Elke Kahr oder Vitali Klitschko: Wer wird "Weltbürgermeister"?

Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ)
Die Grazer KPÖ-Stadtchefin Elke Kahr ist – wie Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko – unter den 25 Nominierten zum "World Mayor of the Year".

Mit dem ihr üblichen Understatement kommentiert Elke Kahr eine Nominierung, die für Aufsehen sorgt: Sie sei "erstaunt", wenn auch erfreut. Aber viel mehr gäbe es dazu eigentlich nicht zu sagen, lässt die KPÖ-Stadtchefin von Graz wissen.

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Doch Kahrs Name findet sich auf einer Liste von insgesamt 25, die eine in London ansässige Stiftung nun bekannt machte: Die Grazerin ist unter den Nominierten zum "World Mayor of the Year". Diese Auszeichnung wird seit 2004 alle zwei Jahre verliehen.

Die Ehrung steht jedes Mal unter einem bestimmten Generalmotto, diesmal sind es Städtepartnerschaften, Graz hat 12 Partnerstädte von Coventry in Großbritannien bis Trondheim in Norwegen.

Städte können Frieden stiften

Jene zu St. Petersburg wurde mit dem russischen Angriff auf die Ukraine aufgekündigt. "In Zeiten der Konflikte und des Krieges zwischen Nationen können Städte Friedensstifter werden, wenn sie zusammenarbeiten“, erläuterte die Stiftung "City Mayors" auf ihrer Homepage.

Sie wurde für ihre Großzügigkeit kritisiert. Manche nennen dies Bestechung, andere Populismus.

von World Mayor 2023

Beschreibung von Bürgermeisterin Kahr

Heuer kommen die Kandidaten aus 21 Staaten – unter ihnen auch der Ukrainer Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew: Er regiert Kiew seit 2014 und wurde laut der Stiftung nominiert, weil er "bereits Nachkriegskooperationen mit anderen europäischen Städten plant“.

Nur fünf Frauen kamen übrigens aus knapp 100 Vorschlägen in die engere Wahl, die der Verein sammelte – auf dieser Liste stand mit Klaus Luger, dem SPÖ-Stadtchef von Linz, ein weiterer Kandidat aus Österreich. Er schaffte es aber nicht mehr in die "short list“ genannte finale Aufstellung. 20 Nominierte sind Männer, aber das spiegelt die politische Realität wider.

Wofür Elke Kahr bekannt ist

Die Stiftung verfolgte auch Elke Kahrs politische Einstellung: Sie sei "bekannt für ihre Robin Hood-Politik", heißt es in der offiziellen Kurzbeschreibung durch den Verein. Das meint die freiwillige Gehaltsbeschränkung der steirischen Kommunisten in politischen Ämtern: Kahr behält von ihrer 8.000-Euro-Nettogage nur ein Viertel, der Großteil fließt in den KPÖ-eigenen Sozialfonds.

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Auch auf diese Usance geht "City Mayors" ein: "Sie wurde für ihre Großzügigkeit kritisiert. Manche nennen dies Bestechung, andere Populismus", heißt es. "Als Antwort gab Kahr, dass sie nichts anders tun könne. Wäre das gesetzlich verboten, würde sie ihren Job aufgeben."

KPÖ überholte ÖVP

Kahr ist seit Ende 2021 Bürgermeisterin von Graz, ihre KPÖ wurde bei den Gemeinderatswahlen im September 2021 stimmenstärkste Kraft und löste die ÖVP als stärkste Fraktion ab. Sie regiert mit einer Koalition aus Grünen und SPÖ.

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Ab sofort entscheidet keine Jury allein, sondern die Bürgerinnen und Bürger, wer den Titel „Weltbürgermeister“ tragen darf: Bis 20. Oktober kann man für den Favoriten abstimmen, jedem Kandidaten wurde eine eigene Mailadresse eingerichtet, in Kahrs Fall graz@worldmayor.com.

Im Mittelfeld

Allerdings muss auch eine Begründung im Mail stehen, das soll den Bürgermeistern kleinerer Städte eine "faire Chance" geben: In dem Fall würde nämlich aussagekräftige Begründungen stärker gewichtet als die bloße Anzahl der Stimmen. Ein notwendiges Hilfsmittel, denn vom 700-Einwohner-Städtchen Dover (Kanada) über Kobe (Japan) mit 1,5 Millionen Menschen bis zur 15-Millionen-Einwohner-Metropole Istanbul (Türkei) ist alles vertreten. Graz wird mit 285.000 Einwohner gelistet – unter den 25 Städten liegt man damit im Mittelfeld, nur zehn Städte sind kleiner.

Eine Frage der Ehre

Im November werden schließlich die zehn Finalisten bekannt gegeben, aus denen dann der "Weltbürgermeister" gekürt wird. Das soll bis Mitte Dezember feststehen. Geld ist damit keines verbunden, der Titel ist Ehrensache.

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