Ampelsystem sorgt bei britischen Urlaubern für Chaos und Unmut
Das grüne Licht für Auslandsreisen, das die Regierung am Montag gab, sollte für die Briten ein Grund zur Freude sein. Das Reise-Ampelsystem, das die Quarantänepflicht nach der Heimkehr regeln soll, ist allerdings nicht das Gelbe vom Ei. Es schafft Verwirrung, sogar innerhalb der Regierung von Boris Johnson. Jetzt sieht so mancher Rot. Die Reise-Ampel startete mit nur 12 „grünen“ Zielen, darunter Israel und als einziges EU-Land Portugal.
Nach der Rückkehr aus diesen Staaten ist keine Quarantäne nötig. Die meisten Länder, darunter Österreich und das bei Briten besonders beliebte Spanien, sind vorerst auf Gelb gestellt, was nach Heimkehr zehn Tage Quarantäne bedeutet, mit der Chance auf Freitesten nach 5 Tagen (aus roten Ländern muss man 10 Tage in Hotel-Quarantäne). Der erwartete Juhu-Effekt vor der Sommersaison bleibt daher aus, es dominiert die Kritik von Fluglinien, Medien und Politikern aller Couleurs an der Reise-Ampel. Diese schaffe Chaos.
Flüge in "gelbe" Länder
Leute „sollten nicht in gelbe und rote Länder“ reisen, hatte die Regierung ursprünglich empfohlen, doch die Farbe gelb wurde weithin nur als Mahnung zu Vorsicht gesehen. Sonnenhungrige Briten bestiegen laut Berichten allein am Montag etwa 150 Flüge in „gelbe“ Länder, 21 davon nach Spanien und sieben nach Griechenland. Quarantäne nahmen sie in Kauf.
„Ich arbeite im Moment ohnehin von daheim“, sagte Nathan, 31, vor dem Abflug nach Korfu zu Reportern. Laut Daily Mail haben fünf Millionen Briten, die sich nach Urlaub sehnen, Reisen in derzeit gelb eingestufte Ländern gebucht. Zwei Briten sagten der Zeitung, sie hätten für den Sommer in Fuerteventura und England reserviert und würden eine Option stornieren.
Johnsons Team schien die große Reisefreude zu überraschen. Die Regierung begann, eindringlicher vor Besuchen in gelb eingestuften Ländern zu warnen. Nachdem ein Minister in einem Interview sagte, jeder könne diese Länder bereisen, korrigierte ihn Johnson. Dies seien „nicht Orte, in die Sie auf Urlaub fahren sollten, sondern nur aus dringenden familiären oder geschäftlichen Gründen“. Ein anderer Minister meinte sogar, seine Landsleute sollten Auslandsreisen heuer ganz vergessen. Ein Parteikollege ließ über die Medien ausrichten, das sei „idiotisch“.
Labour Partei-Chef Keir Starmer rief Johnson dazu auf, das „widersprüchliche“ System aufzugeben, um das Land besser vor Mutationen zu schützen. Johnson verteidigte es als „sehr, sehr klar“ und schien allein auf weiter Flur. Sogar EasyJet-Chef Johan Lundgren kritisierte die „Massenverwirrung“ und meinte: „In dieser Version eines Ampelsystems bedeutet grün nicht grün“, und „jetzt bedeutet laut einigen Ministern Gelb eigentlich Rot“.
Zweifel wegen Mutation
Dabei war es gerade so gut für Johnson gelaufen. Er gewann dank des schnellen Impfprogramms und der gelockerten Corona-Restriktionen in England in Umfragen. Und seine Konservative Partei verzeichnete bei Lokalwahlen Zugewinne. Die Ausbreitung der indischen Corona-Variante hat aber in den vergangenen Tagen zu Zweifeln geführt, ob der letzte Öffnungsschritt am 21. Juni wie geplant über die Bühne gehen kann. Zudem rückte die mögliche Einschleppung neuer Mutationen ins Blickfeld.
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