Florian Kreibich, ÖVP: Rechtsanwalt und langjährige Personalreserve

Florian Kreibich
Der Spitzenkandidat der ÖVP in der Stadt Salzburg war neun Jahre im Landtag und sitzt seit fünf Jahren im Gemeinderat.

Eines dürfte Florian Kreibich nicht kennen: Langeweile. Der Salzburger ÖVP-Bürgermeisterkandidat ist Anwalt und daneben noch in so vielen Organisationen, Vereinen oder Aufsichtsräten beschäftigt, dass man sich fragen muss: Wo bleibt da noch Zeit für Politik? Genau die möchte der bisherige "Hobbypolitiker" (Selbstbeschreibung) aber nun zu seinem Beruf machen, und das als "Mann der Mitte" auf dem Chefsessel im Schloss Mirabell.

Auch wenn der am 9. April 1969 geborene Jurist bereits neun Jahre lang im Landtag saß und nun seit fünf Jahren als Gemeinderat im Rathaus agiert, hat er noch keine tiefen Spuren hinterlassen oder ein klares politisches Profil gezeigt. Es lässt sich daher momentan nur erahnen, welche Richtung er mit seiner Volkspartei nach dem 10. März einschlagen möchte. In die Wahl will er jedenfalls als "einziger Kandidat der Mitte“ ziehen, der die Mozartstadt vor dem Gottseibeiuns in Form eines kommunistischen Bürgermeisters bewahren und auch einen "völlig konzeptlosen Rechtskurs“ der FPÖ verhindern möchte.

In seinen bisherigen Äußerungen lässt er zwar ein Abweichen vom bisher sehr konservativen Kurs der Stadt-ÖVP durchklingen ("im Zweifel würde ich mich für einen Baum entscheiden und nicht für einen Parkplatz“), doch Slogans wie "Salzburg muss Salzburg bleiben“ lassen keine allzu große Neuausrichtung erwarten.

In Kreibichs politischem Bauchladen finden sich Leistung, Eigentum, Eigenverantwortung, eine stabile Finanz- oder eine konsequente Sicherheitspolitik direkt neben einer Mobilitätswende, dem massiven Ausbau des Kinderbetreuungsangebotes ("ab dem ersten Lebensjahr“) oder einem Einfrieren der städtischen Gebühren auf fünf Jahre. Zu Klima oder Umwelt verlor er in seinen bisherigen Aussendungen hingegen noch kein einziges Wort.

Gilt als Personalreserve

Der Anwalt galt schon länger als Personalreserve der Stadt-ÖVP: 2014 war er als Stadtrat hinter dem damaligen Vizebürgermeister Harald Preuner vorgesehen - mit dem Plan, diesem irgendwann nachzurücken. Doch der Urnengang wurde für die Volkspartei zum Fiasko, und Kreibich schaffte es mit Listenplatz 13 nicht einmal als einfacher Gemeinderat ins Rathaus. "Ich weiß nicht, wie es genau weitergeht“, sagte er damals, aber "klar ist, dass ich als Vizebürgermeister zur Verfügung stehe, wann genau das sein wird, in einem halben Jahr, in zwei Jahren, in vier Jahren, das kann ich nicht sagen.“ 2024 könnte es nun so weit sein, denn sollte es fürs Chefbüro nicht reichen, würde er auch den "Vize“ machen, kündigte er an.

Auch wenn er aus keiner "typischen ÖVP-Familie" kommt, hat sich Kreibich schon sehr früh für Politik interessiert. Eine Art politische Sozialisierung sei durch seinen Onkel (2. Grades) und Grünen-Urgestein Herbert Fux erfolgt, "aber er hat es nicht geschafft, dass er mich zu den Grünen bringt“. Gerade jetzt im Wahlkampf denke er oft an die sehr guten, aber kontroversiellen Gespräche mit ihm zurück. Bereits in der Hauptschule war Kreibich als Schulsprecher engagiert, während der Studienzeit dann in der ÖVP-nahen Aktionsgemeinschaft.

Dann unterbrach er sein Studium für zwei Jahre im Büro des Kärntner ÖVP-Landeshauptmanns Christoph Zernatto ("der Mann meiner Cousine“) - es sollte übrigens seine einzige längere Zeit außerhalb Salzburgs sein. Später als Anwalt übernahm er Funktionen im Wirtschaftsbund, von 2004 bis 2013 war er Landtagsabgeordneter und seit 2019 gehört er dem Salzburger Gemeinderat an. Letzteres übrigens wieder ungeplant, denn er ist nur als "Urlaubsvertreter“ für einen beurlaubten Mandatar ins Rathaus nachgerückt.

Tennis-Präsident und Pfarrgemeinderat 

Florian Kreibich kann getrost als "Hansdampf in allen Gassen“ bezeichnet werden, sein Radius lässt kaum einen Lebensbereich aus: Er ist - unter anderem - Rettungssanitäter beim Roten Kreuz, Präsident des 1. Salzburger Tennisclubs, evangelischer Pfarrgemeinderat, Miteigentümer des Hotels Gersberg-Alm, Präsident der Romantik Hotels in Österreich, Gaisberg-Koordinator, Funktionär im Landesfischereiverband und mehrfacher Aufsichtsrat. Das alles verschafft natürlich Einblicke, die einem Bürgermeister kein Nachteil sein sollten.
 

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