Es ist nur eine Sicherheitsmaßnahme, nach den versuchten Rohrbombenanschlägen auf zwei Autos der Glaubensgemeinschaft in Leibnitz.
Wie berichtet, war es in der Nacht auf Samstag vor dem Königreichssaal der Glaubensgemeinschaft zu den Anschlägen gekommen. Zwei Rohrbomben detonierten an den Autos zweier Mitglieder, verletzt wurde niemand.
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Offen für alle
Aufgeregter als sonst dürften diese Kontrollen beim Stadion deshalb aber nicht über die Bühne gehen. Die fünf Männer in Warnweste, die am Eingang des Happel-Stadions für Sicherheit sorgen sollen, kontrollieren zwar die Taschen, ein Abtasten – wie man es von größeren Konzerten kennt – findet nicht statt.
Stattdessen wird mit den Besuchern gescherzt und gelacht. „Wir wollen auch weiterhin offen für alle sein“, sagt Markus Kakavis der Sprecher der Zeugen Jehovas in Österreich.
Konkret bedeutet dies: Jeder, der sich für die Veranstaltung interessiert, soll auch daran teilhaben können. Spontan und ohne Voranmeldung. Nur durch den Security-Check müssen die Besucher. Mehr Personal, das sich bei den Zeugen Jehovas ausschließlich aus Freiwilligen speist, habe man nach dem Vorfall in Leibnitz dafür aber nicht eingesetzt, sagt Kakavis.
Polizei erhöhte Sicherheitsmaßnahmen
Die Polizei dagegen hat nach Bekanntwerden der Causa die Sicherheitsmaßnahmen beim Kongress in Wien sehr wohl erhöht. Welche konkreten Maßnahmen getroffen wurden, wollte man aus einsatztaktischen Gründen aber nicht kommunizieren.
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Beim Ernst-Happel-Stadion merkt man Sonntagmittag davon aber recht wenig. Zwei kleinere Polizeibusse stehen vor dem Eingang. Fußstreifen waren zu Mittag nicht zu sehen.
Nur noch ein Eingang offen
Eine ersichtliche Neuerung, zeigte sich dagegen an anderer Stelle: Statt drei Eingängen blieb am Sonntag nur noch einer offen. „Das erleichtert die Übersicht“, sagt der Sprecher.
Übersichtlich ist die Situation auch im Inneren des Stadions. Rund 10.000 Mitglieder aus dem In- und Ausland treffen sich hier zum Thema „Übt Geduld“. Die Vortragsreihe findet in deutscher und bosnisch-kroatisch-serbischer Sprache statt. Die eine Sprachgruppe sitzt auf der einen Seite, die andere auf der anderen. Dazwischen der aktuell nicht vorhandene Rasen und die beißend heißen Sonnenstrahlen. „Bei den Mitgliedern ist eigentlich keine große Unruhe zu spüren, es fühlen sich alle gut aufgehoben“, sagt Kakavis.
Situation in Leibnitz
Auch gestern, bei Bekanntwerden der Vorfälle, sei in den Rängen im Ernst-Happel-Stadion alles ruhig geblieben. „Nur bei den Behörden haben wir uns für die Zusammenarbeit bedankt.“
In Leibnitz selbst sei es etwas hektischer zugegangen. Schon allein wegen der Ermittlungen, sagt Kakavis.
„Unmittelbar nach dem Vorfall haben die zwei Mitglieder aber Seelsorgebetreuung erhalten. Das hat sehr gut funktioniert“. Dabei handelt es sich um geistigen Beistand, der aus dem Inneren der Gemeinschaft kommt. „Das ist sehr familiär. Etwa so, wie wenn man einen kranken Vater besucht.“
Keine Mitteilung an die Mitglieder
Eine Mitteilung an die Mitglieder oder gar eine Verhaltensanweisung, wie man sich am besten selbst schützt, werde es nicht geben. „Ich fühle mich als Zeuge Jehovas eigentlich sehr sicher und von der Gesellschaft auch akzeptiert und wertgeschätzt.“ Von Angriffen jeglicher Art habe er keine Kenntnis.
Aber zurück zum Eingang: Was kam eigentlich aus den Hosentaschen vom Mann im Anzug zum Vorschein? Ein Handy in der linken und ein Autoschlüssel in der rechten. „Keine Sorge, der Knopf entsperrt nur mein Auto“, sagt er. Die Securities lachen, der Mann geht hinein.
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