Starkregen und Hitzewellen: Schlechtes Erntejahr durch Wetterextreme

Mann hält Äpfel in Händen
In der steirischen Landwirtschaft gab es 2024 große Einbußen bei der Apfelernte, ebenso fiel der bei Getreide und Kernobst schlechter aus.

Die steirischen Bäuerinnen und Bauern blicken auf ein Jahr der Wetterextreme zurück. Kammerpräsident Franz Titschenbacher sprach am Montag von "schmerzhaften Ertragseinbußen durch den fortschreitenden Klimawandel".

Zusätzlich würden eingeschleppte exotische Insekten die landwirtschaftlichen Kulturen schädigen. Im Rahmen einer Pressekonferenz legten Experten die Erntebilanz vor, wonach es etwa bei der Apfelernte zu Einbußen von 65 Prozent gekommen ist.

Ein extrem warmer Februar, Spätfrost, Starkregen im April, Mai und September, dazwischen ausgeprägte Hitzewellen und Trockenheit, Hagelschläge und Windwürfe haben der steirischen Landwirtschaft in nahezu allen Bereichen zugesetzt

  • Entfall von 65 Prozent der Normalernte bei den Äpfeln
  • Ernte-Minus von 70 Prozent bei den Birnen
  • Ertragsausfälle zwischen 70 und 100 Prozent  bei Marillen und Kirschen 
  • Ertragsminderungen bei Getreide bis zu 30 Prozent verzeichnet

Der Maisanbau ist von der Fläche her um 3,5 Prozent gesunken, hat aber minus 25 Prozent weniger Ernte eingebracht, wie Titschenbacher anführte.  Bei den Erdäpfeln gab es den Angaben zufolge gute Erträge bei der Frühkartoffel, die späte Ware hat jedoch unter der Trockenheit gelitten. Der Holunder habe unter dem Zuviel an Regen gelitten, bei der Käferbohne habe man in etwa den Zehnjahresschnitt erreicht.

Beim Kürbis war die Ernte zwar im langjährigen Vergleich gut, regional wurde die sie jedoch durch Überschwemmungen beeinträchtigt. "Die Wetterextreme setzen uns stark zu", schilderte Kürbisbäurin Lisa Masser aus Dobl-Zwaring. Auf ihrem Hof versucht man beispielsweise den Boden und die Kürbisse durch die Untersaat von Blühmischungen vor Erosion, Hitze und Sonnenbrand zu schützen.

Sojabohne, der Lichtblick

Ein Lichtblick waren die Erträge bei der gentechnikfreien Sojabohne, die um 15 Prozent gesteigert wurden, und auch bei der Hirse - trotz weniger Anbaufläche. Beim Wein wird ein qualitativ sehr guter Jahrgang bei eher kleiner Ernte erwartet. Bei der Grünlandernte seien die Qualitäten schwankend. "Durch die kurzen Zeitfenster zur Ernte leidet immer wieder die Futterqualität", wie die Grünland- und Rinderbäurin Heidi Hirn sagte.

"Wir haben ein schlechtes Erntejahr hinter uns", fasste Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer (ÖVP) ohne Umschweife zusammen. Bei der heurigen Ernte seien die Folgen des Klimawandels, der als schleichender Prozess schon jahrelang zu spüren gewesen sei, besonders spürbar geworden. "Das ist besonders tragisch für unsere Betriebe, denn es braucht Einnahmen, um innovativ und mutig in die Zukunft blicken zu können", so die Landesrätin.

Eine Schlüsselrolle nehme daher die Klimawandelanpassung ein, bei der das Land unterstütze und berate: So werde zum Ausbau der Bewässerungsanlagen gegen Frost die Förderung auf bis zu 65 Prozent der Kosten angehoben, weiters führte sie Maßnahmen zum verstärkten Humusaufbau, Unterstützung durch Waldtypisierung bis hin zu einem "Masterplan Klimarisiko Landwirtschaft" an.

Kammerdirektor Werner Brugner wies darauf hin, dass der Klimawandel auch das Auftreten exotischer Insekten begünstige: "Es gibt eine Reihe von invasiven Arten, die die landwirtschaftlichen Kulturen bedrohen, begonnen beim Drahtwurm bei den Erdäpfeln über die Reiswanze, die Beerenobst befällt, oder die Raupen des Baumwollkapselwurms, die Gemüse befällt." Es stehe zu befürchten, dass Bauern "die Hoffnung verlieren, weil immer mehr bestehende Pflanzenschutzmöglichkeiten in Frage gestellt werden".

Er wünschte sich eine "wissenschaftliche, faktenbasierte und nicht ideologiegetriebene Diskussion über Pflanzenschutzmittel". Dabei bekam er Rückendeckung von Landesrätin Schmiedtbauer: "Ohne Pflanzenschutz wird es zukünftig nicht gehen. Keine verwendet sie aus Jux und Tollerei, sondern nach der Devise 'so wenig wie möglich und so viel wie nötig'".

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