Auto von Zeugen Jehovas in Graz explodiert: Polizei geht von Sprengsatz aus

Auto von Zeugen Jehovas in Graz explodiert: Polizei geht von Sprengsatz aus
Die Polizei schließt einen Zusammenhang zu zwei früheren Anschlägen auf Einrichtungen der Zeugen Jehovas in der Steiermark nicht aus.

Mitten in der Nacht war in Premstätten bei Graz ein lauter Knall zu hören. Die Polizei wurde gegen 4 Uhr alarmiert. Ein Auto, das vor einem Familienhaus stand und eine angrenzende Thujenhecke standen in Flammen. Bei den Bewohnern des Hauses handelt es sich laut ersten Informationen um Zeugen Jehovas.

Grund für den Knall dürfte eine Explosion am Fahrzeug gewesen sein. Die Polizei bestätigte der APA gegenüber, dass davon auszugehen sei, dass es sich um einen Sprengsatz gehandelt habe." Anrainer haben eine oder mehrere Explosionen wahrgenommen. 

Nähere Details müssten aber die Ermittlungen ergeben. Um alle Spuren zu sichern, beteiligte sich auch der Bauhof von Premstätten an Grabungen. 

Rund 15 Einsatzkräfte der Feuerwehr Zettling konnten den Brand rasch unter Kontrolle bringen. "Am Fahrzeug entstand Totalschaden in bislang unbekannter Schadenshöhe. Verletzt wurde niemand. Die Ermittlungen zur Brandursache laufen", heißt es vonseiten der Polizei. Nähere Informationen sollen am Nachmittag folgen.

Sprengstoff-Experten mit einem Spürhund sowie der Entschärfungsdienst waren im Einsatz, teilte die Polizei weiter mit. Die Suche nach dem Täter übernahm die Sonderermittlungsgruppe „Michael“ des Landesamts für Staatsschutz und Terrorismusbekämpfung. Sie wurde nach dem Erzengel, der für die Gemeinschaft einen hohen Stellenwert hat, benannt.

Zusammenhang nicht ausgeschlossen

Ob es tatsächlich einen Zusammenhang zu den Brandanschlägen auf Einrichtungen der Zeugen Jehovas in den vergangenen Monaten gibt, kann die Polizei derzeit noch nicht bestätigen. 

Sollte sich der Verdacht erhärten, dass in der Nacht auf Freitag eine Autobombe in die Luft ging, werden aller Voraussicht nach keine weiteren Informationen zur Bauart der Bombe seitens der Polizei kommuniziert werden. 

"Die Konstruktion einer Bombe trägt die Handschrift des Bombenbauers. Aus ermittlungstaktischen Gründen halten wir uns deshalb bedeckt", sagt ein Sprecher der steirischen Polizei. Die ersten Einvernahmen würden laufen.

Neben den laufenden Ermittlungen sucht die Polizei nach wie vor den Verdächtigen, der für die beiden vergangenen Anschlagsversuche auf Mitglieder der Glaubensgemeinschaft in Leibnitz im August 2023 und die im März 2024 verantwortlich sein soll.

Gemeinschaft sei beunruhigt

Es tut weh zu sehen, dass einige unser Glaubensmitglieder hier Opfer solcher Anschläge werden“, sagte Max Tinello von den Zeugen Jehovas Österreich zur APA. Es müsse noch endgültig geklärt werden, ob es sich beim jüngsten Fall am Freitag um einen Anschlag handelt. Die Gemeinschaft sei beunruhigt. „Wir begegnen jedem mit Respekt und Toleranz und so soll man auch uns gegenübertreten“, so Tinello. Er lobte die Sicherheitsbehörden, die erhöhte Präsenz zeigten.

Drei Sprengsätze in der Vergangenheit platziert

Seit August 2023 waren drei Bomben in Autos oder Gotteshäusern steirischer Zeugen Jehovas gefunden worden: Im August 2023 explodierten in Leibnitz Bomben an zwei Fahrzeugen, die Mitgliedern der Glaubensgemeinschaft gehörten. Ende März wurde rund um einen Gottesdienst in Kalsdorf bei Graz ein Paket mit einem funktionstüchtigen, selbst gebauten Sprengsatz im Eingangsbereich des Königreichsaals platziert. Verletzt wurde bei den Vorfällen niemand. Die Polizei vermutet mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Zusammenhang und sucht einen „gefährlichen Täter, der technisch versiert ist“, hieß es Ende April aus Ermittlerkreisen.

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