zudem Provisionen und Spesen geflossen sein.

Insgesamt dürfte der Vatikan für das Geschäft einen dreistelligen Millionenbetrag ausgegeben haben. Für den Kauf sollen auch Spendengelder aus dem Peterspfennig, einer jährlichen Kollekte unter katholischen Gläubigen, verwendet worden sein. Angeklagt sind neben Kardinal Becciu die italienischen Finanzmakler Enrico Crasso und Gianluigi Torzi, die Sicherheitsberaterin Cecilia Marogna sowie die ehemaligen Verantwortlichen der vatikanischen Finanzaufsicht (AIF), Tommaso di Ruzza und Rene Brülhart.

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