Achtjährige in Deutschland jahrelang in Haus festgehalten

Achtjährige in Deutschland jahrelang in Haus festgehalten
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Mutter sowie die Großeltern.

Ein acht Jahre altes Mädchen soll in Deutschland nahezu sein gesamtes bisheriges Leben lang in einem Haus im Sauerland festgehalten worden sein. Die Staatsanwaltschaft in Siegen in Bundesland Nordrhein-Westfalen ermittelt gegen die Mutter des Kindes und die Großeltern, sagte ein Sprecher am Samstag.

Man geht davon aus, dass sie es dem Mädchen verwehrt hätten, "am Leben teilzunehmen" - weder im Kindergarten, noch an der Schule oder im Spiel mit anderen Kindern.

Behörden bestätigen

Das Mädchen habe mutmaßlich knapp sieben Jahre lang in dem Haus der Großeltern in der rund 25.000 Einwohner zählenden Stadt Attendorn gelebt, ohne es verlassen zu dürfen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll die Mutter beim Jugendamt einst angegeben haben, dass sie samt Kind nach Italien umziehe. Das Jugendamt habe dann allerdings Hinweise erhalten, dass sich das Kind gar nicht dort aufhalte. Italienische Behörden hätten dies anschließend bestätigt, beide seien wohl auch nie dort gewesen.

Daher sei das Jugendamt mit der Polizei im September an dem Haus vorstellig geworden. "Man musste mit richterlichem Beschluss hinein", erklärte der zuständige Oberstaatsanwalt. Beamte hätten erzählt, dass ihnen das Kind - es sei nun fast schon neun Jahre alt - dann auf der Treppe entgegen gekommen sei.

Tappen im Dunkeln

Die Hintergründe sind noch völlig unklar. Mutter und Großeltern machen nach Angaben der Ermittler von ihrem Recht zu schweigen Gebrauch. Daher tappe man noch im Dunkeln, "was da möglicherweise in den Köpfen der Menschen vorgegangen ist", wie Baron von Grotthuss sagte. Attendorn liege auf dem Land. "Man denkt ja, die Sozialkontrolle funktioniert da noch", sagte er. Aber selbst die Nachbarn hätten nicht gewusst, dass Mutter und Kind im Haus gewesen seien.

Das Mädchen sei nun in einer Pflegefamilie. Hinweise auf eine körperliche Misshandlung oder Unterernährung gebe es momentan nicht. "Allerdings haben wir die Situation, dass es die Außenwelt nicht gesehen hat", sagte Baron von Grotthuss. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen.