Zu geringes Fördervolumen: Windkraft ringt massiv nach Luft

Zu geringes Fördervolumen: Windkraft ringt massiv nach Luft
Österreichs Windkraftanlagen setzen mittlerweile jährlich rund 1,9 Millionen Haushalte unter Strom.

Österreich gilt in Sachen Windkraft als Pionier. Diesen Öko-Status könnte es aber langsam verlieren. Rund 200 Windkraftanlagen warten derzeit in der Pipeline, aber das vorhandene Fördervolumen reicht nicht aus, dass diese auch gebaut werden können.

„Seit 2014 ist der Ausbau der Windkraft stetig zurückgegangen. Das ist dem Ökostromgesetz und der Deckelung der Förderung geschuldet“, sagt Martin Jaksch-Fliegenschnee vom Interessenverband IG Windkraft. „Wir warten bereits seit zwei Jahren auf das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz, das das Ökostromgesetz ablösen soll.“ Dieses neue Gesetz soll laut Regierung im Sommer in Begutachtung gehen, aber die Windkraft-Betreiber haben großen Zweifel, dass es auch umgesetzt wird. Denn dafür braucht die Regierung eine Zweidrittelmehrheit, sprich die Zustimmung der Opposition.

Zu geringes Fördervolumen: Windkraft ringt massiv nach Luft

Zentrum Ostösterreich

Im Vorjahr erzeugten 1313 Windkraftanlagen in Österreich sieben Milliarden Kilowattstunden Ökostrom, das deckte den Verbrauch von rund 1,9 Millionen Haushalten ab.

Der Schwerpunkt liegt in Ostösterreich. So drehen sich 729 Anlagen in Niederösterreich und 446 Windräder im Burgenland. Die meisten Windräder stehen in den Bezirken Gänserndorf (234 Anlagen), Bruck an der Leitha (198 Anlagen) und Mistelbach (146 Anlagen).

Lediglich 56 neue Anlagen sollen österreichweit heuer dazukommen, davon alleine 36 mit einem Investitionsvolumen in Höhe von 181 Millionen Euro in Niederösterreich. In den Augen der Windkraft-Lobbyisten ist das viel zu wenig. Für das Regierungsziel, bis 2030 die Stromversorgung alleine aus erneuerbaren Energiequellen speisen zu können, müssten jährlich rund 120 neue Windstromanlagen errichtet werden.

Zu geringes Fördervolumen: Windkraft ringt massiv nach Luft

WEB Windenergie

Zu geringes Fördervolumen: Windkraft ringt massiv nach Luft

Größter Windenergie-Produzent ist die Energie Burgenland mit 225 Anlagen (522 Megawatt-Leistung). Rang zwei nimmt der niederösterreichische Energieversorger EVN ein, der 13 Windparks mit 200 Megawatt Leistung betreibt. Zu den Pionieren in Sachen Windkraft und Bürgerbeteiligung zählt die WEB Windenergie AG mit Sitz im niederösterreichischen Pfaffenschlag. Sie betreibt heute 238 Windkraftanlagen, 24 Fotovoltaikanlagen und drei Kleinwasser-Kraftwerke und kann damit 322.000 Haushalte mit Strom versorgen.

Damit setzten die Pfaffenschlager im Vorjahr rund 85,5 Millionen Euro um, das Konzernergebnis betrug 10,5 Millionen Euro. Im Vorjahr kamen bei der WEB Anlagenkapazität mit einer Leistung von 47 Megawatt dazu.

„Wir hatten einen Ausbau um rund 50 Megawatt angekündigt. Sieben Projekte in vier Ländern sind 2018 neu ans Netz gegangen“, sagt WEB-Vorstandschef Frank Dumeier. „Zusätzlich zu unseren Neubauprojekten ist es dabei gelungen, zwei bestehende Fotovoltaik-Parks in Italien mit einer Leistung von zusammen etwa sechs Megawatt zu erwerben. Damit haben wir unsere Erzeugungsleistung in diesem Segment in Italien fast verdoppelt. Mittlerweile produzieren wir mit unseren Anlagen außerhalb Österreichs sogar mehr Strom als im Inland.“

Zu geringes Fördervolumen: Windkraft ringt massiv nach Luft

Weitere Expansion

Doch die Expansion geht weiter. So hat die WEB derzeit Anlage mit 60 Megawatt Leistung bereits im Bau beziehungsweise stehen diese kurz vor dem Baubeginn. Darunter ist der erste WEB-Windpark in Italien und ein Windkraftprojekt in der kanadischen Provinz New Brunswick.

Die WEB sammelt vor allem Geld bei privaten Anlegern ein, auch ihre Eigentümer sind rund 3800 Aktionäre. So hat der Konzern im Vorjahr zwei Anleihen für den Bau von Windkraftanlagen platzieren können. Laufzeit: zehn Jahre.

„Wir haben innerhalb kürzester Zeit 15,1 Millionen Euro erlöst, unsere Hybridanleihe war sogar überzeichnet“, sagt WEB-Vorstand Michael Trcka. „Das belegt, dass wir den Anlegern im Rahmen des allgemeinen Trends zu Green Investments ein sehr attraktives Angebot machen.“

Heuer sollen zumindest zwei weitere Anleihen dazukommen. Die Verzinsung ist mit 2,25 Prozent beziehungsweise 4,5 Prozent ganz ordentlich.

Neben der WEB gehören auch die Windkraft Simonsfeld AG und die Püspök Group zu den Windkraft-Playern in Österreich. Simonsfeld gehört 1900 Anlegern, betreibt 84 Windkraftwerke in Österreich und versorgt rund 132.000 Haushalte mit Strom. Das Familienunternehmen Püspök betreibt 91 Windräder und beliefert 160.000 Haushalte mit Ökostrom.

Kommentare