Zum 25. Todestag: Ein Blick zurück auf Falcos Wien

Zum 25. Todestag: Ein Blick zurück auf Falcos Wien
Die Stadt war kleiner, ruhiger und grauer als heute. Dennoch brachte sie einen Weltstar hervor. Eine kleine Zeitreise ins Wien der 1960er-Jahre.

Wiener Blut – mit Mord und Totschlag hab’n wir nix am Hut,

doch sind für eine Hetz wir immer gut,

für dich und mich in Wien.

(Falco, 1988)

Er war der Popstar Wiens: Geboren 1957 als Johann Hölzel im Bezirk Margareten, wurde er als Falco weltberühmt. Seine Lieder waren Hits in den USA, Guatemala oder Japan. Und doch war Falco immer auch der prototypische Wiener, zu Lebzeiten wie darüber hinaus. Am Montag jährt sich sein Todestag zum 25. Mal. Ein Anlass für einen Blick zurück in Falcos Wien.

Die Stadt, in die Falco hineingeboren wurde, ist eine andere, als wir sie heute kennen: Wien hatte zwar bereits 1,6 Millionen Einwohner, war aber noch viel mehr Provinzmetropole als Weltstadt. Im statistischen Jahrbuch von 1957 wurde die „erste druckknopfgesteuerte Fußgängerampel“ am Gürtel auf Höhe Fendigasse gefeiert. Und die U-Bahn sollte überhaupt erst 1978 ihren Betrieb aufnehmen.

Zum 25. Todestag: Ein Blick zurück auf Falcos Wien

Die beliebtesten Bubennamen 1957 waren Gerhard, Wolfgang, Peter, Walter, Franz, Michael, Robert und Johann. (Da „Hans“ nicht recht nach Popstar klingt, wählte er später den Künstlernamen Falco.) Immerhin: 1975 gab es 334 sogenannte „Spirituosenschenken“ in der Stadt.

Hoher Frauenanteil

Das Wien, in dem Falco aufwuchs, war weiblicher, älter und deutlich weniger international als heute: Da im Zweiten Weltkrieg so viele Männer gestorben waren, lag der Frauenanteil 1961 bei 57 Prozent, wie Mitarbeiter der Landesstatistik Wien für den KURIER erhoben haben. Heute liegt der Anteil relativ ausgeglichen bei 51 Prozent.

Auch Hans Hölzel wuchs unter der Obhut seiner Mutter und seiner Großmutter auf, da sein Vater die Familie früh verlassen hatte. Mutter und Sohn wohnten in einfachen Verhältnissen in der Ziegelofengasse in Wien-Margareten. Im fünften Bezirk lebten damals noch 70.000 Einwohner. Falcos Heimatbezirk ist mittlerweile, wie viele Innenstadtbezirke, um rund ein Viertel geschrumpft. 54.000 Menschen wohnen heute hier. Der größte Bezirk war übrigens schon damals Favoriten.

Zum 25. Todestag: Ein Blick zurück auf Falcos Wien

Nennenswerte Einwanderung gab es im Wien der frühen 1960er-Jahre übrigens noch nicht. Die kam erst im Lauf des Jahrzehnts in Gang, als Österreich begann, Gastarbeiter zu rekrutieren, die sich großteils in Wien niederließen. Zum Vergleich: 1961 lag der Anteil ausländischer Staatsbürger bei 2,2 Prozent – 2021 waren es 31,8 Prozent.

Und das Wien der 1960er-Jahre war eine „alte“ Stadt: Zwar hat sich das Durchschnittsalter seitdem nicht auffällig geändert (1961 lag es bei 42,6 Jahren; 2021 bei 41,2 Jahren). Doch der Anteil der 18- bis 45-Jährigen ist heute deutlich höher als damals.

Zum 25. Todestag: Ein Blick zurück auf Falcos Wien

Es war das ruhige, kleinere, noch etwas graue Wien, in dem Hans Hölzel seine Lehre zum Bürokaufmann abbrach und zu Falco wurde. Der Rest ist Musikgeschichte.

Sein größter Hit „Rock Me Amadeus“ war für drei Wochen auf Platz 1 in Amerika. Teile des dazugehörigen Videos wurden übrigens in der Bar „Blue Box“ in Wien-Neubau gedreht, die heute noch existiert. Motorrad-Rocker fungierten als Statisten.

Ehrengrab am Zentralfriedhof

Am 6. Februar starb Falco kurz vor seinem 41. Geburtstag bei einem Autounfall in der Dominikanischen Republik. Bei der Ausfahrt vom Parkplatz einer Diskothek wurde sein Geländewagen von einem Bus gerammt. Begraben wurde Falco in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof, sein Sarg wurde von den Motorrad-Rockern aus dem „Rock Me Amadeus“-Video getragen.

Hans Hölzel gibt es in Wien nun keinen mehr. Heute leben noch 7.274 Menschen namens Johann, 2.808 namens Hans und 19 Jeannies (verschiedene Schreibweisen zusammengefasst) hier. Aber es gibt eine Falcostiege in Margareten und eine Falcogasse in der Donaustadt. Denn seinen Falco, den wird Wien nie vergessen.


Zum Nachlesen

Musikproduzent Robert Ponger sprach kürzlich im KURIER über„den Hans“, die damalige Zeit und wie alles begann. Ponger hat u. a. Falcos großartiges Debütalbum „Einzelhaft“ (1982) produziert. Nachzulesen hier.

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