„Aber was ist die Alternative? Die Grünen haben alles probiert: Märsche, Petitionen, Gemeinschaftsgärten.“ Doch die Dinge wurden nur schlimmer. Und so wurde 2018 vor dem britischen Parlament XR gestartet; 1.000 Aktivisten besetzten die Straße. Mittlerweile sind mehr als 250.000 Unterstützer in 75 Ländern aktiv. Dazu gibt es neue Gruppen.
„Ein Wunder“
Für Bradbrook ist das „ein Wunder“ und doch nicht überraschend. „Seit ich ein Kind war, hatte ich das Gefühl, dass so etwas in meinem Leben passieren würde.“ Entstanden ist das Projekt in Stroud – nachdem Bradbrook unter anderem in Costa Rica psychedelischen Kaktus konsumierte, um Antworten zu finden – wo sie auch den KURIER empfängt. Eine dortige Co-Working-Halle taucht nicht nur im Impressum von XR auf, sondern auch auf der Webseite der Letzten Generation Österreich. Mit Letzterem will Bradbrook nichts zu tun haben. „Das klingt nach einem Copy Paste Fehler. Die Gruppe trägt die Handschrift von Roger Hallam (einem XR-Mitbegründer, Anm.).“
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Immer wieder kommt Bradbrook auf philosophische Themen zu sprechen. Auf die zwei Systeme; dem zerstörerischen und dem lebensbejahenden, für das es sich zu entscheiden gelte. Für das man Verantwortung übernehmen müsste. Doch sie lebe selbst nicht danach, urteilte die Sun unlängst unter einem Foto ihres Waitrose-Einkaufs.
Neben Bio-Huhn und veganem Aufschnitt waren in Plastik eingeschweißtes Gemüse und Zitrusfrüchte aus Spanien. Bradbrook lächelt gepresst. „Alles Teil des Systems.“ Aktivisten verunglimpfen, auf Einzelaktionen fokussieren. Sie habe nie verboten, Zitronen zu kaufen. Es wurde nicht erwähnt, dass sie einen Bio-Bauernhof unterstützt und mit Nachbarn eine Kooperation mit Bio-Produkten betreibe. Und: Sie sei zweifache Mutter mit kleinem Budget.
Ja, die Gruppe wurde vom Climate Emergency Fund unterstützt, erhält Geld durch Crowdfunding. Aber ihre eigene finanzielle Lage sei prekär. 100.000 Euro habe sie investiert – und jeder Cent war es Wert: „Wir haben es geschafft, das Klimaleugnen zu zerschlagen.“
Vor Gericht
Könnte demnächst Gewalt zum Einsatz kommen? Nein, sagt sie: „Wenn du mit einem Plakat auf der Straße stehst, hat das ein gewisses Kraft-Element. Es geht darum, Schaden zu minimieren, friedliche Absichten zu haben. Ich habe Fenster eingeschlagen, aber für mich war das keine Gewalt.“ Sondern? „Notwendig. Es war sorgfältig durchdacht und als Gebet praktiziert.“
In zwei Wochen muss sie sich wegen der zerbrochenen Fenster des Verkehrsministeriums vor Gericht verteidigen. „Wenn ich ins Gefängnis komme, akzeptiere ich das. Oder wenn ich einmal mit einem Messer in der Brust gefunden werde.“
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