Dengue-Fieber in Italien: Worauf Reisende achten sollten

Asiatische Tigermücken sind in Österreich mittlerweile heimisch.
Wer den ersten kalten Tagen noch ins wärmere Italien entfliehen möchte, sollte - je nach Region - Insektenspray einpacken. Denn: In Italien wurden heuer bereits rund 50 Fälle von Dengue-Fieber verzeichnet, bei denen sich die Betroffenen nicht - wie sonst für die Tropenkrankheit üblich - zuvor im Ausland ansteckten, sondern die Übertragung in Italien stattfand.
Hauptüberträger ist die mittlerweile auch hierzulande heimische Asiatische Tigermücke, die das Virus nach einem Stich eines infizierten Reiserückkehrers, auf weitere Menschen übertragen kann, die nicht selbst in einem Land mit Dengue-Verbreitung waren. Darauf weist das österreichische Außenministerium in seinen aktuellen Italien-Reisehinweisen hin.
Gesundheitsbehörde spricht von "Lombardei-Cluster"
Die lokal erworbenen Fälle in Italien traten laut der italienischen Gesundheitsbehörde in der Provinz Lodi und im Gardaseeraum auf. Die europäische Gesundheitsbehörde ECDC spricht auch von einem "Lombardei-Cluster". Insgesamt wurden im heurigen Jahr in ganz Italien bisher rund 260 Fälle von Dengue bestätigt, wobei sich der überwiegende Teil aufgrund vorangegangener Auslandsreisen infizierte.
➤ Mehr lesen: Tigermücke heimisch: Warum sie gefährlicher ist als die Hausgelse
"Die Dengue-Situation entspricht den Erwartungen des italienischen Gesundheitsministeriums für diese Saison, da der internationale Reiseverkehr nach den COVID-19-Beschränkungen wieder stark zugenommen hat und die klimatischen Bedingungen heuer die Vermehrung von Aedes albopictus-Mücken (bekannt als Tigermücken) begünstigen", heißt es dazu in den aktuellen Reisehinweisen des österreichischen Außenministeriums.
Symptomlos bis lebensbedrohlich: Sehr unterschiedlicher Verlauf möglich
Zwischen 40 und 80 Prozent der Infizierten merken die Erkrankung nicht, da sie bei ihnen symptomlos verläuft. Bei bis zu fünf Prozent aller Betroffenen kann Dengue aber lebensbedrohlich verlaufen. Meist kommt es zu hohem Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Schmerzen hinter den Augen und einem masernähnlichen Ausschlag. Bei rechtzeitiger Therapie sind die Überlebenschancen hoch. Vom Mückenstich bis zum Erkrankungsbeginn dauert es meist drei bis zehn Tage. Nach der Erkrankung ist man lebenslang immun – allerdings nur gegen den verursachten Dengue-Virus-Subtyp, wovon es vier verschiedene gibt.
Weltweit
Laut WHO-Schätzungen infizieren sich jährlich rund 400 Millionen Menschen mit Dengue. Etwa 100 Millionen davon haben einen symptomatischen Verlauf, rund 40.000 Menschen sterben jedes Jahr nach einer Infektion.
Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Risikogebieten.
Österreich
In Österreich ist bisher kein Fall einer Übertragung von Dengue von einer Stechmücke auf einen Menschen bekannt. Neben Italien traten derartige Fälle in Europa bereits in Kroatien, Frankreich und Spanien auf, insbesondere in den Monaten Juni bis November. "Eine länger andauernde Etablierung des Virus wurde in Europa bis jetzt nicht beobachtet", heißt es in einer virologischen Information der MedUni Wien.
Pro Jahr werden in Österreich 20 bis 150 Dengue-Infektionen gemeldet. Es handelt sich dabei um Reiserückkehrer aus Endemie-Gebieten. Im heurigen Jahr wurden bereits 115 Dengue-Fälle hierzulande dokumentiert (Stand 2.10.2023).
Dengue kann durch unterschiedliche Stechmückenarten übertragen werden. In Europa erfolgt dies über die Asiatische Tigermücke, die sich in einigen europäischen Ländern etabliert hat, darunter auch Österreich. Über ein Stechmücken-Monitoring der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) wird überwacht, wie stark sie sich ausbreitet und ob sie Erreger in sich trägt.
In den Gebieten, in denen es zu einer lokalen Übertragung gekommen ist, seien entsprechende Maßnahmen durch die Gesundheitsbehörden gesetzt worden. Grund zur Panik besteht allerdings nicht. Alle bekannten Fälle seien bereits wieder genesen oder befinden sich auf dem Weg der Besserung.
In tropischen Ländern Asiens, Lateinamerikas und Afrikas ist die grippeähnliche Krankheit weit verbreitet, vereinzelt kommt sie aber auch am Mittelmeer und in anderen europäischen Regionen vor. Übertragen wird sie fast ausschließlich durch Stechmücken, eine Übertragung von Mensch zu Mensch gibt es nur in äußerst seltenen Fällen, da es eine Blut-zu-Blut-Übertragung bräuchte.
In Österreich noch keine bekannte Übertragung von Mücke zu Mensch
In Österreich gab es laut Virologin Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien bisher noch keine Dengue-Fälle bei Personen, die nicht zuvor aus dem Ausland zurückgekehrt sind. "Derzeit wird die Erkrankung in Österreich nur vereinzelt bei Reiserückkehrern nachgewiesen. Eine Übertragung durch eine Mücke gab es meines Wissens nach noch nicht", sagt Redlberger-Fritz.
Das Außenministerium rät Italienreisenden zu allen "präventiv bekannten Maßnahmen zur Abwehr von Insektenstichen". Dazu zählt etwa lange und helle Kleidung sowie das Auftragen von Insektenschutzmitteln – sie wirken gegen verschiedene Stechmückenarten.
➤ Mehr lesen: WHO besorgt wegen Ausbreitung von Dengue-Fieber auch in Europa
Tigermücke ist eher tagaktiv und meist zu mehrt
Tigermücken sind immer kleiner als eine 1-Cent-Münze und haben einen weißen Streifen am schwarzen Rücken sowie weiße Streifen auf Körper und Beinen. Man erkennt sie vor allem daran, dass meist viele auf einmal kommen und dass sie eher tagaktiv sind, während die Gelse vor allem in der Dämmerung aktiv ist.
Neben dem Dengue-Fieber kann die Tigermücke auch das Chikungunya-Virus, Gelbfieber oder das Zika-Virus übertragen.
Seit Dezember 2022 ist mit Odenga ein Dengue-Impfstoff für Menschen zugelassen, die noch keinen Viruskontakt hatten und der auch für Kinder ab vier Jahren und ältere Menschen geeignet ist. Damit gibt es grundsätzlich erstmals auch für Reisende eine Impfung zur Prävention von Dengue-Fieber. Bis dahin gab es mit Dengavaxia nur einen Impfstoff für Menschen, die bereits eine Infektion hatten, und die in Regionen leben, wo Dengue dauerhaft vorkommt. Dengavaxia ist zudem nur für ein Alter von neun bis 45 Jahren zugelassen und in Österreich nicht erhältlich.
Kommentare