Studie für das Land zeigt: Tirol baut am Wohnbedarf vorbei
Tirols scheidender Wohnbaulandesrat Georg Dornauer (SPÖ), der seine Regierungsämter am Donnerstag an Philip Wohlgemuth übergibt, hat am Dienstag noch eine von der Universität Innsbruck im Auftrag des Landes erstellte Wohnbedarfsstudie präsentiert. Die solle zeigen, „wohin die Reise bei diesem hochpolitischen Thema gehen soll.“
Es gelte, alles daran zu setzen, „damit sich die Tiroler ihre Heimat leisten können.“ Davon kann angesichts der Miet-, Grundstücks- und Immobilienpreise im Westen Österreichs schon lange keine Rede mehr sein.
"Nicht alle Wohnungen zugänglich"
Den Wohnungsbestand im Bundesland beziffert Studienautor Christian Obermayr von der Uni Innsbruck auf rund 440.000 Einheiten. Der wäre eigentlich für die Bevölkerung– zu Jahresanfang waren das 776.000 Personen – „ausreichend“, sagt er. „Jedoch sind nicht alle Wohnungen zugänglich.“
Bei rund 100.000 dieser Wohnungen – 22,6 Prozent des Gesamtbestands – ist kein Hauptwohnsitz gemeldet. „Das ist im Österreich-Vergleich ein relativ hoher Wert“, befindet Obermayr. Dass etwa 24.000 dieser Wohnungen in den vergangenen 10 Jahren entstanden sind, bezeichnet der Forscher als „bedenkliche Entwicklung.“
Man müsse vermuten, dass es sich hier „maßgeblich um Spekulationstätigkeit handelt.“
Nicht alle stehen leer
In rund 75.000 Wohnungen ist auch nicht einmal ein Nebenwohnsitz angemeldet. Diese würden aber „keineswegs alle leer stehen“, weist Obermayr auf eine Unschärfe in der Studie hin. Sie könnten teilweise etwa auch touristisch genutzt werden oder unbewohnbar sein, was aufgrund fehlender Daten nicht genau feststellbar ist.
Die Erhebung blickt aber auch in die Zukunft. In Anbetracht des erwarteten Bevölkerungswachstums wären rein zur Befriedigung der Wohnbedürfnisse der im Land lebenden Menschen zusätzlich bis 2033 rund 35.000 Wohnungen oder 3.890 Wohnungen pro Jahr notwendig. Oder besser gesagt: ausreichend.
6.000 neue Wohnungen pro Jahr
Im vergangenen Jahrzehnt wurden nämlich im Schnitt pro Jahr rund 6.000 neue Wohnungen gebaut. Auch diese Werte zeigen, dass in Tirol offenbar am Bedarf – nämlich leistbarem und vor allem zugänglichen Wohnraum für die Bevölkerung – vorbeigebaut wird.
Die von Obermayr abgeleiteten Handlungsempfehlungen lauten unter anderem eine weitere Priorisierung des geförderten Wohnbaus. Zudem ist etwa auch die Mobilisierung von Leerständen – eine Abgabe auf diese wird gerade novelliert – und bereits gewidmetem Bauland angeraten.
Dornauer streicht ebenfalls hervor, „dass bereits gewidmetes Land dringend mobilisiert werden muss“. Dieses Mantra predigt die Landespolitik fast durch die gesamte Parteienlandschaft freilich schon seit Jahren.
Baulandabgabe bis 2027
Die schwarz-rote Koalition hat vor zwei Jahren in ihrem Arbeitsprogramm eine Baulandmobilisierungsabgabe paktiert, von der seither aber nichts zu hören war. Auf Nachfrage erklärte Dornauer, man habe sich diese „für die zweite Hälfte der Legislaturperiode vorgenommen“. Die dauert bis 2027.
Er gehe davon aus, „dass die gesamte Landesregierung dazu steht“, so der SPÖ-Landesrat.
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