Nach Bluttat in Graz: Verdächtiger verursachte tödlichen Unfall

Polizeiabsperrung vor Haus
Ein Mann soll seine Freundin erstochen und dann absichtlich in ein Auto gekracht sein. Dabei starb ein Unbeteiligter.

Zwei völlig zerstörte Fahrzeuge, eines davon um einen Baum „gewickelt“. Darin ein Lenker, für den jede Hilfe zu spät kam und ein zweiter Fahrer, der schwer verletzt notoperiert werden musste. „Der Unfallort war sehr wild, die Fahrzeuge müssen heftig zusammengekracht sein“, sagte eine Polizeisprecherin wenig später dem KURIER. 

Es war bereits der zweite erschütternde Einsatz, zu dem Grazer Polizisten Samstagfrüh ausrücken mussten. Erstmals alarmiert wurden die Beamten kurz nach 6 Uhr. In der Ekkehard-Hauer-Siedlung im Bezirk Wetzelsdorf hatte ein Mann nach Hilfeschreien seine blutüberströmte Nachbarin in ihrer Wohnung gefunden. Die Einsatzkräfte konnten trotz Wiederbelebungsmaßnahmen nur noch den Tod der 39-Jährigen feststellen. 

STEIERMARK: FRAU IN GRAZ GETÖTET, PERSON BEI VERKEHRSUNFALL DES TÄTERS GESTORBEN

In dem Holzhaus  im Grazer Bezirk Wetzelsdorf fand der neunte Femizid  des Jahres 2023 statt.

„Das Opfer hatte mehrere Stichverletzungen im Oberkörperbereich. Am Tatort wurde ein Messer sichergestellt, es könnte sich um die Tatwaffe handeln“, hieß es seitens der Polizei.

Freund beschuldigt

Einen Verdächtigen hatten die Ermittler schnell identifiziert. Der Lebensgefährte der Frau, ein 28-jähriger Oberösterreicher aus dem Bezirk Steyr,  war nach der Bluttat offenbar im Auto geflüchtet.

Auf der Flucht steuerte der mutmaßliche Täter auf die Gegenfahrbahn. Dort kam es zum Frontalcrash mit einem unbeteiligten Fahrzeug, dessen 31-jähriger Lenker  starb dabei.

Laut einem Gutachten im Auftrag der Staatsanwaltschaft dürfte der Verdächtige  sein Auto in suizidaler Absicht auf die andere Fahrbahn gelenkt haben. Das   hat auch die Spurenlage ergeben. Der Flüchtige überlebte den Zusammenstoß – allerdings mit schweren Verletzungen. Er musste in künstlichen Tiefschlaf versetzt und im LKH Graz notoperiert werden.

Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich.

Eine Befragung des Beschuldigten war dementsprechend bisher nicht möglich. Deshalb kann auch nichts zu einem möglichen Motiv gesagt werden. Weder die erstochene 39-Jährige noch ihr 28-jähriger Partner waren zuvor polizeilich bekannt. Ob Alkohol oder Drogen im Spiel waren, ist ebenso ungewiss. Unbekannt war zunächst auch die Identität des 31-jährigen Unfalltoten.

Doppelmord-Verdacht 

Klar ist hingegen, dass die Polizei nun wegen Doppelmordes ermittelt. „Der Tatverdächtige wollte laut derzeitigem Ermittlungsstand Selbstmord begehen. Wenn er seinen eigenen Tod durch den Unfall herbeiführen wollte, müssen wir davon ausgehen, dass er auch den Tod des entgegenkommenden Fahrers in Kauf genommen hat“, erklärte eine Sprecherin der Polizei Steiermark.

STEIERMARK: FRAU IN GRAZ GETÖTET, PERSON BEI VERKEHRSUNFALL DES TÄTERS GESTORBEN

Für einen unbeteiligten 31-Jährigen  kam jede Hilfe zu spät.

Am Samstagnachmittag wurden weiter Spuren gesichert. Die Polizei erhofft sich durch Befragungen des Umfeldes nähere Erkenntnisse.

Neunter Femizid im Jahr 2023

Nach der Statistik der Autonomen Frauenhäuser Österreichs handelt es sich bei der Bluttat um den neunten mutmaßlichen Femizid des Jahres, der durch (Ex-)Partner, Familienmitglieder oder durch Personen mit Naheverhältnis zum Opfer verübt wurden.

Hinweis für von Gewalt Betroffene

Gewalt von Männern gegen Frauen gibt es in allen sozialen Schichten, Nationen, Familienverhältnissen und Berufsgruppen. Morde an Frauen können auch Femizide sein. Der Begriff soll ausdrücken, dass hinter diesen Morden oft keine individuellen, sondern auch gesamtgesellschaftliche Probleme wie etwa die Abwertung von Frauen und patriarchale Rollenbilder stehen.

Hilfe für Gewalt-Betroffene gibt es hier: Frauenhelpline (Mo – So, 0 – 24 Uhr, kostenlos), 0800 / 222 555 Männernotruf: (Mo – So, 0 – 24 Uhr, kostenlos), 0800 / 246 247.

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