Erdbeben: Fünf Monate altes Baby nach 134 Stunden gerettet

Aftermath of the deadly earthquake in Iskenderun
Bereits mehr als 28.000 Tote. UNO: Todeszahlen könnten auf über 50.000 steigen.

Eine knappe Woche nach den verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Zahl der Toten auf mehr als 28,000 gestiegen. Der türkische Vize-Präsident Fuat Oktay sagte laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu in der Nacht auf Sonntag, in der Türkei seien mindestens 24.617 Menschen ums Leben gekommen. Aus Syrien wurden zuletzt 3574 Tote gemeldet. Knapp 80.300 Verletzte wurden bisher registriert.

Am frühen Montagmorgen hatte ein Beben der Stärke 7,7 das Grenzgebiet erschüttert, gefolgt von einem weiteren Beben der Stärke 7,6 am Mittag. Seither gab es bis Samstag mehr als 20.00 Nachbeben in der Region, wie die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad mitteilte.

Oktay sagte weiter, die Staatsanwaltschaften hätten auf Anweisung des Justizministeriums in zehn Provinzen, die von den Erdbeben betroffen waren, Abteilungen für die Untersuchung von Verbrechen im Zusammenhang mit den Erdbeben eingerichtet. Ermittelt worden seien 131 Menschen, die verantwortlich für Gebäude seien, die zusammengestürzt seien. Einer sei verhaftet worden. Gegen 113 weitere sei Haftbefehl erlassen worden.

Der türkische Städteminister Murat Kurum sagte, mittlerweile seien knapp 172.000 Gebäude in zehn Provinzen überprüft worden. Festgestellt worden sei, dass rund 25.000 schwer beschädigt worden seien oder dringend abgerissen werden müssten.

Die Suche nach Verschütteten im Erdbebengebiet in der Türkei und Syrien wird immer schwieriger. Die Hoffnung, sechs Tage nach dem verheerenden Bebennoch Überlebende aus den Trümmern zu retten, schwindet mit jeder Minute mehr. In der Türkei hat sich die Sicherheitslage verschlechtert. Erste Hilfsteams - darunter auch das österreichische Bundesheer - unterbrachen am Samstag ihre Arbeit, weil es zu Tumulten gekommen sein soll.

Nachdem die türkische Armee den Schutz der Soldaten übernommen hatte, begannen am Samstagnachmittag zwei österreichische Hundeführer mit ihren Tieren wieder die Suche nach Vermissten.

Mehr als fünf Tage nach den verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet sind noch Überlebende aus den Trümmern geborgen worden. In Antakya sei ein fünf Monate altes Baby nach 134 Stunden lebend aus den Trümmern geholt worden, berichtete der staatliche türkische Fernsehsender TRT.

Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie ein Helfer kopfüber in ein metertiefes Loch hinabgelassen wurde, um zu dem Säugling zu gelangen.

Das sichtlich entkräftete Kind wurde nach seiner Befreiung an Rettungssanitäter übergeben. In Antakya wurde laut einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zudem ein sechsjähriger Bub gerettet, der 137 Stunden lang unter Schutt begraben war.

Er wurde in ein Krankenhaus gebracht. In Iskenderun bargen laut Anadolu Hilfskräfte einen 44-jährigen Mann nach 138 Stunden aus den Trümmern.

50.000 Todesopfer befürchtet

Nach Schätzungen der UNO möglicherweise noch auf mehr als 50.000 ansteigen. UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths sagte am Samstag bei einem Besuch im Erdbebengebiet in der Türkei im Sender Sky News, eine genaue Schätzung sei nach wie vor schwierig, die Opferzahl werde sich aber sicherlich noch "verdoppeln oder mehr".

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht mittlerweile davon aus, dass 26 Millionen Menschen in der Türkei und Syrien von der Katastrophe betroffen sein könnten, darunter etwa fünf Millionen Menschen, die ohnehin als besonders schutzbedürftig gelten. Mindestens 870.000 Menschen in beiden Ländern müssen nach Angaben der UNO mit warmen Mahlzeiten versorgt werden, bis zu 5,3 Millionen Menschen könnten allein in Syrien obdachlos geworden sein.

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