Zecken halten keinen Abstand, weniger Impfungen zur Zeit

En Holzbock-Weibchen auf der Suche nach Nahrung.
Die Parasiten sind schon aktiv, wegen Corona denken aber viele nicht daran den Impfschutz aufzufrischen.

Klein und leicht zu übersehen, aber dennoch gefährlich – die Rede ist von Zecken. Wem Corona-bedingt zu Hause die Decke auf den Kopf fällt, der flüchtet gerne in Park oder Wald. Man sollte dort aber nicht nur darauf achten, genügend Abstand zu anderen Spaziergängern zu halten, sondern auch keine unerwünschten Gäste mit nach Hause zu nehmen. Das Thema Zecken ist dieses Jahr aus mehreren Gründen besonders problematisch.

Höhere Kontaktrate

Denn während man mit der Pandemie beschäftigt ist, denken etliche nicht daran ihre FSME-Impfung auffrischen zu lassen und das, obwohl der kleine Parasit schon Saison hat. „Auch heuer gibt es eine unverändert starke Zecken-Aktivität. Dazu kommt aber in diesem Jahr, dass die Kontaktrate zwischen Mensch und Zecke deutlich steigt, weil die Leute mehr im Grünen sind“, warnt Georg Duscher, Experte zum Thema Zecken von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Wegen der allgegenwärtigen Corona-Krise denken etliche zur Zeit nicht an die „normalen“ Gesundheitsrisiken, wie eben die Frühsommer Meningoenzephalitis (FSME).

Weniger Impfungen

„Es kommen jedenfalls weniger Leute als in den normalen Jahren zur Impfung. Die ersten Wochen ist kaum was passiert. Mittlerweile kommen ein paar zur Auffrischung. Es läuft also an, aber langsamer und später als sonst. Die Terminvereinbarung und die anderen Auflagen, die momentan gelten, sind sicher nicht förderlich dafür. Aber es wird“, sagt Max Wudy, Sprecher der Hausärzte bei der Ärztekammer Niederösterreich (ÄK NÖ).

Die österreichische Apothekerkammer zeichnet ein ähnliches Bild: „Die Kundenfrequenz ist deutlich vermindert. Es werden derzeit hauptsächlich verordnete Medikamente aus der Apotheke geholt. Anderes, auch Impfstoffe, wird vermutlich auf später verschoben“, heißt es dazu.

Erkrankt man an FSME sind Gehirn und Gehirnhaut betroffen. „Sprachstörungen, Lähmungen, die Krankheit kann alle möglichen neurologischen Folgen nach sich ziehen und sogar bis zum Tod führen“, sagt Wudy. Die Krankheitsfälle stiegen zuletzt 2018 in Österreich sprunghaft an. In diesem „Rekordjahr“ berichtet die Virologie der Medizinischen Universität Wien von 154 diagnostizierten Fällen in Österreich. 2019 sank der Wert wieder auf 108 Fälle und liegt damit laut Bericht im Durchschnitt der Vorjahre. „Österreich gilt international als Paradebeispiel für den Schutz vor FSME“, sagt Duscher.

Vor FSME kann man sich durch die Impfung schützen. Zecken können aber auch Überträger anderer Krankheiten sein, wie Borreliose. „Daher sollte man sich immer auf Zecken untersuchen“, rät Experte Duscher.

„Riesenzecke“

Die warmen Temperaturen gefallen aber nicht nur der heimischen Zecke, sondern auch Verwandten aus dem Süden. 2018 wurde erstmals die „Tropische Riesenzecke“ in Österreich und Deutschland nachgewiesen. „Das ist problematisch, weil diese Zecke das Fleckfieber oder das Krim-Kongo-Fieber übertragen kann. Beide Krankheiten können schwere Folgen haben. Wir müssen das also genau im Auge behalten“, warnt Duscher.

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