Immer mehr Dengue-Infektionen in Italien - wird der Urlaub gefährlich?

Immer mehr Dengue-Infektionen in Italien - wird der Urlaub gefährlich?
In ganz Europa mehren sich Meldungen von infizierten Reisenden, vor allem in Italien. Was ein Virologe dazu sagt.

Die Berichterstattung über die gehäuften Fälle von Dengue-Fieber-Infektionen lässt manchmal den Zweifel aufkommen, ob man den Italien-Urlaub in diesem Sommer nicht vielleicht verschieben sollte. Die Infektion kann, je nach Verlauf, einer mehr oder weniger starken Grippe ähneln, wobei auch sehr hohes Fieber nicht ausgeschlossen ist. 

Anders als das Covid-19 Virus ist die Krankheit nicht von Mensch zu Mensch übertragbar, sondern braucht einen Zwischenwirt - in europäischen Breitengraden ist es die Tigermücke. Dengue-Fälle werden aber nicht nur in Italien gemeldet, sondern in ganz Europa, und zwar in allen Ländern, in denen Reisende und Waren aus Südostasien und Lateinamerika von Bord gehen.

Was in Italien zu denken gibt, ist die Tatsache, dass sich seit dem letzten Jahr die Infektionsfälle ziemlich schnell vermehren. Vor allem in Nord- und Mittelitalien, wo Luft- und Schiffsverkehr reger sind. Der jüngsten Meldung des nationalen Gesundheitsinstituts zufolge wurden 2023 insgesamt 362 Fälle gemeldet. In den ersten knapp 6 Monaten dieses Jahres zählte man schon 259.

Sorge haben die Behörden auch davor, dass sich Cluster bilden können. Voriges Jahr waren es mehrere Dengue-Fälle um den Gardasee, die für Aufmerksamkeit sorgten. Dieses Jahr scheint die Hafenstadt Triest Zielscheibe der Infektion zu sein: in der Stadt wurden innerhalb von 10 Tagen fünf Fälle gemeldet und mehrere Stadtviertel mussten desinfiziert werden.

Was bedeutete das also für den diesjährigen Sommer in Italien? Der KURIER fragte bei einem Experten nach:

Erhöhte Warnstufe für Schiffe und Flugzeuge aus Südamerika und Südostasien

Fabrizio Ernesto Pregliasco, Virologe und Professor an der Universität Mailand, erklärt dem KURIER: „Das italienische Gesundheitsministerium macht sich vor allem wegen der Entwicklung der Infektion in Brasilien und Argentinien Sorgen, wo die Infektionszahlen rasant steigen." Das Brasilianische Gesundheitsministerium meldete in der Vorwoche mehr als fünf Millionen Infektionen. Pregliasco: "Den dortigen Behörden scheint es nicht gelungen zu sein, die Vermehrung der Mücken unter Kontrolle zu halten, beziehungsweise zu bekämpfen."

In Italien wurde deshalb mittlerweile eine erhöhte Warnstufe für Flugzeuge und Schiffe, die aus den Endemiegebieten kommen, ausgegeben; das heißt: Sie müssen bei der Ankunft gründlich desinfiziert werden. Wie Pregliasco hervorhebt, wollen die Behörden auf jeden Fall vermeiden, dass neben der Infektion auch die ägyptische Tigermücke (Aedes aegypti) importiert wird. 

Es bräuchten sich nur ein paar im Flugzeug oder im Schiff zu verirren, so der italienische Experte: „Während bei uns im Moment nur die Tigermücke die Krankheit überträgt, ist es in Südamerika auch die ägyptische Tigermücke, die noch dazu viel effektiver ist.“

Dengue-Fieber kann unter Umständen tödlich verlaufen

Apropos Desinfizierung. Die Inkubationszeit der Infektion liegt bei 14 Tagen. Das bedeutet, dass sich ein Dengue-Infizierter erinnern muss, wo er die letzten zwei Wochen überall war, damit dort und im Umkreis von 200 Metern alles desinfiziert wird.

„An die 85 Prozent der Infektionen sind asymptomatisch“, erklärt Pregliasco. Das hört sich positiv an, muss es aber nicht unbedingt sein. Denn auch wenn man sich schon infiziert hat, ist man nicht immun - und die zweite Infektion kann einen problematischer verlaufen. Bei der schwersten Form, auch hämorrhagisches Dengue-Fieber genannt, kann es zu starken Blutungen und im Extremfall auch zum Tod kommen.

In Italien ist es nicht gefährlicher als anderswo in Europa

Obwohl im Moment in Italien, wie anderswo, das Fieber bei Menschen festgestellt wird, die sich im Ausland angesteckt haben, überwachen die italienischen Behörden auch die Zahl der autochthonen Infektionen engmaschig. Gemeint sind damit jene Fälle, die von den hiesigen Tigermücken weitergeleitet wurden. Rund ein Drittel der Dengue-Fälle in Italien waren in diesem Jahr autochthone Infektionen.

Dass es aber in Italien gefährlicher sei als anderswo in Europa, verneint Pregliasco bestimmt. Für all jene, die sich selbst ein Bild von der Verbreitung dieser Infektion machen wollen: Die nötigen Informationen - auch was Prävention und Impfung betrifft – findet man auf der Website des European Centre for Deseas Prevention and Control.

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