Anna Schiester, Grüne: Eigentlich wollte sie Journalistin werden
Wer bei "Salon Anna" ans Haareschneiden denkt, liegt weit daneben: Salzburgs Baustadträtin Anna Schiester schneidet keine Haare, vielmehr erklärt sie auf ihrem so getauften Podcast seit einem halben Jahr, wie Salzburg sein könnte. Die 35-Jährige führt die Bürgerliste - die Grünen in der Mozartstadt - in die Gemeinderatswahl und kandidiert für das Amt der Bürgermeisterin. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es ein Kampf um den Erhalt des Stadtrat-Sessels wird.
Ihre politische Laufbahn hat sich die Bürgermeisterkandidatin anders vorgestellt, denn eigentlich wollte sie im Vorjahr noch als Gemeinderätin der Kommunalpolitik den Rücken kehren und bei der Landtagswahl ins Landesparlament wechseln.
Doch dann musste ihre Vorgängerin Martina Berthold völlig ungeplant die Grüne Spitzenkandidatur im Landtagswahlkampf übernehmen, und Schiester rückte im Herbst 2022 in der Stadt in die erste Reihe auf. Seither führt sie als Stadträtin das Bauressort der Landeshauptstadt.
Auch wenn bei Baumängeln im neuen Hallenbad oder Kostensteigerungen im Schulbauprogramm wenig Platz für die klassischen Grün-Themen bleibt, hat sie doch "nach einem Jahr erkannt, wo die Hebel sind: Wir bauen Radwege, können im Straßenraum viel gestalten und die Aufenthaltsqualität in der Stadt heben." Außerdem hat sie beispielsweise Klimamaßnahmen in die Ausschreibungen von Architektenwettbewerben aufgenommen.
Engagiert in Hilfe für Flüchtlinge
"Daheim" war die gebürtige Kuchlerin bisher aber vor allem im Sozialbereich, der in ihrer Vita heraussticht, und da wiederum besonders das Jahr 2015. Es war das Jahr, in dem unzählige Kriegsflüchtlinge aus dem Nahen und Mittleren Osten in Salzburg Schutz suchten oder hier vor geschlossenen Grenzbalken strandeten, und die Tiefgarage beim Hauptbahnhof als spontanes Notquartier aus allen Nähten platzte.
Schiester engagierte sich sofort in der Hilfe, gründete die Facebook-Plattform "Flüchtlinge - Willkommen in Salzburg“ und organisierte die Hilfe und später Begegnungsfeste. "Es war eine Ausnahmesituation, die niemand wollte, aber die nun einmal da war. Ich wollte anpacken und nicht nur zuschauen.“
Mit ihrer Wahl in den Salzburger Gemeinderat 2019 wurde die damals 30-Jährige gleich Vorsitzende des Sozialausschusses. Und diese Aufgabe dürfte sie so schlecht nicht gemacht haben, denn bei ihrem Wechsel in die Stadtregierung konnte selbst die FPÖ-Vertreterin im Ausschuss über Schiester "wirklich nur Positives sagen“.
Die Politik ist "passiert"
In Schiesters Lebensplanung war die Politik nicht wirklich vorgesehen, das sei ihr "mehr oder weniger passiert“. Nach dem Studium (2007-2010 Politikwissenschaft, 2010-2013 Journalismus und Neue Medien) wollte sie eigentlich Journalistin oder Schriftstellerin werden. Nach mehreren Praktika bei Medien ist sie schließlich im Landtagsklub der Grünen gelandet, wo sie die Pressearbeit übernahm.
Ihr damaliger Chef und Klubobmann Cyriak Schwaighofer erinnert sich an eine "total engagierte" Mitarbeiterin, die sich auch in den Diskurs aktiv eingebracht habe. "Sie ist ein Mensch, der für etwas brennt.“ Der damalige Klubchef im Salzburger Gemeinderat bewog sie dann 2019 zu einer Kandidatur für ein Mandat im Rathaus. „Ich wollte meinen Beitrag dazu zu leisten, dass die Stadt besser wird und lebenswerter für alle Menschen, und nicht nur für die, die es sich leisten können.“
Schiester wurde am 18. November 1988 geboren und wuchs in Kuchl in einer eher unpolitischen Familie auf. Sie habe sich aber schon seit jungen Jahren für andere Menschen eingesetzt, immer mit dem Ansporn, „mehr Gerechtigkeit zu erreichen - in allen Bereichen“. Mit 13, 14 Jahren hat dann eine ÖVP-Politikerin politische „Starthilfe“ geleistet: die damalige Bildungsministerin Elisabeth Gehrer. „Mich hat wahnsinnig aufgeregt, was da in der Bildungspolitik passiert ist, wir wollten in unserer Schule sogar Streiks organisieren.“
Als Vorsitzende des Sozialausschusses begann Schiester auch das Studium „Soziale Innovation“. Ihre Masterarbeit zum Thema „Strategien gegen Einsamkeit und soziale Isolation am Beispiel der Stadt Salzburg“, hat sie zwar begonnen, doch dann kam wieder alles anders.
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