Nach Salzburg-Wahl: "Graz hat es auch überlebt“
Die Festung Hohensalzburg steht, das Wasser fließt weiter die Salzach entlang. „Jetzt werden wir halt alle kommunistisch“, sagt Taxler Richard, der am Montag auf dem Makartplatz auf Fahrgäste wartet. „Die Grazer haben es auch überlebt.“
Was ist passiert? Die zuletzt regierende ÖVP hat sich in Salzburg halbiert, die SPÖ ist – wieder – auf Platz eins, die KPÖ plus nur knapp dahinter. Und in der Stichwahl am Palmsonntag finden sich der rote Bernhard Auinger (SPÖ) und der dunkelrote Kay-Michael Dankl (KPÖ plus). Die meisten Gespräche in Salzburg drehen sich um das Wahlergebnis, auch zwischen dem Taxler Richard und seiner Kollegin Elisabeth.
Die Themen der KPÖ plus seien vor allem für die Jugend relevant, sagt der 60-Jährige. „Ich habe eine Wohnung, für mich wird es nicht billiger werden“. Er macht keinen Hehl daraus, dass er keinen der beiden roten Kandidaten gewählt hat, zur Stichwahl wird er trotzdem gehen.
Auf zur Stichwahl
„Da ist alles offen“, pflichtet ihm seine Kollegin bei. Auch sie hätte sich nicht gedacht, dass das Pendel so weit nach links ausschlagen würde. Euphorischer ist Andrea Strobl, die Deutsche arbeitet in einem Salzburger Hotel als Rezeptionistin.
Seit 20 Jahren lebt sie in Österreich und ist froh, dass sie bei Gemeinderatswahlen hier wählen darf. „Dass die Wahlbeteiligung so niedrig ist, finde ich traurig“, stellt sie klar, über das Ergebnis ist sie glücklich – wenngleich sie den Erfolg der KPÖ plus so nicht erwartet hätte. Dass Dankl Bürgermeister wird, glaubt sie nicht: „Es ist ja dann doch wieder Salzburg.“
Die Wahl ist überall ein Thema, auch am Würstelstand gegenüber von Schloss Mirabell, wo bald ganz andere politische Verhältnisse herrschen werden. Robert Trampitsch hilft der Betreiberin mit kleinen Arbeiten aus. Der gebürtige Kärntner ist zum überzeugten Salzburger geworden.
Und ein Fan von Kay-Michael Dankl: „Der taugt mir voll.“ Wobei er auch mit Bernhard Auinger gut kann: „Beide sind in Ordnung.“ Was er sich jetzt erwartet? „Nix, aber ich hoffe, dass es besser wird.“ Was?„ Der Preuner (bisheriger ÖVP-Bürgermeister, Anm.) haut einfach ab, das Bad ist desolat, die Bahnhofsgarage, die gerade gebaut wird, ein Wahnsinn.“
Nicht nur am Würstelstand ist viel los. Auch in der Linzergasse herrscht Betriebsamkeit und starker Lieferverkehr. Ein Porsche steht in der Fußgängerzone – nur Ladetätigkeit ist keine zu sehen. Zwei junge Frauen, Nina und Lisa, spazieren mit ihren Kinderwagen entlang.
„Die Kinderbetreuung in der Stadt ist eine Katastrophe. Das ist ja eines der Themen von Auinger, wir hoffen, dass das bald besser wird.“ Nina wird bei der Stichwahl Dankl wählen: „Der ist integer und steht für das ein, was er sagt. Er ist in Salzburg recht bekannt, ich kenne ihn noch aus Uni-Zeiten.“ Ihre Freundin Lisa ergänzt: „Ich bin mir noch nicht ganz sicher, wen ich wähle. Ich werde es von der geplanten Regionalstadtbahn S-Link abhängig machen. Wie Auinger diese im Vorfeld abgelehnt hat, finde ich nicht gut.“ Der frische, jüngere Wind fühle es sich gut an – und sei notwendig.
„Jedem das Seine“, resümiert Pensionistin Hedwig Schuster die Niederlage der ÖVP. „Richtig sympathisch ist mir von den Herrschaften niemand“, sagt sie – aber zur Stichwahl in zwei Wochen gehe sie fix. Wählen wird sie „den Auinger, der hat sich für das Kinoticket für Senioren eingesetzt.“
„Gut, dass es Dankl gibt“
In der „Salzburger Schatzkammer“, einem Laden mit vielen Antiquitäten, wartet der Besitzer auf eine Lieferung.
Bei der Landtagswahl hat er die vielen Stimmen für die Kommunisten noch dem Protestwählerbereich zugeordnet, dass sich das auch in Salzburg so niederschlägt, überrascht ihn. „Wenn man sich die Themen anschaut, die eh nicht nur in Salzburg, sondern EU-weit präsent sind, wie hohe Wohn- und Energiekosten, dann ist der Wahlausgang eine logische Reaktion. Dankl ist auf einen fahrenden Zug aufgesprungen.“
Abschließend legt er sich fest: „Ich bin bei der Stichwahl zu 100 Prozent für Auinger, aber es ist gut, dass es den Dankl gibt.“
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