Vorarlberg-Wahl: Das Ländle sortiert sich politisch neu
Im Kreis der Landeshauptleute ist Markus Wallner, der vor wenigen Tagen seinen 57. Geburtstag feierte, einer der drei Jüngsten.
In Amtsjahren ist der Vorarlberger Landeschef, der seit 2011 am Ruder ist, aber das Urgestein in der Runde. Das gilt noch mehr auf der politischen Landkarte seines Bundeslands, wo er seit 1997 zentrale Machtpositionen für die Ländle-Volkspartei bekleidet.
Von der Leitung des Büros seines Vorgängers Herbert Sausgruber ging es zu jener der Parteizentrale. Von dort wechselte Wallner in den Landtag, stieg zum Klubobmann und später Landesrat und schließlich Landeshauptmann auf. Am 13. Oktober steht Wallner zum dritten Mal als Spitzenkandidat am Stimmzettel und will sein Amt verteidigen.
Jede Menge Erfahrung
Das Starterfeld der Herausforderer ist durchwegs jung bzw. neu in dieser Rolle. Was aber bei Weitem nicht heißt, dass der alte Hase Wallner es mit unerfahrenen Newcomern zu tun bekommt, im Gegenteil. Umso spannender wird wohl der Wahlkampf.
In den geht die ÖVP mit einem negativen Bundestrend im Rücken. Bei der Nationalratswahl zwei Wochen vor der Vorarlberger Landtagswahl muss Türkis mit schweren Verlusten rechnen. Die Ländle-Schwarzen scheinen wiederum bis heute nicht ganz erholt von der Wirtschaftsbundaffäre um Inserate und nicht bezahlte Steuern, die beinahe Wallners Karriere beendet hätten.
Burn-out
Aufgrund anonymer Anschuldigungen, für die sich bei Ermittlungen der WKStA jedoch keine Belege fanden, geriet der Landeshauptmann 2022 derart unter Druck, dass er ein Burn-out erlitt. Zuvor hatte es ordentlich im schwarz-grünen Koalitionsgebälk gekracht. Wenige Wochen nachdem Daniel Zadra dem zum Gesundheitsminister aufgestiegenen Johannes Rauch als Landesrat gefolgt war, meldete er Hinweise auf mutmaßliche Datenlöschung auf Wallners elektronischen Dienstgeräten an die Korruptionsermittler.
Der 39-Jährige führt die Grünen heuer erstmals in die Wahl, die im 10. Jahr der Koalition mit der ÖVP nicht unbedingt davon ausgehen können, dass dieses Bündnis eine dritte Auflage erlebt. Wallner jedenfalls sieht die Grünen – im Bund wie im Land – „aktuell Brücken abreißen, und zwar bewusst“, wie er kürzlich erklärte.
Wer mit wem?
Dass an der ÖVP selbst bei einem satten Minus für sie bei Koalitionsbildungen ein Weg vorbeiführen würde, ist nicht anzunehmen. Die FPÖ, mit der die Schwarzen in Vorarlberg in der Vergangenheit bereits über viele Jahre regiert haben, bietet mit Christof Bitschi einen 33-Jährigen als Nummer eins auf. Er sitzt freilich, wie Zadra, schon seit zehn Jahren im Landtag und war bereits 2019 Spitzenkandidat. Da kassierte Bitschi allerdings im noch frischen Nachhall des Ibiza-Skandals mit einem Minus von zehn Prozent eine herbe Niederlage.
Von Brüssel nach Bregenz
Jung und dennoch alles andere als unerfahren ist auch die neue Neos-Frontfrau. Claudia Gamon (35) saß bereits vier Jahre im Nationalrat und fünf weitere im Europaparlament. Unter ihrer wenig strahlkräftigen Vorgängerin Sabine Scheffknecht, die 2014 die Pinken erstmals in den Landtag führte, blieben die Neos stets unter ihren Erwartungen. Gamon will die Partei von der Opposition in die Regierung führen.
Eine Ambition, die sie mit dem im Herbst zum SPÖ-Chef gekürten Mario Leiter teilt. Vor fünf Jahren kamen die Roten aber nicht einmal über die 10-Prozent-Marke. Leiter hat indes schon bewiesen, dass er wahlkämpfen kann.
In Bludenz ist er zwei Mal nur knapp daran gescheitert, der ÖVP das Bürgermeisteramt abzujagen. Der 59-Jährige ist im Feld der Spitzenkandidaten der älteste, auf der Landesbühne aber ebenfalls ein frisches Gesicht.
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