DFB-Coach Nagelsmann will Tiroler werden: Umzug sorgt für Kritik

DFB-Coach Nagelsmann
Dass der deutsche Fußball-Nationaltrainer ein Anwesen im Freiland erwerben konnte und ausbauen will, lässt Debatten über Schlupflöcher hochkochen.

Wenn finanzkräftige Deutsche in oder um Kitzbühel am Immobilienmarkt zuschlagen, wird das stets mit Argusaugen verfolgt. Ein Haus nur als Ferien- und Wochenenddomizil zu erwerben, ist in Tirol grundsätzlich verboten - außer es gibt eine Widmung, die das ermöglicht.

Und die Obergrenze für Freizeitwohnsitz-Genehmigungen ist in der Gamsstadt und der Umgebung längst überschritten.

Wie die Tiroler Tageszeitung berichtet, hat nun der deutsche Fußball-Teamchef Julian Nagelsmann, wenige Wochen vor dem Start der Heim-EM mit seiner Mannschaft, ein Anwesen in Fieberbrunn (Bezirk Kitzbühel) erworben. Im März sei der Kaufvertrag unterzeichnet, am 30. April die Liegenschaft an den bekannten Trainer übergeben worden. 

1,75 Millionen Euro gezahlt

Nagelsmann zahlte dafür 1,75 Millionen Euro und übernimmt die Neubaupläne der Vorbesitzer. Im Kaufvertrag sei laut Bericht verankert, dass der Deutsche die Liegenschaft in Fieberbrunn als Hauptwohnsitz verwenden muss und ihn nicht als Freizeitwohnsitz nützen darf. 

Markus Sint, Klubobmann der Liste Fritz im Tiroler Landtag, hat diesbezüglich seine Zweifel: "Es ist für mich vollkommen unglaubwürdig, dass der Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft plötzlich den Mittelpunkt seiner Lebens- und Arbeitsbeziehungen in Fieberbrunn haben soll."

Wie Nagelsmann das "als vielbeschäftigter Bundestrainer dem Fieberbrunner Bürgermeister ernsthaft und glaubwürdig weismachen konnte, dass er in Fieberbrunn künftig auch wohnen und leben wird, ist für mich ein Fußballwunder der anderen Art und einfach unerklärlich", so Sint, für den "der Fall Nagelsmann zur Nagelprobe" für Bürgermeister und Landesregierung beim Umgang mit illegalen Freizeitwohnsitzen wird.

Aufklärungsbedarf

Der Bürgermeister hat für Sint "Aufklärungsbedarf. Er muss nachfragen, wie Nagelsmann jetzt wohnt und ob er noch weitere Wohnsitze, etwa in Deutschland hat."

Für Debatten sorgt aber auch, wo das künftige "Mehrfamilienhaus" von Nagelsmann stehen soll - nämlich im Freiland. In dem Fall kommt nämlich eine bereits in der Vergangenheit immer wieder genützte Gesetzeslücke zum Zug, die den Bau überhaupt erst ermöglicht. 

Das knapp 1.000 Quadratmeter große Anwesen soll 2017 erstmals um 225.000 Euro an einen heimischen Bauunternehmer verkauft worden sein und zwei Jahre später um 520.000 Euro einen neuen Besitzer gefunden haben. Ein weiteres Jahr später ging das Grundstück samt Altbestand um nunmehr bereits 1,25 Millionen Euro an ein deutsches Ehepaar.

Größer als zuvor

Das bestehende Gebäude sollte abgerissen und ein neues Wohnhaus errichtet werden. Die Gemeinde Fieberbrunn erteilte im Mai 2022 den Baubescheid. Und hier kommt jene Regelung zum Zug, die immer wieder für Kritik sorgt. Der Bau im Freiland darf um 25 Prozent oder 300 Kubikmeter Baumasse größer werden als das ursprüngliche Gebäude.

Ein Schlupfloch?

Auf Basis der gültigen Baubewilligung samt Plan- und Einreichunterlagen will der deutsche Fußball-Nationaltrainer das "Mehrfamilienhaus" fertigstellen lassen, so die TT.

"Es gibt in der aktuellen gesetzlichen Lage ein Schlupfloch, das immer öfter missbraucht wird", sagt Dominik Oberhofer, Neos-Klubobmann im Landtag. Wenn bereits ein Gebäude besteht, könne dieses mit Zustimmung der Gemeinde erweitert bzw. völlig neu gebaut werden, umreißt er das Problem.

Wie man es schließen könnte

"Ganz abgesehen, ob für Freizeitwohnsitz- oder Hauptwohnsitznutzung, eines muss klar sein, Freiland muss Freiland bleiben“, so der pinke Klubchef. „Dieses Schlupfloch gehört schnellstmöglich geschlossen und Erweiterungen kategorisch untersagt“, kündigt Oberhofer eine Initiative im Landtag an und wird sich diesbezüglich in den kommenden Tagen an alle Klubchefs wenden.

In Fieberbrunn wird Nagelsmann Nachbar des ehemaligen Teammanagers der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, Oliver Bierhoff. Österreichs Fußballstar David Alaba sowie der deutsche Ex-Fußballer Bastian Schweinsteiger, 2014 Weltmeister, besitzen ebenfalls im Bezirk Immobilien.

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