Zeitpläne wackeln: Wie sich die Bundesländer fürs Impfen rüsten
Das Tauziehen um den AstraZeneca-Impfstoff wirkt sich auf die Impfpläne der Bundesländer massiv aus. Dennoch müssen deren Koordinatoren planen. So sieht der Zeitplan in den Bundesländern aus.
Für die Steiermark etwa betont Michael Koren, „man muss vorbereitet sein, dass man an einem Tag viel Impfstoff bekommt“.
Vorgesehen ist, die derzeit 22 Gratis-Teststationen im Bundesland sukzessive in Impfstraßen umzuwandeln. Wie viele Menschen dort pro Tag geimpft werden könnten, ist noch offen, aber es gibt einen anderen Anhaltspunkt: Auch in den Spitälern soll geimpft werden, dort ergäbe sich ein Potenzial von bis zu 8.000 Personen pro Tag.
Bisherige Impfungen:
- Wien: 51.300
- Kärnten: rund 12.000
- Salzburg: 11.820
- Oberösterreich: rund 37.000
- Niederösterreich: 27.066
- Vorarlberg: 12.700
- Steiermark: rund 30.000
- Burgenland: 5.365
- Tirol: 16.571
Weitere Erstimpfungen in zwei Wochen
Derzeit wird aber nur in den Senioren- und Pflegeheimen und auf Covid-Stationen der Krankenhäuser geimpft. Und dort auch nur die zweite Dosis an jene, die bereits die erste Biontech/Pfizer-Impfung erhalten haben. Mit weiteren Erstimpfungen soll es erst in zwei Wochen weitergehen.
Kärnten hat bereits mit der Impfung der über 80-Jährigen begonnen, die nicht in Heimen leben. Doch der kurzzeitige Lieferengpass hat Auswirkungen: Alle 1.800 Kärntner, die für dieses Wochenende angemeldet gewesen wären, müssen warten. Der Start des Online-Anmeldeportals zur Impfung soll aber am Freitag wie geplant erfolgen.
Wie lange der Impfstopp dauern soll, wagt Gerd Kurath vom Landespressedienst nicht einzuschätzen. Bisher wurden in Kärnten mehr als 12.000 Menschen geimpft. Einen Einfluss auf die Freischaltung der Online-Plattform zur Anmeldung für die Impfung habe der Lieferengpass nicht.
In Salzburg wurden bisher 11.820 Impfungen verabreicht, 920 davon waren bereits Zweitimpfungen. Am Montag startet die Registrierung für über 80-Jährige und Risikopatienten. Die Reihenfolge bei den Risikopatienten entscheiden die Hausärzte. Ab Anfang März können sich auch über 65-Jährige registrieren.
Niedergelassene Ärzte
Zeigt sich, dass das Prozedere im Februar funktioniert, will das Land Salzburg die Registrierung im März für die gesamte Bevölkerung öffnen. Die „tragende Säule“ bei der Impfung der älteren Bevölkerungsgruppen sollen laut Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) die niedergelassenen Ärzte sein, doch das Rote Kreuz sei „innerhalb weniger Tage in der Lage, Impfstraßen in größeren Orten aufzustellen“.
Auch Oberösterreich musste adaptieren: Statt 48.000 Menschen will man bis Ende Jänner nur noch 43.000 geimpft haben, diese Woche werden mehr als 9.000 Personen geimpft. Somit liege man dennoch im Plan, hieß es seitens des Landes. Weitere Erstimpfungen starten voraussichtlich Ende Februar, da man die derzeit vorhandenen Impfstoffe für die zweite Teilimpfung benötigt. Sobald genügend Vakzin zur Verfügung stehe, werde man anfangs vereinzelt auf Impfstraßen setzen, es sollen aber auch gleich Hausärzte miteingebunden werden. Mittelfristig sei vorgesehen, das komplette Impfgeschehen über den niedergelassenen Bereich abzuwickeln.
