Die Brexit-Täter: Was wurde aus Cameron, Farage, Johnson?
Am morgigen Dienstag lässt die britische Premierministerin Theresa May zum zweiten Mal über ihren Brexit-Deal abstimmen – und es sieht nicht gut für sie aus. Laut dem britischen Guardian würden die Brexit-Hardliner nicht einmal dafür stimmen, wenn May im Gegenzug zurücktreten würde. Während die ohnehin turbulenten Zeiten für die Premierministerin weiterhin zunehmen, können die Hauptverantwortlichen des Brexit in vergleichsweise ruhiges Leben führen: Ein Reporter der BBC erwischte zuletzt frühmorgens David Cameron vor dem eleganten Anwesen der Familie im grünen Westen Londons, als der gerade zum Joggen aufbrach. Nein, er bereue es weiterhin nicht, das Referendum über den Brexit ausgerufen und abgehalten zu haben, fertigte der ehemalige Premierminister den Journalisten kurz ab, um sich dann aus dem Staub zu machen.
Auch damals, 2016, hatte sich Cameron ja relativ rasch davon gemacht. Unmittelbar nach der historischen Brexit-Abstimmung war er als Regierungschef zurückgetreten und zog sich nur Wochen später ganz aus der Politik zurück. Momentan schreibt er an seinen Memoiren, für die er laut britischen Medien etwa 800.000 Euro an Vorschüssen kassiert hat.
Geldsorgen muss der Sohn eines wohlhabenden Investmentbankers ohnehin nicht haben. Schließlich ist der 52-Jährige auch in einem britisch-chinesischen Investmentfonds engagiert, außerdem besitzt man neben der Bleibe in London auch ein luxuriöses Landhaus in der Nähe von Oxford.
In angenehmer Position
Mit seinem Liebesleben hauptsächlich beschäftigt ist dagegen der wohl prominenteste Agitator für den Brexit, Ex-Außenminister Boris Johnson. Der populäre und für seine exzentrischen Gewohnheiten bekannte 54-Jährige hat sich in den vergangenen Wochen mit öffentlichen Äußerungen auffallend zurückgehalten. Er hat keine Eile – in den Reihen der Brexit-Befürworter sind seit längerem Stimmen laut, die ihn sich als May-Nachfolger wünschen. Schlagzeilen machte er nur mit seiner jüngsten Affäre mit der 30-jährigen Politikberaterin Carrie Symonds. Wie es mit ihm Brexit-mäßig weitergehen soll, darüber lässt Johnson die Öffentlichkeit weitgehend im Dunklen. Als einfacher Abgeordneter im Londoner Unterhaus soll er aber weiterhin die Fäden in der konservativen Partei ziehen.
Politisch äußerst aktiv ist auch der einstige Vorkämpfer für den Brexit, Nigel Farage. Der ehemalige Investmentbanker hatte mit seiner europafeindlichen UKIP-Partei über Jahre für den EU-Austritt und das Brexit-Referendum geworben. Das „Ja“ zum EU-Austritt im Juni 2016 bezeichnete er als sein politisches Lebensziel. Da dieses erreicht sei, könne er sich aus der Politik zurückziehen. Doch Farage, der ja weiterhin im EU-Parlament sitzt, bastelt an einem Comeback. Vor wenigen Wochen hat er eine neue Partei ins Leben gerufen. Sollte der EU-Austritt tatsächlich verschoben werden, will er mit dieser „Brexit-Partei“ sogar bei den EU-Wahlen im Mai antreten. Der Ärger der überzeugten Brexit-Fans über die Verschiebung, die Johnson gerne als Verrat bezeichnet, könnte dem talentierten und skrupellosen Populisten da einen überraschenden Erfolg bescheren.
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