Die Ehrung steht jedes Mal unter einem bestimmten Generalmotto, diesmal sind es Städtepartnerschaften, Graz hat 12 Partnerstädte von Coventry in Großbritannien bis Trondheim in Norwegen.
Städte können Frieden stiften
Jene zu St. Petersburg wurde mit dem russischen Angriff auf die Ukraine aufgekündigt. "In Zeiten der Konflikte und des Krieges zwischen Nationen können Städte Friedensstifter werden, wenn sie zusammenarbeiten“, erläuterte die Stiftung "City Mayors" auf ihrer Homepage.
Heuer kommen die Kandidaten aus 21 Staaten – unter ihnen auch der Ukrainer Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew: Er regiert Kiew seit 2014 und wurde laut der Stiftung nominiert, weil er "bereits Nachkriegskooperationen mit anderen europäischen Städten plant“.
Nur fünf Frauen kamen übrigens aus knapp 100 Vorschlägen in die engere Wahl, die der Verein sammelte – auf dieser Liste stand mit Klaus Luger, dem SPÖ-Stadtchef von Linz, ein weiterer Kandidat aus Österreich. Er schaffte es aber nicht mehr in die "short list“ genannte finale Aufstellung. 20 Nominierte sind Männer, aber das spiegelt die politische Realität wider.
Wofür Elke Kahr bekannt ist
Die Stiftung verfolgte auch Elke Kahrs politische Einstellung: Sie sei "bekannt für ihre Robin Hood-Politik", heißt es in der offiziellen Kurzbeschreibung durch den Verein. Das meint die freiwillige Gehaltsbeschränkung der steirischen Kommunisten in politischen Ämtern: Kahr behält von ihrer 8.000-Euro-Nettogage nur ein Viertel, der Großteil fließt in den KPÖ-eigenen Sozialfonds.
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Auch auf diese Usance geht "City Mayors" ein: "Sie wurde für ihre Großzügigkeit kritisiert. Manche nennen dies Bestechung, andere Populismus", heißt es. "Als Antwort gab Kahr, dass sie nichts anders tun könne. Wäre das gesetzlich verboten, würde sie ihren Job aufgeben."
KPÖ überholte ÖVP
Kahr ist seit Ende 2021 Bürgermeisterin von Graz, ihre KPÖ wurde bei den Gemeinderatswahlen im September 2021 stimmenstärkste Kraft und löste die ÖVP als stärkste Fraktion ab. Sie regiert mit einer Koalition aus Grünen und SPÖ.
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Ab sofort entscheidet keine Jury allein, sondern die Bürgerinnen und Bürger, wer den Titel „Weltbürgermeister“ tragen darf: Bis 20. Oktober kann man für den Favoriten abstimmen, jedem Kandidaten wurde eine eigene Mailadresse eingerichtet, in Kahrs Fall graz@worldmayor.com.
Im Mittelfeld
Allerdings muss auch eine Begründung im Mail stehen, das soll den Bürgermeistern kleinerer Städte eine "faire Chance" geben: In dem Fall würde nämlich aussagekräftige Begründungen stärker gewichtet als die bloße Anzahl der Stimmen. Ein notwendiges Hilfsmittel, denn vom 700-Einwohner-Städtchen Dover (Kanada) über Kobe (Japan) mit 1,5 Millionen Menschen bis zur 15-Millionen-Einwohner-Metropole Istanbul (Türkei) ist alles vertreten. Graz wird mit 285.000 Einwohner gelistet – unter den 25 Städten liegt man damit im Mittelfeld, nur zehn Städte sind kleiner.
Eine Frage der Ehre
Im November werden schließlich die zehn Finalisten bekannt gegeben, aus denen dann der "Weltbürgermeister" gekürt wird. Das soll bis Mitte Dezember feststehen. Geld ist damit keines verbunden, der Titel ist Ehrensache.
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