Allein für den größten ukrainischen Anbieter, BioTexCom, brachten in den vergangenen zwei Monaten rund 60 Frauen Babys zur Welt. Die Zahl könnte bei einem anhaltenden Lockdown landesweit auf 1.000 anwachsen, warnte die Ombudsfrau für Menschenrechte im ukrainischen Parlament kürzlich.
In vielen Ländern illegal
BioTexCom betreut die Babys in einem firmeneigenen Hotel in Kiew. Krankenschwestern versorgen sie, elektrische Wippen ersetzen schaukelnde Kinderwagen. Die biologischen Eltern von 16 Säuglingen sind anwesend, sie haben es vor dem Lockdown noch ins Land geschafft.
Per YouTube-Video schlug der medienaffine BioTexCom-Chef Albert Totschilowskyj nun Alarm. Mit Bildern schreiender Babys in einem mit Bettchen vollgestellten Schlafsaal will er die Regierung in Kiew dazu bringen, die biologischen Eltern leichter ein- und mit ihren Kindern wieder ausreisen zu lassen.
Derzeit verlangt die Ukraine ein Schreiben des jeweiligen Außenministeriums, das beispielsweise die USA laut Totschilowskyj zügig ausstellen.
In Paulas Fall hat Berlin eine solche "Verbalnote" unter Verweis auf die Illegalität von
Leihmutterschaft in Deutschland verweigert. Dorther sowie aus der Schweiz und aus Österreich bezieht BioTexCom knapp ein Fünftel seiner Kunden. In Österreich ist Leihmutterschaft zwar wie in vielen EU-Ländern verboten, ein im Ausland ausgetragenes Baby kann aber als eigenes anerkannt werden.
Finanzielle und emotionale Probleme
Für die Eltern in spe ist das lange Warten auf ihre bereits geborenen Kinder ein Desaster – in vielerlei Hinsicht. Zu den mindestens 60.000 Euro, die sie für die Leihmutterschaft bezahlt haben (rund 15.000 erhält die Leihmutter etwa in der Ukraine) kommen die Kosten für die Versorgung der Kinder.
Und vor allem psychisch schlägt die Situation zu Buche: Eine Bindung zwischen Eltern und Kind aufzubauen ist durch Videotelefonate nicht möglich.
In den USA hat man nun sogar ein Tabu gebrochen: Um die Babys so gut wie möglich zu betreuen, kümmern sich neben Angestellten der Vermittlungsagenturen manche Leihmütter selbst um sie.
Als sie gefragt wurde, ob sie sich das vorstellen könne, habe sie gezögert, berichtet die 22-jährige Sierra Martin dem
Guardian. Doch dann habe sie zugesagt, Steven nach dessen Geburt zu sich und ihren eigenen Kindern zu nehmen. Stevens Eltern, ein homosexuelles Paar aus China, ringt um eine Einreise in die USA.
Zu den praktischen Problemen für die Betreuerinnen der Babys – fehlende Papiere oder fehlende Krankenversicherung – kommen emotionale. "Ich liebe Steven", sagt Martin, "aber ich weiß, dass er zu seinen Eltern gehört."
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