ESC 2026: Welche Chancen Innsbruck auf die Austragung hat

Eurovision Song Contest 2025
Noch bevor es eine offizielle Bewerbung der Tiroler Landeshauptstadt für den Song Contest gibt, werden bereits Hotelzimmer gebucht

2014 war Innsbruck auf den letzten Metern auf der Strecke geblieben. Nachdem Conchita Wurst den Eurovision Song Contest (ESC) gewonnen und somit die darauffolgende Ausgabe nach Österreich geholt hatte, bekundeten zunächst zahlreiche Städte - wie auch nun wieder nach dem Sieg von JJ in Basel - Interesse an der Austragung.

Am Ende waren nur noch Wien, Graz und Innsbruck im Rennen und gaben Ende Juli ihre Bewerbungsunterlagen ab. Anfang August stand dann fest: Es wird Wien.

Innsbrucks damalige Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer zeigte sich "entsetzt". Man war überzeugt davon, das beste Angebot gelegt zu haben. Der seinerzeitige ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, zuletzt als SPÖ-Finanzminister gehandelt, entschied sich für das rot regierte Wien und sprach von einer "Bestbieterentscheidung".

Der nächste Anlauf

In Tirol vermutete man einen politischen Hintergrund, der den Ausschlag gegeben hatte. Elf Jahre später will es nun der Nach-Nach-Folger von Oppitz-Plörer wissen. Schon am Sonntag warf Bürgermeister Johannes Anzengruber den Hut in den Ring. "Wir werden ein Topangebot liefern“, kündigte er an.

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Die Olympiahalle mit einem Fassungsvermögen von bis zu 12.000 Zuschauern sei "prädestiniert“ für ein solches Event. Die ist Teil der Olympiaworld, zu der neben einer großen auch eine kleinere Eishalle und eine große Freifläche gehören. Das Areal war bereits 2014 das Herz des Angebots.

"Natürlich waren wir sehr enttäuscht", erinnert sich Matthias Schipflinger, Geschäftsführer der Olympiaworld an die seinerzeitige Absage. "Aber vielleicht waren wir ein bisschen naiv zu glauben, dass sich Wien das nehmen lässt." Auf den Erfahrungen von damals könne man nun aber aufbauen. "Wir müssen aber neu rechnen."

Grundsätzlich wäre die Olympiahalle für die eigentliche Show mit der großen ESC-Bühne gedacht. Die kleine Eishalle wäre der mögliche "Green Room", in dem die Kandidaten dann auf die Ergebnisse des Votings warten. "Aber es braucht auch extrem viel temporäre Infrastruktur", sagt Schipflinger. 

Kosten noch nicht bezifferbar

So müssten etwa Räumlichkeiten für ein Pressezentrum oder Garderoben im Freien aufgebaut werden. Wie viel eine Austragung des Song Contests Innsbruck kosten würde, lasse sich derzeit noch nicht beziffern. "Es ist die Frage, was von der Host City erwartet wird."

Klar ist, dass auch für Sideevents Platz benötigt wird - etwa im Congress oder der Messehalle. 2014 hatte man mit Kosten von 10 bis elf Millionen Euro kalkuliert. Darunter fallen die Hallenmieten, aber auch die Kosten für Sicherheit oder öffentlichen Verkehr. 

Der ESC in Basel hat rund 64 Millionen Euro gekostet, wobei die Stadt 37,7 Millionen Euro beisteuerte.

"Nicht automatisch Wien"

"Das hat eine Größenordnung wie bei einer Fußball-EM", sagt Karin Seiler, Chefin der Tirol Werbung. Sie war ebenfalls 2014 - damals noch als Leiterin des Innsbruck Tourismus - in die Bewerbung involviert. Sie findet, dass der Song Contest "nicht automatisch in Wien" stattfinden muss.

Damit er für Innsbruck stemmbar wäre, müssten die Lasten aber zwischen Stadt, Land, Tirol Werbung, Tourismus und vielen weiteren aufgeteilt werden. "Bei allen sind die Budgets enger geschnürt", gibt Seiler zu bedenken.

Land gibt sich zurückhaltend

Im Landhaus ist aufgrund der Sparzwänge wenig Bereitschaft erkennbar, Geld beizusteuern. Aber als Hälfte-Eigentümer der Olympiaworld - die andere Hälfte gehört der Stadt - könnte man etwa die Hallen für die größte Musik-Show der Welt bereitstellen.

Rund 300.000 Menschen sind zum Song Contest nach Basel angereist. "Die würden wir auf jeden Fall alle unterbringen", sagt Seiler.

"Der ESC würde das ganze Land betreffen", sagt Seilers Nachfolgerin an der Spitze des Innsbruck Tourismus, Barbara Plattner, zu Quartierfrage. Innsbruck selbst stoße schon "bei großen Kongressen an seine Kapazitätsgrenzen". 

Erste Buchungen

Das Interesse an der großen Song-Contest-Fangemeinde in Innsbruck ist jedenfalls bereits geweckt. "Es hat tatsächlich schon erste Hotelbuchungen für das infrage kommende Wochenende nächstes Jahr gegeben", weiß Plattner. Ob sich Innsbruck bewirbt sei letztlich eine politische Entscheidung

Jetzt müssten aber ohnehin erst einmal die Fakten geprüft werden. Tirol-Werbung-Chefin Seiler sieht jedenfalls das Werbepotenzial. "Wichtig sind vor allem die Bilder von der Schönheit der Stadt und vom Land", sagt sie. 

Die sind bei jeder ESC-Übertragung so fixer Bestandteil wie es das Voting am Ende ist. Und das bei rund 150 Millionen Zuschauern weltweit.

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