Blaue Flecken und geschwollene Kiefer: Schwere Vorwürfe gegen Tiroler Polizei

Polizisten tragen die Tierschützer aus der ÖVP-Zentrale.
Bei einem Protest gegen Vollspatenböden sollen Tierschützer von der Polizei besonders gewaltsam behandelt worden sein.

Von Johanna Worel

Am vergangenen Mittwoch besetzte der Verein gegen Tiergewalt (VGT) die ÖVP-Zentrale in Innsbruck.

Die Tiroler Polizei soll die Aktivisten dabei laut VGT besonders gewaltsam aus dem Gebäude getragen haben.

Der VGT ging damit am Montag an die Öffentlichkeit. "Ich bin schockiert", so Martin Ballauch, Obmann des Vereins. "Fünf der festgenommenen Tierschützer wurden in einer Garage an die Wand gestellt und mit Gewalt bzw. unter Zwang nackt ausgezogen", hieß es in einer Presseaussendung. Die Aktivisten sollen von den Beamten zudem an den Genitalien abgetastet worden und fotografiert worden sein. 

Verletzung einer Aktivistin

Verletzungen einer Aktivistin

Drei männliche Polizisten sollen auch gegen 23 Uhr in die Zelle von vier Aktivistinnen gekommen sein und diese brutal behandelt haben. "Einer hält die Hände fest, der andere die Füße und der Dritte zieht an den Haaren und hält das Gesicht der Frau ins Licht. Das ist man von Putin gewöhnt, aber doch nicht hier", sagt Ballauch. 

"Wir dürfen alles"

Dabei sollen die Polizisten Sätze wie "Wir dürfen alles" oder "Keine Sorge, ich komme jetzt" von sich gegeben haben. Einige der Betroffenen haben nun Traumatherapie in Anspruch genommen. 

"Von der Polizei werden die Vorwürfe sehr ernst genommen," heißt von der Tiroler Landespolizeidirektion. Es wurde bereits eine externe und unabhängige Organisation, die Ermittlungs- und Beschwerdestelle EBM mit der Prüfung dieses Vorfalls beauftragt. Während der Ermittlungen dürfen die beschuldigten Polizisten ihren Dienst fortführen. 

Von der Tiroler Polizei heißt es, dass während des gesamten Einsatzes weder von den Aktivisten noch von dem Versammlungsleiter Martin B. Verletzungen durch die Polizei gemeldet wurden.

Anwalt eingeschaltet

Der VGT-Obmann hat sich bereits mit einer Tiroler Anwaltskanzlei in Verbindung gesetzt hat. "Obwohl wir wissen, dass eine Maßnahmenbeschwerde die wahren Täter völlig unbehelligt lässt", so Ballauch. 

Vonseiten des Vereins ziehe man eine Anzeige wegen Amtsmissbrauchs sowie eine Dienstaufsichtsbeschwerde in Betracht. Das Ziel des Vereins ist es, dass sich dadurch nachhaltig etwas im Verhalten der Tiroler Polizei ändert, betont der Obmann.

Wien als Vorbild

Dass so ein Verhalten der Polizei nicht Gang und Gebe sei, habe laut VGT eine Demonstration in Wien einige Tage zuvor gezeigt. Dort habe die Polizei laut Ballauch "sehr vorsichtig und professionell" gehandelt. 

"Die Tiroler Polizei sollte sich ein Beispiel nehmen", so der Obmann. Er appelliert an die Polizei, sie solle sich wie die Menschrechtsorganisation verhalten, die sie auch sei. 

Vollspaltenböden

Bei der Demonstration des Vereins ging es um die Abschaffung der Vollspaltenböden. In der türkis-grünen Bundesregierung ist das Aus für Vollspaltenböden in Schweineställen - oder besser gesagt der zeitliche Weg dorthin - ein Konfliktthema. 

Die Koalition hatte den Bauern für den Umstieg eine Frist bis 2040 gegeben. Zu Beginn des heurigen Jahres veröffentlichte der Verfassungsgerichtshof allerdings ein Erkenntnis, dass diese Übergangsfrist zu lang sei.

Mit der Demonstration in der ÖVP-Zentrale wollte der Verein ein Gespräch mit dem Landwirtschaftsminister Norbert Totsching fordern, um dieses Thema zu diskutieren. Der soll sich laut Angaben des VGT immer noch nicht dazu bereiterklärt haben. 

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