"Das heißt aber noch nicht, dass das Sperma dieser Männer infektiös ist", betont Strohmer. Zum einen werden bei dem PCR-Test die genetischen Informationen des Virus aus sehr geringen Mengen in mehreren Zyklen vervielfältigt: "Und der Nachweis von Viruserbgut alleine bedeutet nicht, dass auch vermehrungsfähige Viren vorhanden sind." Zudem müssten weitere, größere Studien dieses Ergebnis bestätigen.
Das Robert-Koch-Institut verweist auf Daten, wonach vermehrungsfähige Viren im Speichelsekret nur bis zum achten Tag nach Symptombeginn nachweisbar sind. Das Viruserbgut hingegen wurde auch mehrere Wochen danach nachgewiesen – da gilt aber ein Ansteckungsrisiko bereits als sehr unwahrscheinlich. "Wir wissen auch noch nicht, ob und wie gut das Virus in der Scheide überhaupt an Zellen andocken könnte, ob dafür ausreichend Rezeptoren vorhanden sind", sagt Strohmer. "Wir brauchen mehr Daten. Derzeit kann man sicher beruhigen." Weltweit gibt es keinen Nachweis eines Falles einer sexuellen Übertragung des Virus.
Ein anderer diskutierter Übertragungsweg ist der von einer Schwangeren auf das ungeborene Kind. Ein derartiger Fall wurde am Sonntag aus Tschetschenien berichtet, Mitte April wurde in Peru ein Neugeborenes positiv auf das Virus getestet.
In einem Leitfaden der Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe zu Covid-19 heißt es aber, dass "die überwältigende Mehrheit der Kinder von Frauen mit Covid-19 gesund zur Welt gekommen sind".
Deshalb gelte es als unwahrscheinlich, dass das Virus während der Schwangerschaft auf das Ungeborene übertragen werden könnte, "auch wenn aufgrund einiger weniger Fallberichte die Möglichkeit einer Übertragung nicht sicher ausschließbar ist". Es gebe auch keinen Hinweis darauf, dass Schwangere durch das neuartige Coronavirus gefährdeter sind als die allgemeine Bevölkerung, unterstreichen die Gynäkologen. Die Mehrheit der schwangeren Frauen mit einer Infektion hatte nur leichte oder mittelschwere Symptome, "ähnlich einer Erkältung beziehungsweise eines grippalen Infekts". Schwere Verläufe betreffen weniger als zehn Prozent der Erkrankten.
Neuere Studien mit größeren Zahlen an untersuchten Schwangerschaften berichten auch von einer deutlich niedrigeren Rate an spontanen Frühgeburten, als dies ursprünglich angenommen wurde. Hinweise auf Fehlgeburten oder Fehlbildungen als Folge einer Infektion gibt es bisher keine.
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