Chinas nächste Attacke auf den Westen kommt aus der Luft

Chinas nächste Attacke auf den Westen kommt aus der Luft
Der Staatsbetrieb Comac dürfte bald die Zulassung für seine erste Passagiermaschine erhalten. Airbus und Boeing sind gewarnt, obwohl man technisch meilenweit voraus ist.

An chinesische Mobiltelefone hat sich die Welt längst gewöhnt, auch Autos aus dem Reich der Mitte rollen allmählich durch die Straßen von Boston, Paris und Wien. Lediglich der Luftraum war zuletzt noch fest in den Händen der amerikanischen (Boeing) und europäischen (Airbus) Ingenieure. Doch das dürfte sich bald ändern.

Der in Schanghai beheimatete Flugzeugbauer Comac wird Ende 2021 die Zulassung für den Passagierflieger C919 erhalten. Die Maschine steht in Konkurrenz mit den Topsellern von Boeing (B737) und Airbus (A320). Für den chinesischen Staat, der im Besitz von Comac ist und für die Entwicklung 72 Milliarden US-Dollar bereit gestellt hat, ist dies die nächste Attacke auf die Hightech-Industrie des Westens.

Auch Guillaume Faury, der Vorstandsvorsitzende von Airbus, gab zu, dass die kommerzielle Luftfahrt anstatt von einem Duopol wohl bald von einem Tripol beherrscht werden wird. Trotz Pandemie und anhaltender Reiserestriktionen sind die mittel- und langfristigen Prognosen vielversprechend, die Auftragsbücher der Hersteller prall gefüllt. Laut Berechnungen von Boeing werden sich die Passagierzahlen in China in den kommenden zwanzig Jahren verdreifachen. Um so viele Leute in die Luft zu bringen, werden 8.600 neue Flugzeuge benötigt. Airbus plant, die monatliche Produktion bis 2025 zu verdoppeln.

Westliches Know-how

Ohne Europa und den USA könnte der chinesische Flieger freilich nie abheben. Bis auf die Tragflächen und das Heck stammen alle wesentlichen Teile des C919 aus den USA oder Europa. Das eigene Triebwerk, an dem Chinas Ingenieure seit zehn Jahren tüfteln, kann frühestens 2030 zum Einsatz kommen. Womöglich ist es dann schon wieder veraltet. Bereits jetzt stellen Experten dem C919 ein schlechtes Zeugnis aus in Sachen Leichtbau, Verbrauch, Sicherheit oder Komfort.

Chinas Fluggesellschaften haben dennoch bereits 1.000 Exemplare vorbestellt. Wohl auch deshalb, weil ein Großteil der Airlines von Peking aus gelenkt wird. Westliche Betriebe halten sich zurück. Lediglich eine Airline hat früh eine Absichtserklärung zum Kauf abgegeben: Ryanair. Denn der C919 ist vor allem eines: billig(er).

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