Erster Praxistest
In Tirol hat die Stadt Innsbruck in der Messe eine Impfstraße eingerichtet, die bei Bedarf auch für Bürger aus dem gesamten Ballungsraum, in dem ein Fünftel der Tiroler Bevölkerung lebt, genutzt werden kann. „Wir sind bereit, aber wir brauchen Impfstoff“, betonte Bürgermeister Georg Willi (Grüne) bei der Präsentation der Einrichtung.
Spitalsinfrastruktur nützen
Einen ersten Praxistest gab es am Donnerstag. „Wir impfen die Impfer“, meinte Willi: Innerhalb von zwei Tagen bekommen in der Messe rund 430 Ärzte – vor allem Niedergelassene aus Innsbruck und Umgebung – ihren ersten Stich. Das Land Tirol will am 1. Februar ein Portal zur Impfanmeldung freischalten. Bei den Impfungen will das Land auch auf die Infrastruktur der Bezirkskrankenhäuser bauen, eventuell auch auf jene der Gesundheitskasse.
Eine weitere Einrichtung von Impfstraßen – wie jene in Innsbruck – ist in Tirol vorerst nicht vorgesehen. „Der limitierende Faktor ist nicht die Infrastruktur, sondern sind die Impfungen“, sagt Elmar Rizzoli vom Krisenstab.
Bis zum Ende dieser Woche sollen in Wien laut Impfplan insgesamt 51.300 Personen die erste Coronavirus-Impfung erhalten haben. Zusätzlich sollen 6.400 weitere Personen die zweite Injektion verabreicht bekommen haben, womit insgesamt 57.700 Mal geimpft wurde. Unter ihnen sind 18.000 Bewohner von Wiener Pflegewohnheimen.
Prognose bis April
Im innerklinischen Bereich wurde laut Stadt Wien 20.560 Mal geimpft, im niedergelassenen Bereich - dazu zählen auch Ordinationen - 8.500 Mal. Jeweils 1.000 Impfdosen wurden bei den Rettungsdiensten sowie an Hochrisikogruppen und Über-80-Jährige verimpft. Im Bereich der mobilen Pflege haben 1.500 Personen eine Impfung erhalten.
Aktuell geht die Stadt Wien davon aus, dass bis Anfang April zumindest 108.700 Wienerinnen und Wiener gegen Covid-19 geimpft sein werden.
Ärzte bekommen Impfung
In Niederösterreich wird in kommende Woche mit der Impfung der etwa 3.000 niedergelassenen Ärzte begonnen. Wann mit der Immunisierung von Personen über 80 Jahren, die nicht in Heimen wohnen, gestartet werden kann, sei abhängig von der Entscheidung der EU-Arzneimittelagentur EMA zur Zulassung des Vakzins von AstraZeneca, hieß es seitens Notruf Niederösterreich am Donnerstag. Für die Allgemeinbevölkerung soll die Injektion jedenfalls im zweiten Quartal zur Verfügung stehen.
In Vorarlberg ließen sich bis Donnerstag mehr als 106.000 Personen zur Impfung vormerken. Rund 12.700 Vorarlberger sind bereits geimpft. Im Laufe dieser Woche sollen die Impfungen in den insgesamt 49 Seniorenheimen abgeschlossen werden, hieß es seitens des Landes.
Im Burgenland wurden die zweiten Dosen aufgespart, sie können damit planmäßig verimpft werden. Zusätzlich können auch weitere Neuimpfungen vorgenommen werden, hieß es Donnerstagnachmittag aus dem Büro von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ).
585 Ampullen pro Woche
Bisher ließen sich rund 80 Prozent der Bewohner und 50 Prozent des Personals in den Einrichtungen immunisieren. Im Februar kommen in der nächsten Phase übe r80-Jährige, die daheim leben, dran. Man erwarte für diese Gruppe im Februar 585 Biontech/Pfizer-Ampullen pro Woche sowie Moderna-Impfstoff für 600 Personen, so das Land.
Ab dem zweiten Quartal hofft Vorarlberg, mit der Immunisierung der breiten Bevölkerung beginnen zu können.
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