14-Jährige vor Gericht: Sie soll Terroranschlag geplant haben

Straflandesgericht Graz von außen
Eine Jugendliche drohte, in Graz einen Terroranschlag verüben zu wollen - im Namen des IS. Auch für den Bau vom Bomben interessierte sie sich.

Ein erst 14 Jahre altes Mädchen steht am Dienstag  in Graz vor Gericht: Es soll geplant haben, in der steirischen Landeshauptstadt einen Anschlag zu verüben - um "Ungläubige" zu töten.

Waffen dafür soll sich die Angeklagte  besorgt haben, via Chats soll sie Komplizen gesucht haben. Sie ist wegen Teilnahme an einer terroristischen Organisation angeklagt: Die 14-Jährige soll - so die Anklage - dem IS die Treue geschworen haben.

"Sie wollte ausreisen und an Kampfhandlungen des IS teilnehmen", erläutert die Staatsanwältin und berichtet, dass Chatverläufe und Postings in sozialen Medien sichergestellt wurden. "Auf einem Video ist die Angeklagte mit Gesichtsschleier zu sehen. Darin schwört sie auf arabisch dem IS-Führer die Treue."

Die Schülerin wurden im Mai festgenommen: Der Hinweis  kam von "einer europäischen Sicherheitsbehörde", wie es damals hieß. Die Verhaftung erfolgte neun Tage nach dem 14. Geburtstag des Mädchens, das laut Anklägerin bereits zuvor "radikal geprägte religiöse Einstellung hatte".

Vor Gericht erscheint die Jugendliche in Jeans, weißem Pulli und mit zu Zöpfen geflochtenem Haar. "Sie hat sich in der U-Haft geändert", beteuert ihr Pflichtverteidiger. "Sie trägt auch kein Kopftuch mehr." Er moniert, dass die Anklage auflistet, was vor dem Strafmündigkeit seiner Mandantin geschehen sei: "Bei den Chats war sie 13. Bei allen Vorwürfen war sie 13."

14-Jährige vor Gericht: Sie soll Terroranschlag geplant haben

Die 14-Jährige vor Gericht

Mit Sprengstoffgürtel im Supermarkt?

Die Anklägerin sieht das anders: "Sie hat auch nach dem 14. Geburtstag weitergeschrieben." Mehr noch: Als eine Chatpartnerin in Deutschland festgenommen wurde, habe die Schülerin Kontakt zu einem gewissen "Oman" gesucht: "Ihm hat sie geschrieben, aus Angst vor einer eigenen Verhaftung plant sie einen Bombenanschlag."

Neben dem Anschlag auf den Jakominiplatz in Graz - mit Messern habe sie auf Passanten losgehen wollen, wie es heißt - seien auch noch Kirchen oder Supermärkte im Visier gestanden: Die Angeklagte habe dort "einem Sprengstoffgürtel" hingehen wollen.

Sie fühle sich schuldig, die Nachrichten geschrieben zu haben, gibt die 14-Jährige zu, die aus der U-Haft vorgeführt wird. "Aber ich wollte keine Bomben bauen, um jemanden zu verletzen"

Über TikTok zum IS

Sie habe sich eben bloß für Bomben interessiert, "wie das so funktioniert". Seine Mandantin habe sich "in diese Welt zurückgezogen, weil sie sonst niemanden gehabt hat", betont ihr Verteidiger, die Angeklagte selbst spricht von "Mobbing" in der Schule: "Ich war dann am ganzen Tag am Handy." Auf TikTok habe sie dann erstmals IS-Videos gesehen.

Der Anschlag von Wien

"Wie kommen Sie auf die Idee mit Bombe und Messeranschlägen?" fragt die Richterin. Das sei in den Nachrichten gewesen, antwortet die Angeklagte. "Da ist es um Anschläge gegangen, um Terroranschläge. Zum Beispiel in Wien 2020." Was da gewesen sei, hakt die Richterin nach. "Da wurden einige Menschen mit einer Waffe auf der Straße getötet."

"Und?" , fragt die Richterin. "Was haben Sie sich damals gedacht? " - "Ich hab' gedacht, stark, dass die das machen, weil das mit dem IS zu tun hat. Ich habe gedacht, alles, was mit dem IS zu tun hat, ist der richtige Weg."

Mit Messern Menschen verletzen

Aber sie habe nie geplant, "wirklich selbst jemanden zu töten. Ich habe auch meine Nachbarn respektiert, die keine Muslime waren. Ich war immer nett zu anderen Leuten, die keine Muslime waren", verteidigt sich die 14-Jährige. Auch den Anschlag auf den Jakomiplatz habe sie, obwohl sie darüber gechattet habe, nie machen wollen.

Aber sie habe das geschrieben und auch Fotos der Küchenmesser zur Chatpartnerin nach Deutschland geschickt, die sogar nach Graz kommen wollte, hakt die Richterin nach. "Ja", antwortet die 14-Jährige. "Aber wie sollen wir einen Anschlag machen, wenn wir nach Syrien gehen wollen?"

Dort habe sie "leben" wollen: "Dort gibt es keine Gesetze, das macht alles der IS. Das ist ein Gottesstaat, ein islamischer Staat. Ich dachte, dort sind Leute, mit denen ich wohnen kann, die nett sind."  Und hier in Österreich sei man nicht nett gewesen, fragt die Richterin. - "In der Schule nicht. Ich fühlte mich einsam." Ob ihr Krieg besser gefallen hätte? - "Damals? Ja."

Welche Strafe droht

Der Strafrahmen für die Minderjährige ist geringer als bei Erwachsenen: Im Fall einer Verurteilung wegen Teilnahme an einer terroristischen Vereinigung drohen bis zu fünf Jahre Haft

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