Scheidende Chefin startet Prozess für Salzburger Tourismusstrategie
Salzburg und sein Tourismus, eine spannende Geschichte auf vielen Ebenen. Das Thema hat auch für die erste Auseinandersetzung zwischen SPÖ und ÖVP gesorgt, noch ehe sich der neue Gemeinderat konstituiert hat.
Zwar hatte SPÖ-Bürgermeister Bernhard Auinger gemäß seinem Motto, jeder soll das machen, wofür er brennt, geplant, den Tourismusbereich aus dem Wirtschaftsressort des Bürgermeisters herauszulösen und dem Touristiker und Hotelier Florian Kreibich in seiner Funktion als ÖVP-Vizebürgermeister zu überantworten.
Weil Kreibich und die Volkspartei das Parteienübereinkommen nun aber nicht unterschreiben wollten, war für die SPÖ auch dieses Entgegenkommen hinfällig.
Damit bleibt der Tourismus in Salzburg weiterhin Chefsache. Und als solcher muss Auinger gleich eine neue Chefin oder einen neuen Chef suchen. Denn bekanntlich hat Christine Schönhuber, die Geschäftsführerin der Salzburger Tourismusgesellschaft, völlig überraschend ihren Rückzug mit Jahresende bekanntgegeben.
Sie wird Geschäftsführerin der Landestourismuswerbung des deutschen Bundeslandes Baden-Württemberg, somit kehrt die Bad Reichenhallerin auch beruflich in ihr Heimatland Deutschland zurück. Dort ist eine ähnliche Konstellation wie in Salzburg – ein langjähriger Manager geht, Schönhuber kommt.
"Sehnsuchtsziel und große Aufgabe"
„Baden-Württemberg ist für mich nicht nur ein persönliches Sehnsuchtsziel“, erklärt sie ihre Entscheidung, Salzburg schon wieder zu verlassen, „es ist ein großes Bundesland mit 11 Millionen Einwohnern und fast 60 Millionen Nächtigungen. Das ist eine große Aufgabe.“
Schwarzwald, Bodensee, Baden-Baden, Heidelberg und die Landeshauptstadt Stuttgart zählen zu den bekannteren Tourismuszielen des Industrie-geprägten Bundeslandes. Was auch eine Herausforderung ist, sagt die Touristikerin: "In Deutschland hat der Tourismus noch keinen so hohen Stellenwert wie in Österreich."
Und im KURIER-Gespräch betont Schönhuber, dass sie in Salzburg nicht hingeschmissen habe, sondern dieses besondere Angebot erhalten habe. Die Entscheidung sei ihr schwer gefallen. Allerdings gebe es nicht viele Bundesländer in Deutschland, für die sie den Job in Salzburg aufgegeben hätte. Und vorerst ist sie noch da.
„Ich bin noch bis Jahresende in Salzburg, das ist eine wunderbare Aufgabe“, versichert sie ihrem neuen Chef, SPÖ-Bürgermeister Bernhard Auinger volle Loyalität und vollen Einsatz.
Die neue Strategie
Das wird auch nötig sein, immerhin läuft gerade der Prozess für die neue Tourismusstrategie der Stadt Salzburg, mit dem Schönhuber die Ausrichtung der Stadt langfristig und nachhaltig mitgestalten wird. Macht das überhaupt Sinn, dass das jemand macht, der bald weg ist? Schönhuber wollte diese Frage - noch - nicht beantworten.
Für den früheren Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) war Florian Kreibich der Mann, der eigentlich die Stadt zu einer neuen Tourismusstrategie führen sollte. Das ist jetzt offenbar anders.
Denn dass Schönhuber bei der Erstellung des Tourismusleitbilds eine Rolle spielen wird, steht für die Salzburger Stadtführung zweifelsfrei fest. Erste Gespräche habe es zwischen ihr und Auinger bereits gegeben, das sei vertrauensvoll abgelaufen.
„Schönhuber wird den Strategieprozess starten, parallel dazu wird es eine Ausschreibung für die neue Geschäftsführung geben“, heißt es aus dem Büro Auingers. Überstürzen müsse man nichts, mit Schönhuber herrsche bestes Einvernehmen.
Und Sorgen über die Nachfolge macht man sich im Rathaus auch keine: „Die Geschäftsführung von Salzburg-Tourismus ist ein attraktiver Job, das wird es viele Bewerber geben.“ Und eine fließende Übergabe zwischen Schönhuber und ihrem Nachfolger bzw. ihrer Nachfolgerin sei auch gewährleistet, weil diese bis Jahresende zur Verfügung steht.
Der Gaisberg-Koordinator
Apropos gute Jobs im Tourismus, in dem Fall zwar ehrenamtlich: Florian Kreibich war bis Herbst Gaisberg-Koordinator. Seine Funktionsperiode ist aber bereits ausgelaufen.
Im Parteienübereinkommen steht, dass er wieder Gaisberg-Koordinator werden soll. Dort steht auch, dass der Gaisberg verkehrsberuhigt werden soll.
Da Kreibichs Unterschrift darunter fehlt, haben die Grünen die geplante Bestellung wieder von der Tagesordnung genommen. Sie wollen die Aufgaben Kreibichs, der selbst ein Hotel am Gaisberg betreibt, als Koordinator auch ohne Parteienübereinkommen genau definieren.
Damit soll Klarheit geschaffen werden, wofür der Koordinator zuständig sei und wofür nicht.
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