Zehn Grazer Herzpatienten müssen an andere Kliniken

Das Grazer Spital machte zuletzt negative Schlagzeilen
Klinikum stellt Herztransplantationen vorläufig ein. Nach Todesfällen ermittelt die auch Justiz.

Die Manager der steirischen Spitalsholding reagieren spät, aber doch: Am Mittwoch teilten sie mit, dass bis auf weiteres keine Herztransplantationen mehr am Grazer Klinikum durchgeführt werden -  „aufgrund der vorherrschenden öffentlichen Diskussion“, wie es in einer offiziellen Mitteilung heißt.

Das greift etwas zu kurz. Der „öffentlichen Diskussion“ gingen zwei Todesfälle voraus: Ein Mann starb nach einer laut Gutachter missglückten Transplantation, ein Patient soll vor einer notwendigen Herz-OP zum Zwecke eines Zahnarztbesuchs entlassen worden sein. In diesen Fällen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung.

Der Sprecher der Patientenanwaltschaften, Gerald Bachinger, forderte schon in der Vorwoche den Stopp von Herztransplantationen in Graz. Vor allem wegen der geringen Fallzahlen: Nur „ein bis drei“ Eingriffe wurden in den vergangenen Jahren durchgeführt, in Wien und Innsbruck Dutzende.

Karlheinz Tscheliessnigg, Vorstand der Krankenanstaltengesellschaft (KAGES), räumt die geringe Anzahl ein, aber: „Man muss die Genese sehen. Nach unbegründeten Vorwürfen und anonymen Briefen haben wir diese Transplantationen schon vor Jahren sistiert.“ 2018 wurden bereits wieder vier Organe transplantiert.

Zumindest bis kommenden Sommer wird es in Graz solche Eingriffe aber nicht mehr geben. Jene zehn Patienten, die auf der Warteliste stehen, müssen nach Wien und Innsbruck ausweichen. Nach der (vom der Klinik selbst beantragten) Prüfung durch das Gesundheitsministerium soll der Bereich „Herztransplant“ neu aufgestellt werden.

24 Fälle positiv

Die kritische öffentliche Diskussion kreidet die KAGES Medien und der Patientenanwaltschaft an. Patientenanwältin Renate Skledar rügt nämlich das „schlechte Schadensmanagement“ der KAGES scharf: 2018 seien bloß 24 Fälle in der Schlichtungsstelle positiv für Patienten oder Angehörige beschieden worden, mit einer Entschädigungssumme von insgesamt 189.500 Euro. „Wir hätten noch unzählige Fälle, wo sich die KAGES mies verhält und Mitverschulden von Patienten konstruieren will.“

Bei der Anzahl der eingebrachten möglichen Behandlungsfehler unterscheidet sich die KAGES aber kaum von vergleichbaren Organisationen in Österreich. 5019 Patienten oder Angehörige meldeten sich 2017 österreichweit bei den Ombudsstellen, 983 von ihnen in der Steiermark. „Damit liegt die KAGES im österreichischen Schnitt“, betont Skledar. „Aber es geht hier um den Umgang mit den Patienten.“

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