Bis Mai sei es "ein Superjahr" gewesen, resümiert Wels. "Und dann hat es zu regnen begonnen."
Die Überflutungen und ihre Folgen
Der Mai war laut Österreichischer Hagelversicherung zu nass, die gesättigten Böden konnten den Niederschlag Anfang Juni dann nicht mehr aufnehmen: Rund 80 Liter pro Quadratmeter, stellenweise sogar bis zu 120 Liter, waren zu viel, zudem traten Bäche über die Ufer. Die Folge waren großflächige Überflutungen und massive Sachschäden.
Josef Kurz, Leiter der Hagelversicherung in der Steiermark, beziffert die Schäden mit bisher 45 Millionen Euro: 37 davon entstanden durch die Spätfröste des Frühjahres, der Rest durch die kürzlichen Unwetter mit Starkregen und Hagel.
2024, das Jahr der Wetterextreme
Dabei trafen heuer mehrere Extremwetterereignisse aufeinander bzw. hintereinander ein: Auf einen bereits ungewöhnlich warmen Jänner folgten der heißeste Februar und der heißeste März der mehr als 250-jährigen Messgeschichte. Das verpasste der Vegetation einen Schub: "Die Natur ist sehr früh aufgewacht, die Obstblüte war um drei Wochen früher dran als 2023", beschreibt Kurz.
Da traf der späte Frost dann umso härter: "Das kalte Wetter im April mit bis zu minus sieben Grad hat den kleinen Früchten, die bis dahin schon entstanden sind, massiv zugesetzt", bedauert Kurz. Ende April kam es im südsteirischen Weinland zudem zu einem Wintereinbruch: Reben standen im Schnee, die jungen Triebe froren ab.
Hagel, Regen, Hagel, Regen . . .
"Ab Mitte Mai ist es dann im wöchentlichen Rhythmus zu Starkniederschlägen und Hagel gekommen", beschreibt Kurz, ehe dann im Anfang Juni die massiven Unwetter über Österreich zogen und in der Steiermark vor allem die Bezirke Graz-Umgebung und Hartberg-Fürstenfeld in Mitleidenschaft zogen.
Risikomanagement sei wichtiger denn je, sagt Franz Titschenbacher, Präsident der Landwirtschaftskammer Steiermark. "Der Klimawandel hat sich in der gesamten Steiermark verschärft."
Schwere Entscheidung für den Beruf
Gerade jüngeren Landwirtinnen und Landwirten falle die Entscheidung, einen Betrieb unter solchen Bedingungen zu übernehmen, nicht leicht, Versicherung hin oder her. "Das bäuerliche Grundverständnis liegt ja darin, dass man mit der Produktion Wertschöpfung erreicht und ein Familieneinkommen hat."
Das Land Steiermark unterstütze Landwirtschaften, indem 55 Prozent der Versicherungskosten der Hagelversicherung übernommen werden, betont Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer (ÖVP). Zudem investiere das Land jährlich 55 Millionen Euro in die Instandhaltung von Rückhaltebecken. "Solche Bilder wie am 8. Juni vergisst man nicht", betont Schmiedtbauer.
Landwirt Wels aus Grafendorf erinnert sich freilich ebenfalls: An solchen Tagen "schwitzt dann wirklich ein bissl", beschreibt er.
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