Zu viel Beton in Graz: Der Weg retour aus dem Bauboom
Kräne im Süden von Graz, im Villenviertel im Bezirk Geidorf , im neuen Stadtteil Reininghaus sowieso: In der steirischen Landeshauptstadt ist der Bauboom weithin zu sehen. Bereits in den vergangenen beiden Jahren wurden laut Erhebung der Plattform „Willhaben“ und der Datenbank „Exploreal“ 6.000 neue Wohnungen fertig, heuer sollen noch einmal 4.000 weitere dazu kommen. Insgesamt dürfte Graz derzeit somit an die 200.000 Wohneinheiten haben.
Dabei sind noch nicht einmal alle Wohnbauprojekte abgeschlossen. Allein auf den Reininghausgründen entstehen sukzessive bis zu 10.000 neue Wohnungen. Manche Vorhaben bestehen überhaupt erst auf dem Paier, sind aber bewilligt und dürfen von den Investoren umgesetzt werden. „Altlasten“ der schwarz-blauen Vorgängerregierung nennt die neue Koalition aus KPÖ, Grünen und SPÖ einiges davon: Neun Bebauungspläne sind durch und rechtlich wegen Fristen nicht mehr abzuändern, vier Pläne sind in Begutachtung.
Um den Bauboom in Graz zu dämpfen, will die Koalition den Flächenwidmungsplan ändern. Noch vor dem Sommer soll ein Entwurf stehen, kündigt KPÖ-Klubobfrau Christine Braunersreuther an. „Man hätte in der Vergangenheit einige der gesichtslosen Wohnblöcke verhindern können.“ Hilfe sei auch vom Landesgesetzgeber notwendig, fordert Karl Dreisiebner, Klubchef der Grünen: Freistehende Flächen – wie Balkone oder Gänge – waren bisher nicht in die Bebauungsdichte einzurechnen, es konnte also mehr verbaut werden, als die rechtliche Rahmenordnung vorsieht. Gerichte haben diese Auslegung in Einzelfällen bereits aufgehoben. Nun müsse das Land eine entsprechende neue Verordnung vorlegen, fordert Dreisiebner.
Er regt allerdings auch an, höher hinaus zu planen. „Über die Dichte und Wohnungsdimensionen werden wir noch viel zu reden haben. Wenn es klimaschutztechnisch und ökologisch wichtig und richtig ist, muss man die Diskussion über die Höhenentwicklung führen.“ Damit meine er aber nicht Hochhäuser, versichert der grüne Gemeinderat. „Bloß die Frage ist: Wie baut man und wo verdichtet man?“ Sinn machten höhere Gebäude in bereits gut erschlossenen Gebieten.
Ein Geschäft im Parterre
Manuel Lenartitsch (SPÖ) sieht dadurch auch eine Chance für mehr Grätzelentwicklung: „Wenn man zum Beispiel vier Stockwerke baut, dann soll im Erdgeschoß etwas mit Mehrwert für alle entstehen, ein Lebensmittelgeschäft, eine Radwerkstatt.“ Das könnte auch den Kfz-Verkehr in der Stadt reduzieren helfen. „Aber für die Stadt der kurzen Wege braucht es mehr Infrastruktur“, betont Lenartitsch.
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