Deutsche Nessie: Mysteriöses Krokodil mischt Thüringen auf

Deutsche Nessie: Mysteriöses Krokodil mischt Thüringen auf
Existiert das Unstrut-Krokodil überhaupt? Theoretisch wäre es derzeit überlebensfähig. In die Hühnchen-Falle ist es aber nicht getappt.

Wahrnehmung beruht auf unvollständiger Information. Das ist eine Tatsache – und die Grundlage für optische Täuschungen: Man sieht, was man sehen will – oder zu sehen glaubt. Sei es ein vor 66 Millionen Jahren ausgestorbener Plesiosaurier in einem mystischen schottischen Hochlandsee – Nessie. Sei es ein aufrecht gehender Bär – Bigfoot. Sei es ein Schneemensch, der überraschender Weise nur höhenkranken, halluzinierenden Extrembergsteigern begegnet – Yeti.

Das erklärt vielleicht, was derzeit im Thüringer Becken geschieht. Entlang der Unstrut, einem Nebenfluss der Saale, passieren seit Wochen mysteriöse Dinge. Medien amüsieren sich, Experten und Anrainer sind alarmiert: Ein Krokodil soll sein Unwesen treiben.

Angler wollen das Reptil bereits Ende August im südlichen Sachsen-Anhalt gesehen haben. Dann dürfte das Krokodil einige oder sehr viele Kilometer geschwommen sein. Denn vergangene Woche, am Dienstag, tauchte es wieder im Blickfeld einer Reiterin auf: Am Ufer der Unstrut, nahe der Stadt Roßleben-Wiehe, im Kyffhäuserkreis.

Deutsche Nessie: Mysteriöses Krokodil mischt Thüringen auf

Das Ungeheuer von Loch Ness - wird bis heute gesucht. Auf dem Foto zu sehen: Adrian Shine, Lichtgestalt des Loch Ness Projects.

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Bigfoot rastet

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Smallfoot

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Schneemensch oder Halluzination?

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Ein hungriger Vampir

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Gott?

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Zur Winterzeit streifte das einsame Einhorn durch Stonehenge.

Huhn-Falle brachte keinen Erfolg

Nun ist ein Krokodil im Gegensatz zu ausgestorbenen Dinosauriern eine reale Bedrohung für den Menschen. Experten nehmen die Angelegenheit ernst und forschen hartnäckig.

Spuren im Schlamm führten sie bereits auf eine falsche Route. Ein verdächtiger Kothaufen – zuerst eine heiße Spur – war dann doch die Hinterlassenschaft eines in Thüringen heimischen Säugers: dem Fuchs. Ein Hubschrauber flog umsonst das Gebiet ab. Auch Dutzende Polizisten und Feuerwehrleute durchkämmten die Uferbänke ohne Ergebnis. Auf der Suche nach einem Krokodil. In Thüringen. In der Unstrut.

Dann wollte man mit einer List das "Unstrudil" in eine Wildfalle locken. Ein totes Hühnchen an einer Schnur fungierte als Köder. Es wurde am Flussufer morgens auf- und abends abgehängt. Ohne Erfolg: "Es war kein Verbiss am Hähnchen festzustellen", konstatierte Heinz-Ulrich Thiele, Landratsamt-Pressesprecher des Kyffhäuserkreises. Er musste die Jagd auf den ledrigen Schatten begründen: "Wenn man in Verantwortung steht, muss man die Hinweise ernstnehmen, es geht ja um die Gesundheit der Bewohner."

Suche geht weiter

Vorausgesetzt, das Unstrut-Krokodil ist kein Fehlalarm: Wäre es dann überhaupt noch am Leben? Gut möglich. Krokodile können Wochen bis Monate ohne Nahrung überleben. Ein paar Fische gäbe es in der Unstrut sowieso. Zumindest aktuell sind auch die Temperaturen noch kein Problem, erklärte Oliver Wings, Forscher der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Als wechselwarmes Tier könne sich das Reptil Temperaturen von mehr als 20 Grad ebenso wie denen im einstelligen Bereich anpassen.

Die Suche geht indes weiter. Auf Empfehlung der Zoos in Erfurt und Leipzig soll noch diese Woche mit einem ausgewiesenen Krokodil-Experten eine Uferbegehung erfolgen. Er soll vorhandene, aber bisher kaum identifizierbare Spuren, neu bewerten.

Wie man einen Unstrudil-Angriff überlebt

Das Unstrut-Krokodil ist jetzt schon eine (eventuell lebende) Legende. Aber bei allen kleinen Scherzen: Was, wenn es eines Tages auf den Fluten schnellt und einen unvorbereiteten Thüringer Wanderer attackiert, hungrig und unterkühlt?

Dann sei dem Wanderer geraten, so rasch wie möglich die größte Schwachstelle des Tieres auszunutzen: sein Auge. Mehrere Überlebende eines Krokodilangriffs haben ihre Rettung der Verletzung der Augen zu verdanken. Wer entlang der Unstrut wandert, vom Unstrudil attackiert wird und den Zweikampf nicht mehr verhindern kann, sollte sich also im Ernstfall einen harten Gegenstand packen – etwa einen Stock – und dem Krokodil ins Auge stechen oder schlagen.

Sollte wirklich alles schiefgehen und das Krokodil zieht Sie ins Wasser, gibt es noch eine Chance, dem Tode zu entkommen: Greifen Sie das Gaumensegel hinter der Zunge an. Krokodile haben einen Hautlappen hinter der Zunge, der ihren Rachen bedeckt, wenn sie unter Wasser sind. Dieser Lappen verhindert, dass ihnen Wasser in den Rachen läuft, sodass das Krokodil nicht ertrinkt, wenn sein Maul offen ist. Wenn Sie sich diesen Lappen greifen, muss das Reptil loslassen.

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