Die Steiermark vor nächsten Wahlen: Blau mit rotem und schwarzem Tupfer
Er glaube, dass "die FPÖ im Sog der Bundespartei wie ein Waggon mitfährt", sinnierte Christopher Drexler im KURIER-Interview vor wenigen Wochen. Da gestanden Umfragen der FPÖ in der Steiermark längst den ersten Platz bei den Landtagswahlen zu.
Doch der ÖVP-Landeschef setzte nach, dass sein Ziel sei, Wahlen zu gewinnen und nicht Umfragen. "Mir ist wichtig, dass wir Erster werden – und sei es nur mit einem Nasenspitzerl vorne."
Nun wurde aber die FPÖ zwei Mal Erste im Bundesland, bei den EU-Wahlen im Juni als auch bei den Nationalratswahlen am Sonntag. In der Steiermark noch deutlicher als im Bund, 32,5 Prozent der Wählerinnen und Wählern wählten hier FPÖ.
Rote und schwarze Flecken
Bis auf Graz, wo die SPÖ ganz knapp Erste wurde, und den Bezirk Südoststeiermark, wo die ÖVP den ersten Platz holte, gingen alle steirischen Bezirke an die FPÖ. Blauer war nur noch Kärnten, in ihrem einstigen Kernland schaffte sie diesmal 38,7 Prozent.
Aber nicht in Kärnten, sondern in der Steiermark stehen die nächsten Wahlen bereits vor der Haustür: Am 24. November wird der Landtag neu gewählt.
Wie sich die ÖVP wappnet - und gegen wen
Doch die steirischen Parteispitzen geben sich trotz des blauen Durchmarsches betont gelassen, beinahe zwangsoptimistisch. "Die Steirerinnen und Steirer wissen sehr gut zwischen einer Nationalratswahl und einer Landtagswahl zu unterscheiden", merkt Drexler an. "Aber eines ist klar: Wir sehen ein Duell zwischen ÖVP und FPÖ."
Das lässt dann auch Raum für weitere konsensuale Auftritte der schwarz-roten Regierungspartner, die bisher schon von Spitalsneubauplänen bis hin zu Schnellstraßeneröffnungen reichten.
Auch die SPÖ spielt den blauen Wahlerfolg zurück auf die Bundesebene, Abgrenzung von Wien hat sich ja nicht nur bei der Steirer-VP oft bewährt. SPÖ-Landesparteichef Anton Lang betont wie Drexler, in der Steiermark "geht es um andere Personen und Themen".
Ein erstes Mal an der Spitze
Lang und Drexler treten heuer zum ersten Mal als Spitzenkandidaten ihrer Parteien an: Lang übernahm die SPÖ nach den Landtagswahlen 2019 und dem Rücktritt Michael Schickhofers, Drexler folgte Hermann Schützenhöfer in Amt und Parteifunktion vor rund zwei Jahren.
Blau war schon einmal vorne
Die FPÖ war übrigens am Sonntag nicht zum ersten Mal stimmenstärkste Partei in der Steiermark, bereits bei den Nationalratswahlen 2013 lagen die Blauen an erster Stelle, wenn auch nur mit einem Vorsprung von 48 Stimmen oder 0,22 Prozentpunkten - damals aber vor der SPÖ, die ÖVP war Dritte. Diesmal war der Abstand zwischen den Parteien deutlicher, nach vorläufigem Ergebnis liegen die Blauen um 39.394 Stimmen oder 5,4 Prozentpunkte vor den Schwarzen.
FPÖ-Landesobmann Mario Kunasek interpretiert das als den Wunsch "der Menschen nach Veränderung. Jetzt heißt es, den Schwung mitzunehmen für die Landtagswahl.“
Den steirischen Blauen spielt aber auch die Zeit in die Hände. Die Regierungsverhandlungen im Bund werden zäh und den Wahlkampf in der Steiermark überlagern. Vor allem, wenn die Bundes-ÖVP an ihrer Vorgabe festhält, keine Koalition mit Herbert Kickl eingehen zu wollen. Das könnte weitere blaue Protestwähler in der Steiermark auf den Plan rufen.
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