Erdbeben in Kroatien: Tote, Verletzte, zerstörte Existenzen

Erdbeben in Kroatien: Tote, Verletzte, zerstörte Existenzen
Der Raum Zagreb kommt nicht zur Ruhe. Nach dem bisher stärksten Erdbeben schwanken die Menschen zwischen Schock und Angst.
Von Uwe Mauch

Auf der Fahrt mit dem Auto von ihrem Haus in Zagreb zu ihrer Arbeitsstelle östlich der kroatischen Hauptstadt meinte eine praktische Ärztin einen Reifenplatzer zu verspüren. Sie hatte Glück im Unglück: Für Menschen, die zu diesem Zeitpunkt zu Hause waren, war das neuerliche Erdbeben in Mittelkroatien deutlich dramatischer.

Ein Beben der Stärke 6,4 auf der Richterskala hat heute zu Mittag zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen Mittelkroatien, vor allem die Stadt Petrinja erschüttert. Das Beben war in ganz Kroatien, aber auch in Österreich, Italien, Slowenien und Bosnien-Herzegowina zu spüren.

Und es war das schlimmste Naturereignis in diesem Jahr in Kroatien, wie ein Zagreber Seismologe anmerkte: "Wir gehen derzeit davon aus, dass es dreißig Mal stärker war als das Erdbeben im März."

Erdbeben in Kroatien: Tote, Verletzte, zerstörte Existenzen

Totes Mädchen in Petrinja

Die Situation war zunächst unübersichtlich, denn nach dem Beben sind Teile der Stromversorgung und der Mobilfunk-Netze zusammengebrochen. Bilder in kroatischen Medien zeigten eingestürzte Häuser in Petrinja und Feuerwehren, die nach Verschütteten suchten. Bald berichteten die Einsatzkräfte, dass in der Kleinstadt ein zwölfjähriges Mädchen von den Trümmern erschlagen wurde. Es dürfte zudem unzählige Verletzte geben. Auch die Krankenhäuser in Petrinja und der nahen Kreishauptstadt Sisak wurden den Berichten zufolge schwer beschädigt.

Slowenien schaltete wegen des Bebens das Atomkraftwerk Krsko ab, meldete die slowenische Nachrichtenagentur STA. Es liegt unmittelbar an der Grenze zu Kroatien. Eine Abschaltung sei in solchen Situationen ein Standardvorgang, hieß es.

"Dieses Beben war noch schlimmer als das Hauptbeben im März und das Beben gestern", berichtete indes eine Zagreberin dem KURIER am Telefon. Aus Angst vor weiteren Erschütterungen verweilte sie zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als eine Stunde auf der Straße. Vor allem Angehörige sind in großer Sorge. Kunden im Telefonnetz von A1 waren über längere Zeit nicht erreichbar.

Überall große Angst

Ein Reporter von index.hr brachte die Stimmung gut auf den Punkt: Die Bewohner von Zagreb und den Kleinstädten in Mittelkroatien stehen seit Stunden, einige seit Monaten unter Schock. Zu Hause droht ihnen ein weiteres Beben, auf der Straße das Coronavirus.

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