Grazer KPÖ-Stadtchefin Kahr ist "Weltbürgermeisterin" des Jahres

Elke Kahr
Jury in London gab Preisträger des "World Mayor 2023" bekannt: KPÖ-Bürgermeisterin erhielt internationale Auszeichnung. Unter den Nominierten war Vitali Klitschko.

Als die Nominierung im Herbst bekannt wurde, ließ Elke Kahr wissen: Sie sei "erstaunt", aber natürlich "erfreut". Seit Kurzem ist es aber fix: Die Grazer KPÖ-Stadtchefin ist "World Mayor of the Year 2023" - die in London ansässige "City Mayors Foundation" gab Montagabend bekannt, dass die Österreicherin ausgezeichnet wurde.

Kahr, seit Ende 2021 Bürgermeisterin von Graz - als erste Frau in diesem Amt und als erste Kommunistin - stach 24 weitere Kandidaten aus: Unter ihnen unter anderem der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko.

Die Jury begründete Kahrs Kür  mit deren "selbstlosen Einsatz für ihre Stadt und deren Bürger" wie es in einer Mitteilung hieß:  Lokalpolitik bedeute für Kahr, "für alle Grazer das Beste zu wollen, ohne dabei die individuellen Sorgen einzelner Mitbürger zu vergessen. Ihre Entscheidung, einen großen Teil ihres Gehalts mit bedürftigen Menschen zu teilen, hat weltweit Bewunderung hervorgerufen."

Weil sie nicht "steinreich" ist 

Bekanntlich behält Kahr von den ihr als Bürgermeisterin zustehenden 8.300 Euro netto monatlich nur 2.100 Euro. In der KPÖ besteht die Regel, dass Einkünfte aus politischen Ämtern mit 2.500 Euro monatlich limitiert sind.

Da Kahr seit 2005 im Stadtsenat sitzt , kam so mehr als eine Million Euro zusammen, die sie an den KPÖ-eigenen Hilfsfonds überwies: "Ich wäre steinreich", kommentierte sie unlängst.

Und was sagt Kahr selbst zur Ehrung?

"Das ehrt einen natürlich, keine Frage", kommentierte die Bürgermeisterin am Dienstag im KURIER-Gespräch. "Es ist eine Auszeichnung auch für das ganze Team." Auch für Graz selbst könne so eine Ehrung von Nutzen sein: "Der Name der Stadt wird über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Vielleicht schauen manche auf der Landkarte jetzt sogar, wo dieses Graz überhaupt ist." 

Erste Auszeichnung für Österreich

Die Auszeichnung wurde seit 2004 verliehen, erstmals ging die Auszeichnung des "Bürgermeisters des Jahres" nach Österreich. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen. Bis Mitte Oktober konnten Bürgerinnen und Bürger für ihren  Favoriten votieren, eine Jury traf zuvor eine Vorauswahl unter rund 100 Nominierten. Geld ist damit nicht verbunden, der Titel ist Ehrensache. Allerdings erhalten die Ausgezeichneten eine kleine Skulptur.  

Seit 2004 vergibt die City Mayors Foundation mit Sitz in London alle zwei Jahre die Auszeichnung des  "Bürgermeisters des Jahres": "World Mayor of the Year“ kann ein Stadtchef oder eine Stadtchefin werden,  wenn die internationale Jury  „herausragende Leistungen“ für  die Lokalpolitik feststellt. Danach stimmen Bürgerinnen und Bürger ab, Preis oder Geld gibt es für den Titel  nicht

 
Mit Elke Kahr gibt es  somit 12 Stadtchefs, die ausgezeichnet wurden:

  • Edi Rama (Tirana),
  • Dora Bakoyannis (Athen)
  •  John So (Melbourne)
  •  Helen Zille (Cape Town)
  •  Marcelo Ebrard (Mexico City)
  •  Iñaki Azkuna (Bilbao)
  •  Naheed Nenshi (Calgary)
  •  Bart Somers (Mechelen)
  • Valeria Mancinelli (Ancona )
  •  Ahmed Aboutaleb ( Rotterdam)
  • Philippe Rio (Grigny)

Auf der Homepage der Jury werden Stellungnahmen veröffentlicht, die für Kahr eingingen und ihren Zugang zu Politik lobten. "Man kann sie persönlich erreichen, Anliegen direkt an sie richten und stößt hier auf eine wertschätzende und respektvolle Gesprächspartnerin. Dies ist nicht nur telefonisch und im Rathaus möglich", heißt es da. 

Wer noch ausgezeichnet wurde

Kahr ist aber nicht die einzige, die von der Londoner Jury ausgezeichnet wurde. Stefan Fassbinder (Greifswald, Deutschland) erhielt den "World Mayor Friendship Award", Manuel De Araújo (Quelimane, Mosambik), wurde für sein Engagement um die Demokratie geehrt.
 

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